Archiv der Kategorie: Experiment

RefÖko Wochenpost

Wie einige vielleicht wissen, engagiere ich mich hier an der Uni im Referat für Ökologie und Nachhaltigkeit. In dem Rahmen fand unter anderem die Urban Gardening Ausstellung auf der Landesgartenschau statt, über die ich ja auch hier viel berichtet habe. Seit einiger Zeit schreibe ich auch einen Newsletter, die „Ökologische Wochenpost“, in deren Rahmen Protokolle, Termine und einige aktuelle und interessante Themen rund geschickt werden. Termine und Protokolle sind für diesen Blog uninteressant, aber es kam der Gedanke, ob die angesprochenen Themen vielleicht spannend sind?

Daher jetzt dieser Beitrag. Unten findet ihr die Themen aus der aktuellen Wochenpost. Lasst mich doch gerne wissen, ob ihr so etwas hier gerne öfter sehen möchtet, ob es zu ausführlich oder zu kurz ist. Findet es Anklang oder stört es eher? Tobt euch in den Kommentaren aus 😉

Liebe Leute,

mit Projekten wie den Biotopen am Campusgarten oder der Wildblumenwiese auf dem zentralen Campus versucht das Referat seinen Teil im Kampf gegen das Insektensterben zu leisten. Eine internationale Konferenz hat zu solchen Zwecken jetzt einen praktischen 9-Punkte Plan veröffentlicht. Aktionen sind wichtig, denn es ist hinreichend bekannt, dass unsere Agrarlandschaft auf Biodiversität angewiesen ist.

https://www.naturkundemuseum-bw.de/aktuell/nachricht/9-punkte-plan-praesentiert

https://www.leopoldina.org/politikberatung/arbeitsgruppen/biodiversitaet-in-der-agrarlandschaft/

 

„Viele dachten lange Zeit, Klimawandel betreffe nur Inseln im Pazifik. Dem ist aber nicht so. […] Ein Jahr wie dieses mit heftigen Stürmen zu Jahresbeginn und der anhaltenden Trockenheit wird immer weniger zum Ausreißer werden.“ Das sagt NRWs Umweltministerin Ursula Heinen-Esser im Rahmen eines Berichtes, der auch einmal mit handfesten Zahlen aufwarten kann. Es kommt nichts auf uns zu, es ist schon da!

https://www.agrar-presseportal.de/Nachrichten/Der-Klimawandel-ist-in-Nordrhein-Westfalen-sichtbar-und-spuerbar_article26474.html

 

Und auch Bayern hat seinen Koalitionsvertrag. Wir empfehlen besonders Kapitel III – nachhaltiges Bayern. Man möchte es fast für Satire halten. Mehr Innenverdichtung, aber auch mehr grüne Inseln in der Stadt. Verkehrswende aber Bayern bleibt Autoland. Inkonsequenz ist in.

https://www.csu.de/common/csu/content/csu/hauptnavigation/dokumente/2018/Koalitionsvertrag__Gesamtfassung_final_2018-11-02.pdf

 

Das ist zwar alles nur wenig optimistischer, als ich es euch letzte Woche versprochen habe, aber immerhin… Wir arbeiten dran 😉 Bis dahin gibt es noch einen kleinen Bonus. Trinkt Wasser! Es ist sehr gut!

https://www.youtube.com/watch?v=lfA8pT-1eKM&t=651s

Euer Referat Ökologie / der Öko-Onkel

Pflanzexperiment: Milpa, „Update“ 4. – Fazit

Es ist zwar sonnig aber kalt, die Herbststürme sind da und mit ihnen endet dann auch mein kleines Experiment mit der Milpa. Bohnen, Kürbisse, Tomaten und Mais sind geerntet und die Pflanzenreste sehen bereits reichlich traurig aus. Der Mais hat die letzten Stürme nicht so gut überstanden und sich schon einmal schlafen gelegt, aber außer ein paar der Tomaten hat er dabei niemanden belästigt.

