Archiv für den Monat März 2018

StadtGartenSchau – Teil 1. – Hintergrund

Anfang März hatte ich ja bereits angekündigt, etwas mehr Informationen zu unserem kleinen Projekt am CampusGarten zu posten. Die Überlegung war, es als kleine Serie zu gestalten, die regelmäßig erscheint. Aber sind wir doch mal ehrlich, wirklich regelmäßig wird es nicht sein. Was wäre das nur für ein Grund, nicht trotzdem einfach einmal anzufangen? Wer braucht schon einen Plan?

Teil 1. Hintergrund

Vor 10 Jahren, 2008, zogen die US Streitkräfte aus der letzten von vier Kasernen in Würzburg, den Leighton Barracks am Würzburger Hubland ab. Damit endete eine fast 100 Jahre andauernde militärische Nutzung der Fläche dort. Bereits im ersten Weltkrieg wurde hier eine sporadische Flugausbildung der Luftwaffe betrieben, aber erst 1936 wurde ein dauerhafter Fliegerhorst der Reichs-Luftwaffe errichtet. 1945 ging die Basis dann nahtlos an die US-Truppen über.

Jetzt, 10 Jahre nach dem Abzug, beginnt die Nachfolgenutzung. Anlass dazu ist die Landesgartenschau 2018. In Bayern ist es so geregelt, dass Landesgartenschauen nicht auf „grüner Wiese“ angelegt werden dürfen, sondern in Verbindung mit Konversionsflächen stehen müssen. Und hier gibt es viel Fläche, die zu konversieren war. Viele alte Gebäude mussten abgerissen oder sehr aufwändig saniert werden. In der Geschichte der Gebäude gab es immer wieder Baustoffe, die so heute verboten sind, wie Teer, Bleifarbe oder Asbest, aber auch eine gute Auswahl an Stoffen, die eigentlich nicht einmal Baustoffe sein sollten aber trotzdem gefunden wurden, wie Mineralölrückstände, Phosphorbomben noch aus dem Krieg oder DDT, als Insektenschutz in den Gebäuden.

Wenigstens seit 2014 wird auf dem Gelände rück- und neugebaut. Ein Vergnügen, was alle Beteiligten viel Geld, Zeit und offenbar auch Nerven kostet. Dafür soll hier im Anschluss ein komplett neuer Stadtteil entstanden sein mit dringend benötigtem Wohnraum. Aber vorher soll noch die Landesgartenschau hier stattfinden und viele Touristen in die Stadt ziehen.

Und hier kommen wir dann auch ins Spiel. Im letzten Jahr wurde nämlich eine Kooperation zwischen dem CampusGarten, bei dem ich mich überraschend in der Organisation und Leitung wiedergefunden habe (ich habe immer noch keine Ahnung, wie das passieren konnte), und dem Stadtgärtner e.V. Würzburg begonnen. Gemeinsam mit der VHS sollten wir eine UrbanGardening Fläche erstellen, immerhin sind wir ja die Profis darin, aber für jeweils eine einzelne Organisation wäre das viel zu viel Arbeit gewesen. Ich kann nicht sagen, ob es daran lag, dass eventuell etwas Fläche einfach übrig war, die es zu füllen galt, oder weil UrbanGardening aktuell ein Trendthema ist und die Organisation der LGS ihre Zielgruppe auf mehr als die klassischen Rentner ausdehnen wollte.

Aber wir sagten zu und bekamen 2000m2 Parkplatzfläche zugewiesen. Wenige Wochen später war die große graue Asphaltfläche dann unter etlichen LKW-Ladungen „Erde“ begraben. Dieses planierte Gemisch aus stark tonigem Lehm und dicken Steinen sollte unser Spielplatz sein, in Sichtweite zum alten CampusGarten, der nebenher weiter wuchs und gedieh.

Mit Köpfen voller Ideen aber keinem rechten Plan begann unser kleines Abenteuer und es wurde ein regelrechter Marathon.

