Pflanzexperiment: Milpa

Ostern ist, wenn es an die Feiertage geht, das reinste Monster Frankensteins. Man nehme Frühlings- und Fruchtbarkeitsriten aus der halben Welt, werfe sie in den Mixer und wirbele das Ganze einmal gründlich durch. Dazu noch eine Prise okkulter Legenden aus einer guten Handvoll Kulturkreisen und fertig ist das Fest.

Aber da ich von Ostern nicht viel verstehe, beschränke ich mich doch heute einfach mal auf die Fruchtbarkeit und starte einen neuen Versuch. Diesmal geht es nicht um einen Pilz, sondern gleich um einen Drilling, denn ich habe die Samen für eine Milpa geschenkt bekommen.

Was ist eine Milpa? Nun, die Tüte ist beschriftet mit „Maya – Mix“ und das ist nicht einmal eine reine Marketinglüge. Die Kombination aus Mais, Bohnen und Kürbissen wird bereits seit „Jahrtausenden“ in Süd- und Mittelamerika gepflanzt. Sie dient dem Zweck, auf möglichst kleiner Fläche so schonend wie es geht einen hohen Ertrag zu erzielen, der im Idealfall auch noch vielseitig genug ist, dass es über das reine Hungerstillen hinausgeht.

Dabei dient der hohe Mais den Bohnen als Rankhilfe, die Bohnen tragen über ihre Wurzeln Stickstoff zurück in den Boden und düngen ihn so. Abgerundet wird das Ganze von Kürbissen, welche mit ihren flachen aber breiten Blättern den Boden vor direkter Sonneneinstrahlung und damit dem Vertrocknen schützen. Oder aber vor dem Regen, welcher ansonsten die kostbare Humuserde wegspülen könnte. Außerdem ziehen diese Pflanzen unterschiedliche Insekten an, oder stoßen sie ab. So schützen sie sich gegenseitig vor Schädlingen.

Soweit jedenfalls die Theorie. Nun geht es an die Praxis. Die Anzucht soll Mitte April gestartet werden und später, im Mai, auf einem Feld von nur zwei mal zwei Metern ausgebracht werden. Mais und Bohnen in der Mitte, Kürbisse außen herum oder dazwischen. Für die Fläche habe ich mir ein Stück vom Campusgarten an der Uni reserviert. Dort habe ich bereits ein kleines Beet, in dem aber beim besten Willen kein Platz für einen solchen Großversuch ist. Jetzt muss ich diese Fläche nur erst noch umgraben und vorbereiten. Das wird eine Menge Arbeit werden, denn die umliegenden Bäume und Sträucher haben solide Wurzeln. Außerdem ist der Boden leider recht mager und geringmächtig über dem anstehenden Muschelkalk.

Ich freue mich trotzdem sehr darauf, damit endlich loslegen zu können. Auch wenn sich das Konzept nicht auf industrielle Maßstäbe übertragen lässt, klingt es doch erst einmal nach einer effizienten und vor allem sehr bodenschonenden Methode, etwas anzubauen. Der besondere Clou dabei ist, das Saatgut von Bingenheimer ist nicht nur Bio, sondern auch Samenfest. Wenn das Experiment also gelingt, können die Samen gesammelt werden und im nächsten Jahr wieder gesetzt werden.

Wenn Ihr mögt, dann gebe ich ein Update, wie sich das ganze Projekt entwickelt. Habt Ihr vielleicht bereits Erfahrungen mit solchen kombinierten Pflanzungen? Gibt es Dinge, die ich noch berücksichtigen muss oder die es besonders zu beachten gilt? Ich bin gespannt auf Eure Meinungen.

Liebe Grüße

Euer Graf

Milpa Mischung

Das verwendete Saatgut von Bingenheimer (KEINE bezahlte Produktplatzierung. Ist ja auch bisher noch nichts gewachsen, womit man werbewirksam angeben könnte, auch wenn ich natürlich auf guten Ertrag hoffe)

15 Gedanken zu „Pflanzexperiment: Milpa

  1. Stella, oh, Stella

    Ich würde auch gerne hören, wie es weitergeht!

    Mein Grossvater, eigentlich ein Seemann, hatte immer 2-3 Dinge gleichzeitig in seinen Beeten und 2-3 verschiedene Ernten nacheinander. Der wusste ganz genau, was sich vertrug, und was man nach was anbauen konnte. Ich bedaure heute, dass ich damals nicht besser aufgepasst habe. Er hatte zusätzlich immer ein drittes Beet, wo er Gründünger wachsen liess, den er dann später umgrub. Dann rotierte er die Ernten auf den Beeten, alles ganz ausgeklügelt.

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    1. dergrafvonborg Autor

      Das klingt fantastisch! Es gibt so vieles, was man über Pflanzen wissen kann. Da werde ich wohl nie heran kommen, leider. Da glaube ich dir echt, dass du das bedauerst. Würde ich an deiner Stelle sicherlich auch. Aber irgendwie merkt man immer erst, wie wertvoll dieses Wissen war, wenn man nicht mehr so schön einfach dran kommt.

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  2. rina.p

    Eine coole Theorie. Nicht dumm die Maya – Wir würden doch irgendwie verhungern oder nahe dran sein, bis wir uns alles wieder angeeignet hätten. Ich bin auch sehr gespannt, das wäre mal ein Experiment, das ich meinem Paps vorschlagen könnte….Hm..ist ja bald Vatertag….da gibt es mal eine Samentüte…Bin auf Deine Updates gespannt.
    LG

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    1. dergrafvonborg Autor

      Das stimmt wohl. Es gibt so viel, was man über Pflanzen und ihre Beziehungen wissen kann. Und in diesem Fall wäre es ein Experiment, was Erfolg auch noch sehr schmackhaft belohnt 😀 Dann werde ich wohl mal informieren, wenn es etwas neues gibt.

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      1. rina.p

        Ja – das klingt schon interessant, wird die Bohne den Stengel des Mais schaffen – Schafft es der Mais überhaupt hoch genug zu wachsen und der Kürbis – der Gute – der macht mit seinen Blättern unten alles Platt. Da bin ich gespannt…:-)

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  6. Stella, oh, Stella

    Hallo, Herr Graf, endlich habe ich ein Milpa angelegt … also angefangen. Drei Maispflanzen bis jetzt, die ich gerade erst ausgeplanzt habe, weil wir ja den ganzen April über Nachtfrost hatten. Jetzt müssen die ein wenig wachsen und dann säe ich die Bohnen aus. Wieviel Bohnen hast du eigentlich per Maispflanze gesät? Nur eine oder mehr? Ich bin sehr gespannt, ob die Maise den kalten Mai überleben …
    Liebe Grüsse aus Dänemark!

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    1. dergrafvonborg Autor

      Hallo Birgit, das klingt doch super!! Ich hoffe, sie kommen gut raus. Bei mir waren es immer zwischen 3 und 5 Bohnen pro Mais, was recht viel war, aber es sind auch meist nicht so viele aufgegangen. 2-3 Pflanzen haben immer ganz gut funktioniert. Ich drücke auf jeden Fall die Daumen und liebe Grüße nach Dänemark! 🙂

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