Das erklärte Ziel war es, so viele Samen herauszubekommen, dass ich nächstes Jahr problemlos weiter züchten kann. Nun, das Ziel ist erreicht. Der limitierende Faktor sind dabei die Bohnen, von denen ich ja immerhin auch die Hälfte frühzeitig geerntet und gegessen habe. Dennoch reichte ihre Ernte für noch drei Nachzuchten dieser Größe (>48 Bohnen). Mais und Kürbisse kommen da beide mit Leichtigkeit drüber.

Die Bohnen, in kleinere Stücke gebrochen und einfach in Salzwasser gekocht, waren übrigens sehr lecker. Das waren die Momente, wo ich mich gefragt habe, wieso ich eigentlich so selten Bohnen koche. Ich hoffe bereits auf eine gute Ernte nächstes Jahr.

Bei dem Kürbis hatte ich etwas Sorgen. Nicht nur, dass er sich sehr zurückgehalten hat (aus den 6 Pflanzen sind 4 Kürbisse gewachsen), ich hatte im Vorfeld auch bei Lieschen Müller gelesen, dass er sehr geschmacklos sein soll. Vielleicht lag es daran, dass die Pflanzen nicht so viele Früchte zur Verfügung hatten, um sich aufzuteilen, aber sie haben dem Namen „Sweet Dumpling“ alle Ehre gemacht und waren definitiv nicht sparsam im Geschmack.

Und süß weiter geht es gleich beim Zuckermais. Frisch geerntet und direkt vom Kolben genagt kann man ihn schon fast als Süßigkeit zählen. Lecker und irgendwie auch erfrischend. Wenn er dann etwas reifer wird, schmeckt er deutlich weniger süß, sondern eher nach Stärke. Dann funktioniert Kochen und er wird wieder weicher und schmackhafter, aber dennoch kein Vergleich zu Frischem. Nur leider waren einige der Kolben nicht so voll, wie man es sich wünschen würde, sondern nur eher vereinzelt bestückt. An der Befruchtung muss also noch gearbeitet werden.

Die Tomaten waren zwar nicht geplant, aber es war definitiv eine gute Entscheidung, sie doch stehen zu lassen. Auch wenn sie einen regelrechten Wald gebildet haben und möglicherweise Kürbis oder Bohnen ihren Platz etwas streitig gemacht haben, ihr Ertrag ist bis zuletzt noch solide, auch wenn sie vielleicht nicht die größte Geschmackssensation sind. Lecker sind sie trotzdem.

Alles in allem ziehe ich also ein recht positives Fazit. Wenn ich das Beet für nächstes Jahr mit frischem Kompost und eventuell auch etwas Dünger weiter aufbauen kann, dann steigt vielleicht auch der Ertrag der Kürbisse. Außerdem muss ich mir mit dem Mehltau etwas einfallen lassen. Der hat garantiert seinen Teil dazu beigetragen. Aber wenn das die einzigen Hürden sind, dann steht einer zweiten Generation nichts mehr im Wege. Einer meiner Saatgutsätze wurde übrigens gleich reserviert und soll sich im Sommer 2018 auf der UrbanGardening Fläche der Landesgartenschau hier präsentieren. Ich bin wirklich gespannt, was noch alles passiert. Bis dahin frohes Gärtnern allerseits!

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Ein Teil meiner bescheidenen Ernte. Der Teil um genau zu sein, den ich noch nicht verputzt habe, und der Rest hier wird sicherlich auch nicht schlecht werden.

Pflanzexperiment: Milpa, Update 3.