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Eine „historische“ Ansicht des Geländes, hier von 2001. Weiter geht Google Earth nicht zurück und für die älteren Ansichten habe ich keine Lizenzen. Rot umrandet (ich hoffe, ihr habt gute Augen) ist die Fläche, die uns zugewiesen wurde. Direkt angrenzend an die alte Mall und das westliche Ende der Landebahn. Hier war sie bereits stillgelegt, teilweise als Straße, teilweise als Helipad genutzt. Übrigens auch eine spannende Fundgrube für die Baustoffbeprobung. Ich empfehle gute Handschuhe. (Keine Sorge, inzwischen ist alles gründlich saniert, dem Steuerzahler sei Dank!) Der blaue Bereich ist der Standort von unserem CampusGarten. Inzwischen sieht das ganze Areal etwas anders aus und wir sind zu allen Seiten von Baustellen umgeben. Nach hinten Raus soll dennoch Grünfläche bestehen bleiben.

Hörsaalgetuschel – Ausgabe 171.

Heute leider einmal gründlich verspätet, denn das Wochenende ist mit strahlendem Sonnenschein und wunderbaren Temperaturen im Gepäck gekommen. Da muss man doch raus und hat keine Zeit, irgendwelche Geschichten auf ominösen Webbloggs zu lesen. 😉

Rehabilitation

„Was hat sich denn nun eigentlich mit dem Job ergeben? Du meintest doch, der Lehrstuhl hätte sich endlich gemeldet.“

Flo war der Ansicht, dass Erik sich deutlich gebessert hatte. Er war wieder dazu übergegangen regelmäßig zu duschen, trug saubere Kleidung, hatte sich rasiert und wirkte generell wieder etwas wacher, anwesender und neugieriger. Sein Zimmer war aufgeräumt, wenn auch immer noch etwas staubig, aber im Großen und Ganzen sauber. Immerhin hörte er ihm zu und zeigte dies auch noch durch passende Fragen. Das alles war im letzten halben Jahr durchaus sehr viel anders gewesen. Flo hatte sich dabei bereits so sehr an den „neuen“ Erik gewöhnt, dass er nun eine Weile brauchte, um sich zu erinnern, dass er ihm ja bereits vor einer Woche von der ausstehenden Hiwi Stelle erzählt hatte.

„Ja, sieht so aus, als würde er was werden. Unterschrieben ist noch nichts, aber bei dem Lehrstuhl wundert mich das nicht. Sie haben uns jetzt aber immerhin mal zu einer Besprechung in zwei Wochen eingeladen und wollen bis dahin wissen, wer welchen Termin übernimmt. Hatten sie dich nicht auch gefragt?“

Erik spülte seine letzte Kaffeetasse und räumte sie zum Trocknen ins Trockenreck. Eine weitere Eigenschaft, die so langsam wieder zurück kam. Er bekam

„Nein, haben sie tatsächlich nicht. Ich meine, es hätte mich gewundert, wenn sie mich gefragt hätten. Die haben ja meine Hausarbeit auch vorliegen und du meintest ja auch, er hat dich angesprochen, weil du von der Persönlichkeit her auf das Profil passt. Der weiß selbst, dass ich nicht angenommen hätte. Ich mache keinen Job mit Kundenkontakt.“

„Hast du denn wieder was?“

„Noch nicht, aber ich bin dran. Habe ein Angebot bekommen, von da, wo ich schon mein Praktikum im Bachelor gemacht hatte. Den Job kann ich mir dann auch wieder als Praktikum anrechnen lassen.“

„Dann ist es wenigstens ein bezahltes Praktikum. Hat auch seine Vorteile.“

„Stimmt, es kann schließlich nicht jeder Überzeugungstäter sein. Wie geht es eigentlich Kristina?“

„Ganz gut soweit. Viel Arbeit natürlich, aber demnächst hat sie ein paar Tage vor Semesterbeginn frei, da wollten wir mal weg fahren. Wie sieht es denn bei dir aus? Was ist mit Marlene geworden? Sie hieß doch so, oder?“

Erik warf einen vorsichtigen Blick in einen Topf, den er im Kühlschrank gefunden hatte, und stellte erfreut fest, dass der Inhalt etwas angetrocknet aber noch genießbar war. Für den Abend wanderte er zurück in den Kühlschrank.

