Archiv für den Monat Mai 2018

Szenen an der Supermarktkasse

Ich stehe an der Supermarktkasse und träume vor mich hin, wie ich es viel zu oft tue. Der neue Azubi an der Kasse ist noch nicht besonders geübt und entsprechend geht es gemütlich voran. Die Dame hinter mir möchte gerade damit beginnen, ihre Einkäufe aufs Band zu räumen, als ihr auffällt, dass etwas fehlt. Man sieht ihr an, dass diese Abweichung vom geplanten Ablauf Stress für sie bedeutet. Ihre Stimme rangiert irgendwo zwischen schüchtern, beschämt und gehetzt, als sie sich an mich wendet.

„Entschuldigung aber könnten Sie ganz kurz auf meinen Wagen aufpassen?“

Ich bin etwas überrascht denn es ist nicht viel los und hinter ihr steht niemand an. Aber selbstverständlich nicke ich zustimmend. „Klar!“ Es gibt keinen Grund, wieso nicht. Der ältere Herr vor mir dreht sich um, mustert mich schmunzelnd und muss kichern.

„Sie wirken trotz Bart offenbar vertrauenswürdig.“

Mir ist mein Bart nie als kontroverses Thema vorgekommen. Er ist seit vielen Jahren ein treuer Begleiter. Kein langer Hipsterbart oder aufwändig zurecht rasiert. Einfach nur ein kurzer unkomplizierter Vollbart, lang genug um nicht mehr stachelig zu sein. Frei von jeder politischen Aussagekraft und ohne Ähnlichkeiten zu berühmten Vorbildern in Märchen und Geschichten. Für den Räuberhauptmann hat es nie gereicht.

„Trotz oder gerade deswegen?“ wandert es mir durch den Kopf und zeitgleich über die Lippen. Im Kopf des Mannes scheint das etwas auszulösen, jedenfalls beginnt er zu erzählen, dass Bärte in seiner Jugend ausgesprochen verpönt waren aber das ja so lange her sei und jeder tun sollte, was ihn denn glücklich macht. Ich kann sein Alter schwer schätzen. Ist er noch im Bereich der 70 oder schon über die 80? Ich weiß nicht, wann seine Jugend war, aber spontan fällt mir keine Epoche ein, in der es nicht wenigstens in einzelnen Gesellschaftsschichten angesehen oder akzeptiert gewesen wäre, einen Bart zu tragen. Die Mode schwankt natürlich auch in diesem Bereich stark.

Erst im Nachhinein fällt mir auf, dass er mich trotz der immer breiter werdenden grauen Strähnen im Bart mit seiner Formulierung auch der Jugend zugerechnet haben könnte. Möglicherweise lässt der Bart mich also nicht nur vertrauenswürdiger, sondern auch noch jünger wirken. Ist nicht in der Regel das Gegenteil der Fall? Was auf mich zutrifft kann ich nicht sagen. Die letzten Fotos, auf denen ich ohne Bart zu sehen bin sind bereits alt und vermutlich hat sich auch mein Gesicht im Laufe der Zeit ein wenig gewandelt, genau wie so vieles anderes.

Inzwischen ist auch die Dame gefunden, was sie gesucht hat, und ist wieder zu ihrem Einkaufswagen zurückgekehrt. Mit einem dankbaren Blick stellt sie fest, dass noch alles ist, wie sie es zurückgelassen hat, und beginnt nun doch noch damit, das Band zu beladen. Der Azubi bekommt unterdessen Unterstützung von einer Kollegin, die bereits ein paar Jahre länger hier arbeitet. Auch wenn sie immer gut gelaunt und freundlich ist, sie ist gleichzeitig weltmeisterhaft schnell. Der alte Mann vor mir kennt sie offenbar auch, denn er seufzt etwas wehleidig, fügt sich dann aber seinem Schicksal.

Geoengineering – Moin Senf

Nachdem es hier in letzter Zeit eigentlich nur noch um den Garten ging wird es allerhöchste Zeit für eine kleine Abwechselung. Mir begegnen in letzter Zeit vermehrt wieder Artikel zum Thema Geoengineering, und ich frage mich wieso? Warum ich bei diesen Berichten immer etwas skeptisch bin möchte ich euch in einem kleinen Beitrag gerne erläutern.

Habt ihr euch schon einmal mit dem Thema befasst? Wie ist eure Meinung dazu? Diskutiert gerne mit und vielleicht kann mich ja sogar jemand umstimmen.