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Der Herbst hat ganz klar Einzug gehalten im Beet, oder es war der Mehltau. Die Kürbisse haben sich jedenfalls ihrer Blätter weitgehend entledigt und bieten einen ganz neuen Blick auf die Pflanzen. Zugegeben, es sieht in der Tat etwas verwildert aus. Immerhin vier kleine Kürbisse kann ich zählen und es sieht so aus, als würden sie nicht wirklich größer werden. Die Sorte, Sweet Dumpling, soll zwar generell nicht sehr groß werden, diese Exemplare scheinen sich aber an meiner Faust als Größe orientieren zu wollen. Vielleicht sagt ihnen die Erde nur einfach nicht sehr zu. Mir ist bewusst, dass Kürbisse einen eher fruchtbaren Boden lieben und Exemplare auf kleinen Komposthaufen in anderen Beeten haben sich auch deutlich ergiebiger gezeigt. Einen Vorteil habe ich mit den sehr kleinen Kürbissen dann doch: Es ist wahrscheinlicher, dass sie auch im Beet bleiben und keine Beine bekommen. Geschmackstest folgt.
Die ersten Bohnen hängen in schrumpligen gelben Schoten herab, die Blätter verfärben sich von Grün zu Goldgelb. Von den Schoten hängt nur noch etwa die Hälfte. Ich habe mich an mein Ziel vom Anfang erinnert, wenigstens eine Ladung Saatgut fürs nächste Jahr zu ernten, und durchgezählt. Es war durchaus sicher, die Hälfte der Bohnen im grünen Zustand zu ernten und zu kochen. Immerhin waren sie fingerdick und sehr schmackhaft mit Kartoffeln. Das geerntete Saatgut reicht übrigens nicht nur für eine, sondern gleich für drei Beete dieses Formats. Der Fortbestand ist also gesichert und vielleicht gehen nächstes Jahr auch ein paar mehr Pflänzchen auf. Dieses Jahr waren es nur etwa 5 von 16.
Überall zwischen den Maisstängeln leuchten die kleinen gelben Punkten von den Tomaten, die sich überall breitgemacht haben. Hier und da sind es auch mal Rote, die auch etwas dicker sind, aber maximal das Format von Cherrytomaten. Die Gelben kommen zwar nur auf etwa zwei Zentimeter Durchmesser, sind aber trotzdem sehr lecker und auf jeden Fall reichlich, dafür, dass sie nicht einmal den Raum für sich selbst haben. Ein gutes Kilo habe ich sicherlich bereits ernten können und es ist immer noch etwas da.
Der Mais, optisches Highlight, weithin sichtbar und selbst in unserem bunten Garten ein kleiner Exot. Leider ist auch er nicht super ertragreich. Etwa einen Kolben pro Pflanze könnte ich ernten. Könnte, wenn da nicht die Sache mit den Zweibeinern wäre. Denn offenbar schmeckt der Futtermais auf den Feldern rund herum nicht gut genug, also stehe ich plötzlich vor meinem Beet und stelle fest, dass von den Maiskolben nicht mehr viele übrig sind. Einen hatte ich bereits vorher geerntet und probiert. Da waren die Körner noch so weich, dass ich sie einfach so frisch abnagen konnte und sie waren wirklich lecker. Grund genug also, die Restlichen so lange hängen zu lassen, bis sie reif sind und ich die Samen sammeln kann. Schade, dass meine Artgenossen mir das nicht gönnen wollen.
Das war voraussichtlich der letzte Zwischenbericht zu meinem kleinen Milpaprojekt. Aber keine Panik, ich möchte gerne noch ein paar Worte zum Abschluss schreiben, ein Fazit, wenn es dann so weit ist, dass ich alles abgeerntet habe und das Beet aufgeräumt ist. Aber eines kann ich glaube ich jetzt schon sagen. Nächstes Jahr soll es einen weiteren Versuch geben.

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Pflanzexperiment: Milpa, Update 2.

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Verwilderter Anblick, aber mit System. Das Windrädchen musste allerdings etwas umziehen.

Lange gab es keine Neuigkeiten aus dem Garten mehr, und dabei hatte ich doch Updates versprochen. Das Letzte liegt jetzt bereits eine Weile zurück. Damals hatte ich die auf der Fensterbank vorgezogenen Setzlinge frisch ausgepflanzt. Und seitdem hat sich viel getan.