„Oh ja, läuft ganz gut, wenn man so will. Kommt vielleicht etwas auf die Betrachtungsweise an.“ Flo hob fragend die Augenbrauen. „Nicht falsch verstehen, sie ist eine tolle Frau. Zuckersüß, wunderschön, intelligent, und leider völlig durchgeknallt. Sie hat ein Helfersyndrom und sucht sich wohl unbewusst immer die Männer, bei denen es etwas zu reparieren gibt.“

„Also bist du ihr Projekt und sie will dich reparieren?“

„Nein, das kann sie nicht. Aber ja, ich glaube, das ist es, was mich für sie interessant macht. Sie will immer anderen helfen, oder zu Hilfe verhelfen, aber selbst sieht sie nicht ein, dass sie Hilfe braucht. Ich komme ja wieder aus meinem Loch raus, aber sie sieht nicht einmal ein, dass sie in einem drin steckt. Deswegen wird es am Ende wohl nicht klappen, auch wenn es zur Zeit noch sehr schön ist. Sie braucht mich halt, um glücklich zu sein, aber ich bin nicht auf sie angewiesen. Wir müssen also etwas finden, um sie auf eigene Füße zu stellen. Wenn das klappen sollte, dann kann es funktionieren. Aber wie überzeugt man jemanden davon, dass er Hilfe braucht, der in dem festen Glauben ist, alles würde gut werden, wenn man nur jemand anderem hilft?“

Flo verstand, was Erik damit meinte. Und er spürte Eriks leise Hoffnung, ihr doch noch helfen zu können und vielleicht jemandem an seiner Seite zu haben, der er auf Augenhöhe begegnen konnte, vielleicht zum ersten mal seit … immer.

Steinwands Hauskatze

Der Funfact der Woche 1.

Heute gibt es statt des Blödsinns der Woche einmal einen Funfact der Woche, denn ich bin heute in der Veröffentlichung vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur „Verkehr in Zahlen“ auf die Angabe gestoßen, dass in Deutschland 2013 ganze 1.084,8 Mrd. Personenkilometer zurückgelegt wurden. (Also etwa 1.084.800.000.000 km. Ja, die Zahl ist gerundet.)

Diese Zahl ist groß genug, als dass ich mir nichts darunter vorstellen konnte, sie aber gerne etwas visualisierbarer hätte. Das naheliegende Modell, X mal um den Äquator, lassen wir mal gleich aus. So groß ist unsere kleine Murmel wirklich nicht, dass uns das hilft. Auch die Entfernung Erde – Mond wirkt spontan eher … mau. Was ist sonst noch logisch? Die Entfernung Erde – Sonne. Unser Muttergestirn ist zwar auch schon unfassbar weit weg, aber irgendwo muss man ja anfangen. Also …

Mittlere Distanz Erde – Sonne = 1 AE (Astronomische Einheit) = 149.597.870,7 km

Die Zahl ist etwas kleiner, als unsere Verkehrsleistung, und mit ihr komme ich darauf, dass wir alle zusammen 7251,44 AE zurücklegen, also über 7000 mal die Strecke zwischen Erde und Sonne.

Kann ich damit jetzt mehr anfangen? Wer weiß, aber das ist immer noch echt eine große Zahl. Immerhin braucht das Licht von der Sonne bis zu uns etwa 8,5 Min. Der Nächte Schritt ist logisch, oder?

1 Lj (Lichtjahr) = 9.460.730.472.581 km

Die Zahl ist schon deutlich größer. Sie ist sogar größer als unsere kumulierte Personenkilometerstrecke. Dennoch, wir schaffen sagenhafte 0,11466 Lichtjahre!