Riesige Spiegelflächen im Orbit, die einfallendes Sonnenlicht in den Weltraum reflektieren, künstlich angelegte Wälder in den Wüsten dieser Welt, in der oberen Atmosphäre verstreute Aerosole, welche künstlich Wolken und damit Regen entstehen lassen sollen oder Ozeane voller Algenplantagen, in denen CO2 gebunden werden sollen. Alle diese Maßnahmen zählen zum Themenkomplex des Geoengineerings. Darunter versteht man die Beeinflussung des Weltklimas durch groß angelegte technische Maßnahmen. Der Mensch hat den Klimawandel maßgeblich verursacht, also soll er ihn auch wieder beseitigen, ist dabei die Devise. Die meisten Entwürfe setzen dabei beim Entfernen großer Mengen CO2 aus der Atmosphäre an.

Der Gedanke ist naheliegend. Immerhin ist es auch aus Sicht des Weltklimarates (IPCC) nicht mehr möglich, das 2-Grad-Ziel nur durch Klimaschutzmaßnahmen einzuhalten. Emissionen einsparen allein reicht also nicht mehr aus, um unser Wohlfühlklima zu retten. Aktiv werden müssen wir so oder so, es stellt sich nur die Frage, wie wirkungsvoll wir sein können.

Aber genau wie das vor einigen Jahren sehr emotional diskutierte Verfahren des Abscheidens und Untertageverbringen von CO2 bergen diese Methoden nicht kalkulierbare Risiken. Auch wenn die Klimaforschung weiterhin große Fortschritte erzielt, verstehen wir immer noch viel zu wenig über die Prozesse unseres Klimasystems, um die Folgen solcher Eingriffe zuverlässig abschätzen zu können.

Ganz abgesehen davon ist die wirtschaftliche Komponente nicht zu verachten, denn ob es nun um die Bewässerung und Düngung von Bäumen in der Wüste, die Bewirtschaftung von schwimmenden Farmen im Ozean, die Installation von Spiegeln im Weltall, CO2-Abscheidern oder das Ausbringen von Aerosolen in der Stratosphäre geht, in jedem Fall kostet es Geld. Wer will das bezahlen? Wer KANN das bezahlen? Die Kosten für solche Eingriffe liegen wenigstens im Milliardenbereich.

Und selbst wenn die Finanzierung stimmt, geht es um eingriffe, die das Klima und unsere gesamte Umwelt auf Generationen hin bestimmen werden. Wie stellt man sicher, dass man nicht langfristig einen größeren Schaden als einen Nutzen erzeugt?

Das Verbrennen fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas war auch einmal nicht nur das „kleinere Übel“, sondern der große Wurf, der alles besser machen sollte. Auch wenn es bereits Veröffentlichungen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gibt, die eine Klimawirksamkeit der Verbrennung von Kohle auf globalem Maßstab festgestellt haben, dauerte es seine Zeit, bis die Erkenntnis allgemein etabliert war. Wobei es selbst heute noch Menschen gibt, in deren Augen die Naturgesetze offenbar keine Gültigkeit besitzen.

Kritiker befürchten, dass eine Einführung von Geoengineeringmaßnahmen zur Folge haben wird, dass dies von der Industrie als Freifahrtschein gesehen werden könnte, Emissionen ungehindert in die Atmosphäre einzubringen. Schließlich könnten sie ja jederzeit wieder herausgefiltert und anderweitig entsorgt werden können.

Ein weiteres Argument gegen beispielsweise die Verpressung von CO2 in geologische Speicher ist der „überragende Erfolg“ von vermeintlich sicheren Atommüllendlagern. Bislang konnte auf der Erde keine einzige geologisch zuverlässig stabile Situation ausgemacht werden, die als Endlager brauchbar wäre. Für das flüchtige CO2 werden noch größere Probleme erwartet. Eine Verkippung von mühsam produziertem Holz oder sonstiger Biomasse untertage ist schon allein aus wirtschaftlichen Gründen nicht vorstellbar.

Dabei wäre genau das notwendig, denn die Rechnung ist eigentlich einfach. Material wurde aus einem stabilen fossilen Zustand in den atmosphärischen Kreislauf eingetragen und ist hier nun aktiv. Um den Effekt dauerhaft zu bekämpfen muss dieses Material wieder aus dem Stoffkreislauf entfernt und gebunden werden. Die Alternative ist ein verändertes System mit einem neuen Gleichgewicht, und auch wenn die Erde selbst damit kein Problem haben wird, es zeichnet sich doch ab, dass wenigstens der Übergang in dieses neue Gleichgewicht für uns Menschen nicht angenehm wird.

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Regelt das schon: Die Natur. Hier bei der Arbeit in einem alten Steinbruch und schwer beschäftigt, sich um sich selbst zu kümmern. Macht ja schließlich sonst keiner.