Der Mais wächst beständig und unaufhaltsam. Auch wenn er noch Luft nach oben hat, er ist stabil und zeigt inzwischen auch die ersten Blüten. Dabei hat das Wetter, ganz besonders der Wind, ihm zeitweise das Leben echt schwer gemacht und er hat Böen aushalten müssen, bei denen ich wirklich Sorgen hatte.

Etwas weniger Glück scheine ich mit den Bohnen zu haben. Diese sind nicht alle aufgegangen … eigentlich nur knapp die Hälfte. Dafür haben die, die es geschafft haben, sich gleich die gewünscht verhalten und sich glücklich um den Mais geschmiegt. Inzwischen sind die ersten zaghaften Blüten zu sehen.

Und der Kürbis? Der wächst in die Fläche und deckt alles ab. Auch hier sind immer mehr schöne Blüten zu sehen, und wenn man sich ein paar Minuten Zeit gönnt, dann kann man den eifrigen Flugbetrieb von Hummeln und Bienen beobachten, die hier gerne zu Gast sind. Einen Kürbis hatte ich durch eine Zucchini ersetzt. Das war meine erste größere Ernte dieses Jahr. Auch wenn es bisher erst eine war, sie war beachtlich, und neue Blütenknospen sind sichtbar.

Und dann gibt es da noch die Überraschung. Die Komposterde, mit der ich das Beet etwas aufgefüllt habe, war offenbar nicht besonders steril. Zwischen den Setzlingen kam einiges hervor, was ich anfänglich stehen lassen wollte, um den Boden etwas zu schützen. Der Effekt von Bodenbedeckung auf die Feuchtigkeit ist wirklich beachtlich! Aber dann ist mir aufgefallen, dass das, was dort wächst, ein ganzer Wald von Tomaten ist. Ich habe keine Ahnung, welche Sorte es ist, aber ich habe mich dazu entschlossen, sie stehen zu lassen.

Das Experiment wird einfach um diese Komponente erweitert. Immerhin entspringen alle Teilnehmer in etwa dem gleichen Kulturraum, durch den stabilen Mais können die Tomaten Stütze und Schutz vor zu starkem Wind erhalten. Gleichzeitig habe ich eine höhere Bodenbedeckung und damit höheren Schutz vor Austrocknung. Die ersten Tomaten sind auch bereits auf dem Weg, werden aber noch etwas brauchen. Natürlich sind nicht nur Tomaten in der Erde, auch etliches, was ich nicht kenne, ein Rucola, Taubnesseln und Stiefmütterchen, welche für feine Farbtupfer sorgen.

Das Experiment mit der Milpa hat sich auf jeden Fall zu einem Blickfang entwickelt. Ich habe bereits mehrfach erlebt, dass Passanten die befestigten Wege verlassen haben um neugierige Blicke auf den Mais und, wenn man dann schon einmal da ist, auch auf den Rest des Campusgartens zu werfen. Das Feedback ist durchweg positiv!

Unsere Gründerin hat ein kleines Infovideo zum Garten gemacht. Für die, die es interessiert: Das ist unser Projekt. Eine kleine Oase am Rande des Campus, ein Spielplatz zum Ausprobieren und die ein oder anderen Leckereien.

Pflanzexperiment: Milpa, Update 1.

Das letzte Wochenende war geprägt von strahlendem Sonnenschein im Wechsel mit gründlichen Regengüssen und angenehm milden Temperaturen. Grund genug, um die Eisheiligen für beendet zu erklären und mich an den Garten zu machen. Es wird schließlich höchste Zeit für sattes Grün, ehe im Sommer alles zu verbrennen droht.