Über 1/10 Lichtjahr! Nur in Deutschland! Nur 2013! Und seitdem ist die zurückgelegte Strecke beständig weiter gestiegen. Über 40 Tage Reise bei Lichtgeschwindigkeit.

Gut, damit ist die Zahl immer noch nur minimal greifbarer für mich winziges Menschlein geworden, aber Spaß hat es trotzdem gemacht, es ist dennoch irgendwo ein Blödsinn der Woche geworden, und wenn ich schon immer das letzte Wort haben muss, dann doch folgendes:

Faszinierend!

Fremont Rakete ICBM

Du möchtest gerne wissen, was es mit dieser Rakete auf sich hat? Ich empfehle einen Blick in den Reiseführer hier *Link*. Es lohnt sich 😉

Sollte ich irgendwo einen Denkfehler haben, seid ihr herzlich eingeladen, mit mir darüber in den Kommentaren zu diskutieren.

Der absolute Löwenanteil dieser Strecke wird übrigens mit dem Auto zurückgelegt, größtenteils von Leuten, die ihr Fahrzeug alleine bewegen. Die Zahl der möglichen Personenkilometer ist also ein Vielfaches größer.

Hörsaalgetuschel – Ausgabe 170.

Wartezeit

Flo schämte sich nicht zuzugeben, dass er neidisch auf Steffi war. Drei Wochen hatte sie Urlaub gehabt, war durch Mexiko und Teile Mittelamerikas gereist. Drei Wochen lang hatte er Fotos von ihr geschickt bekommen, wie sie mit ihrem Freund am Strand lag, antike Ruinen erforschte, durch dichte grüne Wälder streifte oder durch die Gassen verträumter und weniger verträumter Städte schlenderte. Drei Wochen, die er im Büro mit seinem Praktikum zugebracht hatte. Beinahe fühlte er sich etwas schlecht sich darüber zu freuen, dass sie jetzt wieder zurück war und sein Leben teilte. Aber eigentlich freute er sich mehr, dass sie jetzt die Zeit fanden, alle gemeinsam den Abend in der Bar verbringen zu können.

Er hatte mit einem Abend voller Abenteuergeschichten gerechnet, immerhin waren die Fotos alle recht beeindruckend gewesen. Es stellte sich aber schnell heraus, dass die Fotomotive wohl gewählte Highlights waren, zwischen verstopften Straßen, massenhaft Strandverkäufern, die ihnen jede Menge schlecht produzierter Souvenirs verkaufen wollten und Hotels, bei denen man sich wunderte, dass mehr Menschen als Kakerlaken im Pool schwammen. Es ist also nicht alles Gold, was auf Social Media so schön glänzt.

Stattdessen kam das Gespräch schnell auf ein anderes Thema. Denn genau wie Flo hatte auch Steffi bereits den halben Monat auf eine Mail gewartet, die ihnen versprochen worden war, aber einfach nicht kommen wollte. Während ihres Urlaubs hatte sie immer wieder ein Auge auf das Mailfach geworfen und sich gewundert. War die Mail nur einfach nicht angekommen? Wäre sie da gewesen, hätte sie vielleicht einmal angerufen. Aber so richtete sie ihre Frage stattdessen an Flo.

„Sag mal, hast du eigentlich in der Zwischenzeit etwas wegen des Tutoriums gehört? Er meinte doch, sie würden die Unterlagen nur noch fertig machen und uns dann Bescheid geben. Ich habe jetzt die Mails immer überwacht aber es kam nie etwas.“

„Ich habe auch noch nichts bekommen. Vermutlich ist es unter die Räder gekommen, denn ich war letzte Woche da, habe ihn noch einmal dran erinnert und er hat es sich aufgeschrieben.“

„Es lief also noch überhaupt nicht?“

„Nein. Er meinte zwar, es hätte längst laufen sollen, aber draus geworden ist wohl nichts. Wieso, konnte er mir nicht sagen. Aber das läuft wohl auch nicht über ihn. Er macht zwar die Vorlesung dazu und hält die Übung, aber das ist eigentlich nicht einmal sein Lehrstuhl, von dem die Veranstaltung kommt.“