Wie ich bereits angekündigt hatte, möchte ich dieses Jahr eine Milpa testen, eine lateinamerikanische Mischkultur. Dafür habe ich eine Fläche von etwa 2×2 Metern umgegraben und mit reichlich Komposterde aufgebessert. Leider kann ich wohl bei diesem Boden hier nicht die besten Ergebnisse erwarten, aber ich bin gespannt. Seit zwei Wochen stehen auch die Maiskörner bereits im Anzuchtgewächshaus auf der Fensterbank und keimen eifrig vor sich hin. Die Meisten jedenfalls, aber leider nicht alle. Schlechter sieht es bei den Kürbissen aus, die erst eine Woche Vorarbeit leisten konnten. Hier sind nur vier Stück gekeimt, die Hälfte also. Die Bohnen benötigen überhaupt keine Vorarbeit laut der Packung.

Da sie noch nicht so weit waren, habe ich zwei Mais- und zwei Kürbiskeimlinge erst einmal auf der Fensterbank gelassen und den Rest zum Garten gebracht. Für den Mais habe ich etwa einen halben Meter Abstand zwischen den Setzlingen gewählt, die Kürbisse haben jeweils mittig auf den Seiten ihre Position gefunden, die Bohnen sind etwa eine dicke Handbreit von den Maispflanzen entfernt gesetzt worden. Das gründliche Angießen hätte ich mir eigentlich auch sparen können, denn noch am gleichen Abend gab es einen soliden Regenguss. Geschadet wird es nicht haben.

Leider ist inzwischen deutlich, dass zwei Maissetzlinge nicht sehr glücklich mit der neuen Umgebung waren und sich lieber flach gelegt haben. Die beiden auf der Fensterbank verbliebenen sind auch immer noch dort und verhalten sich recht zaghaft bis sterbend. Dennoch bleibt das Experiment spannend für mich. Der Boden ist nicht optimal, der Standort zwar schön sonnig und warm, aber auch vergleichsweise windig und trocken. Der Mindestanspruch ist, das Saatgut zu verdoppeln. Immerhin ist es das Gruppenprojekt unseres Gartens, eine Samenbank aufzubauen. Wenn also alles wundervoll wächst, dann gibt es nicht nur eine leckere Ernte, sondern genug Samen, um nächstes Jahr das Ganze etwas auszubauen. Drückt die Daumen, dass es alles toll wird und, wenn ihr möchtet, gebe ich gerne weitere Updates, wenn es wieder etwas zu berichten gibt.

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Ein noch sehr unscheinbar aussehendes Beet, dafür aber mit kleinem Windrädchen!

Pflanzexperiment: Milpa

Ostern ist, wenn es an die Feiertage geht, das reinste Monster Frankensteins. Man nehme Frühlings- und Fruchtbarkeitsriten aus der halben Welt, werfe sie in den Mixer und wirbele das Ganze einmal gründlich durch. Dazu noch eine Prise okkulter Legenden aus einer guten Handvoll Kulturkreisen und fertig ist das Fest.

Aber da ich von Ostern nicht viel verstehe, beschränke ich mich doch heute einfach mal auf die Fruchtbarkeit und starte einen neuen Versuch. Diesmal geht es nicht um einen Pilz, sondern gleich um einen Drilling, denn ich habe die Samen für eine Milpa geschenkt bekommen.

Was ist eine Milpa? Nun, die Tüte ist beschriftet mit „Maya – Mix“ und das ist nicht einmal eine reine Marketinglüge. Die Kombination aus Mais, Bohnen und Kürbissen wird bereits seit „Jahrtausenden“ in Süd- und Mittelamerika gepflanzt. Sie dient dem Zweck, auf möglichst kleiner Fläche so schonend wie es geht einen hohen Ertrag zu erzielen, der im Idealfall auch noch vielseitig genug ist, dass es über das reine Hungerstillen hinausgeht.

Dabei dient der hohe Mais den Bohnen als Rankhilfe, die Bohnen tragen über ihre Wurzeln Stickstoff zurück in den Boden und düngen ihn so. Abgerundet wird das Ganze von Kürbissen, welche mit ihren flachen aber breiten Blättern den Boden vor direkter Sonneneinstrahlung und damit dem Vertrocknen schützen. Oder aber vor dem Regen, welcher ansonsten die kostbare Humuserde wegspülen könnte. Außerdem ziehen diese Pflanzen unterschiedliche Insekten an, oder stoßen sie ab. So schützen sie sich gegenseitig vor Schädlingen.