„Ich werde diese Uni nie verstehen. Aber jetzt weiß ich wenigstens auch, was du meintest, als du gesagt hast, du wärst erst einmal vorsichtig. Ich hätte nicht erwartet, dass es ein solches Chaos geben kann, über ein paar HiWi-Verträge.“

Flo konnte sich nur denken, dass es einfach im allgemeinen Chaos untergegangen ist, die Papiere längst fertig da lagen und irgendwo unter irgendwelchen Anträgen auf den Schreibtischen sedimentierten. Irgendwann würde dann, lange, nachdem eine neue Version gedruckt, unterschrieben und abgeheftet war, bei einer Aufräumaktion in ferner Zukunft ein beinahe schon metamorph überprägter Stapel an Papieren zum Vorschein kommen und ohne weitere Beachtung in den Papiermüll wandern. Denn so funktionierte Nachhaltigkeit an der Uni einfach.

Sie einigten sich darauf, dem Lehrstuhl noch eine Woche Zeit zu geben, bevor sie sich melden wollten. Der letzte Tag sollte der sein, an dem dann doch noch die erwartete Mail eintraf.

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Der Blödsinn der Woche 20.

Der heutige Blödsinn ist tatsächlich einmal eine Frage zu den Problemen des Universums. Seit dieser Woche ist die Welt ja leider einen brillanten Wissenschaftler ärmer, dem diese Frage dennoch zu banal gewesen wäre. Sei ihm seine Ruhe gegönnt, euch hingegen nicht so sehr 😉

 

Wenn es im Universum nur eine begrenzte Menge Materie gibt, wie kann es beim all-you-can-eat Buffet unbegrenzten Nachschub geben?

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Hörsaalgetuschel – Ausgabe 169.

Ausschlafen am Wochenende

Eines der großen Vorteile von Wochenenden ist, dass nicht zwangsläufig der Wecker die Nacht beendet, sondern der Tag selbst eine Chance dazu bekommt. Wenn die Sonne durch die Vorhänge linst und man nicht wacht wird, weil die Zeit vorbei ist, sondern weil man tatsächlich ausgeschlafen ist.

Die Theorie könnte so schön sein, wenn sie sich denn auch daran halten würde. Aber der Körper gewöhnt sich an gewisse Rhythmen und wacht dann auch zu den Zeiten auf, die er gewohnt ist. Ob die Zeit dazu schon reif ist oder nicht, spielt erst einmal eine untergeordnete Rolle. Und so kam es dann, dass Flo nach immerhin sechs Stunden Schlaf, was wenigstens zwei zu wenig für ihn waren, entnervt auf die Uhr sah.

Sonnenaufgang war für ihn nie ein Kriterium zu Wachwerden gewesen. Er hatte auch gerne einmal bis mittags durchschlafen können, nur um dann weitere Stunden einfach nur faul da zu liegen. Aber das war einmal. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt, an den Wochenenden bei Kristinas innerem Zeitplan mitzuspielen. Das hieß, gegen zehn Uhr aus dem Bett zu krabbeln und zu frühstücken. Nur waren es selbst bis dahin noch zwei Stunden Zeit, und trotz neu in die Bettdecke wickeln und umdrehen schaffte er es nicht, noch einmal einzuschlafen. Und das trotz bleierner Müdigkeit.

Welchen Wert hatte denn ein Wochenende, wenn der Wecker zwar nicht um sechs Uhr klingelte, er aber doch keinen erholsamen Schlaf nachholen konnte? Kurz spielte er mit dem Gedanken, einfach schon einmal aufzustehen und das Frühstück vorzubereiten, aber dabei würde er vermutlich Lärm machen und seine Freundin wecken. Sollte er sich stattdessen an den Schreibtisch setzen und liegen gebliebene Arbeit aufholen? Es wäre notwendig aber ungefähr so verlockend, wie von einer kalten Dusche geweckt zu werden.

Während er grübelte, angelte er Kristinas Kuscheltier zwischen den Kissen hervor. Das rosane Plüschschwein begleitete sie schon seit ihrer Kindheit und war ganz selbstverständlich auch in ihrem Bett eingezogen, selbst wenn ihr einziger Kontakt dazu noch war, es gelegentlich von hier nach da zu räumen, wenn es ihr im Weg war. Stattdessen belächelte sie Flo, wenn er es hervorzog und damit spielte oder mit ihm redete. Von seinen Kindheitserinnerungen hatte keines das Haus seiner Eltern verlassen. Wozu auch? Er hatte ja jetzt das Schwein.

Als Kristina eine Stunde später aufwachte, fand sie Flo, fest schlafend mit ihrem Kuscheltier auf dem Brustkorb liegend. Es schien ihr fast, er würde dort ein Baby halten. Sie konnte nicht sagen, was dieser Gedanke mit ihr machte, aber er beunruhigte sie und erfüllte sie gleichzeitig mit Glück. Heute würde sie nicht direkt aufstehen, stattdessen kuschelte sie sich noch etwas zu Flo und dem Schwein und gab sich ihren Grübeleien hin.

Golden Gardens Seattle

Wenn man nicht nein sagen kann

Wer meinem Blog schon ein Weilchen folgt, der kann sich erinnern, dass ich bei uns am CampusGarten mit viel Begeisterung (und immerhin mäßigem Geschick) tätig bin. Und gegebenenfalls habe ich sogar bereits erwähnt, dass wir in diesem Jahr ein ganz besonderes Projekt mit einem Auftritt auf der Landesgartenschau hier haben. Das ist dann wohl auch die Erklärung, wieso ich in letzter Zeit nicht mehr so besonders zuverlässig mit schönen Geschichten bin, denn dieses Projekt frisst echt viel Zeit.

Wenn ihr möchtet, berichte ich euch demnächst gerne einmal, wie aus einem einfachen Parkplatz ein präsentables UrbanGardening Projekt wird. (Spoileralarm: Mit viel Geduld und Ausdauer. Und viel Arbeit! Es war tatsächlich einfach nur ein Parkplatz, und damit man mit dem Asphalt nicht in Konflikt gerät hat uns die Planung einfach nur einen Haufen Ton, Lehm und Steine drauf gekippt und damit einen neuen Boden eingezogen.)

Inzwischen sind die ersten Pflanzen angesät und die Eröffnung Mitte April ist wirklich nicht mehr weit. Es wird nur nicht die ganze Zeit jemand da sein können, der den Besuchern erklärt, was sie sehen. Dafür braucht es dann Schilder. Für die einzelnen Teilgebiete auf der Fläche gab es also Vorschläge für Texte und Bilder. Ich war leichtsinnig genug, meinen Vorschlag mit einer handgezeichneten Skizze zu versehen. So habe ich erfahren, dass der Plan besteht, die Schilder mit wenig Text um eine von Hand erstellte Zeichnung zu erstellen, und dass der Arbeitskreis Beschilderung aus zwei Personen besteht, eine davon ich. Vielleicht wäre es besser gewesen, laut „Nein“ zu rufen. Immerhin habe ich seit Jahren nicht mehr gezeichnet und habe es generell nie wirklich gelernt oder intensiv betrieben.

Aber ich bin still geblieben und jetzt fließen viele Stunden in Bleistift- und Tuscheskizzen, die am Ende mit Buntstift verfeinert werden um auf Schilder gedruckt zu werden. Die fehlende Übung macht sich bemerkbar, denn es sind wirklich viele Stunden, aber Spaß macht es trotzdem. Hoffentlich kann man es am Ende auch sehen.

Für fertige Schilder müsst ihr euch noch etwas gedulden, aber ganz ohne Kostprobe will ich euch auch nicht abspeisen (stümperhaft bei zu wenig Licht von Ausdrucken abfotografiert). Daher hier eine kleine Auswahl. Es ist übrigens durchaus effektive Arbeitsteilung, dass wir gemeinsam an den Zeichnungen arbeiten und jeder den Teil übernimmt, den er am besten kann. Kleiner Tipp: Wenn eine Pflanze verhunzt aussieht, stehen die Chancen gut, dass sie von mir ist. Das ist wirklich nicht meine Spezialität…

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Naheliegend, aber alles, was auf den Schildern abgebildet ist, wird natürlich auch auf der Fläche zu sehen sein.

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Hier könnte dem ein oder anderen etwas bereits Bekanntes auffallen. Ich habe jedenfalls bereits darüber geschrieben.

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Gut, diese beiden habe ich nicht mit gezeichnet, aber ich finde sie so toll, die muss ich einfach dazu packen.

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Und damit ist der erste Ausflug auf unseren Beitrag zur Landesgartenschau 2018 auch schon wieder vorbei. Vielleicht gibt es ja demnächst ein paar mehr Berichte von dort. Wenn euch danach ist natürlich. Es wird jedenfalls ein reichlich voller Sommer, das steht jetzt schon zweifelsfrei fest. (Worauf habe ich mich da nur eingelassen? 😀 )

Hörsaalgetuschel – Ausgabe 168.

Terminmanagement

Die Klausur hat erst einmal Vorrang, danach habe ich ja dann immer noch eine Woche in der ich die eine Hausarbeit schreiben kann, die andere ist ja fast fertig, das dauert doch sicherlich nur noch einen Tag und die dritte kann ich ja dann immer abends nach dem Praktikum machen und an den Wochenenden. Also Samstag abends und sonntags dann. Das ist dann eine effektive Zeitnutzung.

So hatte Flo es sich ausgemalt und seine Zeit durchgeplant, obwohl er bereits von Anfang an genau wusste, dass es nicht aufgehen würde. Er kannte sich gut genug und wusste, dass er dafür zu faul sein würde. Abgesehen davon, würde Kristina es ihm übel nehmen, wenn er sie zu sehr vernachlässigte. Wenn er sich dazu überhaupt selbst hätte überreden können. Er hätte also jetzt seine Zeit am Schreibtisch verbringen und eifrig die Tastatur müssen. Es wunderte niemanden, dass er das nicht tat.

Stattdessen füllte er seine Oxytocinvorräte wieder auf und verbrachte den Abend mit Kristina auf dem Sofa. Worüber sie sich unterhielten könnte er in ein paar Minuten nicht mehr sagen, sein Gehirn lief bereits auf Sparflamme und ohne Filter. Er reagierte darauf, was sie ihm erzählte, erzählte selbst, was ihm gerade durch den Kopf wanderte, aber nichts davon schaffte es bis in sein Langzeitgedächtnis. Selbst das Kurzzeitgedächtnis hatte bereits Feierabend und sammelte nur noch das Nötigste ein.

Und so verpasste er dann auch, dass sie ihm mitteilte, an welchem Tag sie denn auf dem Geburtstag ihres Vaters bei ihren Eltern sein würden. Er verpasste, dass sie nächste Woche erst später zuhause sein würde, weil sie das Firmenjubiläum vorbereiten mussten und er verpasste auch, dass sie ihn bat, mit ihrem Rezept auf dem Heimweg am Montag in der Apotheke vorbei zu gehen.

In den kommenden Wochen würden einige Überraschungen auf ihn warten, mit Terminen, von denen er vorher noch nie etwas gehört hatte, obwohl Kristina ihm jeden einzelnen davon aufgezählt hatte. Wäre sie selbst etwas aufmerksamer gewesen, dann hätte sie bemerkt, dass ihr Freund bereits zur Hälfte im Traumland weilte, und hätte lieber Notizzettel geschrieben. So aber würden die Überraschungen genau so auf sie selbst warten..

Discovery Park