Soweit jedenfalls die Theorie. Nun geht es an die Praxis. Die Anzucht soll Mitte April gestartet werden und später, im Mai, auf einem Feld von nur zwei mal zwei Metern ausgebracht werden. Mais und Bohnen in der Mitte, Kürbisse außen herum oder dazwischen. Für die Fläche habe ich mir ein Stück vom Campusgarten an der Uni reserviert. Dort habe ich bereits ein kleines Beet, in dem aber beim besten Willen kein Platz für einen solchen Großversuch ist. Jetzt muss ich diese Fläche nur erst noch umgraben und vorbereiten. Das wird eine Menge Arbeit werden, denn die umliegenden Bäume und Sträucher haben solide Wurzeln. Außerdem ist der Boden leider recht mager und geringmächtig über dem anstehenden Muschelkalk.

Ich freue mich trotzdem sehr darauf, damit endlich loslegen zu können. Auch wenn sich das Konzept nicht auf industrielle Maßstäbe übertragen lässt, klingt es doch erst einmal nach einer effizienten und vor allem sehr bodenschonenden Methode, etwas anzubauen. Der besondere Clou dabei ist, das Saatgut von Bingenheimer ist nicht nur Bio, sondern auch Samenfest. Wenn das Experiment also gelingt, können die Samen gesammelt werden und im nächsten Jahr wieder gesetzt werden.

Wenn Ihr mögt, dann gebe ich ein Update, wie sich das ganze Projekt entwickelt. Habt Ihr vielleicht bereits Erfahrungen mit solchen kombinierten Pflanzungen? Gibt es Dinge, die ich noch berücksichtigen muss oder die es besonders zu beachten gilt? Ich bin gespannt auf Eure Meinungen.

Liebe Grüße

Euer Graf

Milpa Mischung

Das verwendete Saatgut von Bingenheimer (KEINE bezahlte Produktplatzierung. Ist ja auch bisher noch nichts gewachsen, womit man werbewirksam angeben könnte, auch wenn ich natürlich auf guten Ertrag hoffe)

Rezeptidee – Bratapfelkuchen

Heute gibt es mal etwas Ungewöhnlicheres denn ich glaube, ich habe noch nie ein Rezept auf diesem Blog gepostet. Ein Experiment, was die Küche als Spielplatz hatte, das schon, aber kein wirkliches Backrezept. Also, willkommen bei einer kleinen Premiere und die hat eine Vorgeschichte.

Es begab sich vor vielen Jahren, meine kleine Schwester besuchte noch die Grundschule und war, wie alle damals, Fan einer kleinen Maus. Die Diddel Maus hatte sich zum großen Marketingphänomen entwickelt und jeder machte mit. Natürlich die obligatorischen Notizblätter mit den Motiven, Federmäppchen, Plüschtiere, Briefpapier und sogar eine eigene Zeitschrift. Das „Käseblatt“ versorgte alle Fans der Springmaus mit allen brandheißen Informationen zum Maskottchen, Bastelanleitungen, einem eigenen kleinen Comic und vielem mehr. Eines Tages lag ein solches „Käseblatt“ aufgeschlagen bei uns auf dem Wohnzimmertisch und präsentierte „Galuppis Brataffelkuchen“. Ja, das muss wirklich so geschrieben werden denn natürlich ist im Diddel Daddel Käsekuchenland alles ein wenig anders (dieser seltsame Zwang, immer alles irgendwie ins Absurde abzuwandeln, nur um eine besser zu vermarktende Welt zu haben…). So gibt es dort halt die Lieblingsfrüchte des genreeigenen Ponys Galuppi. Affelfrüchte. Diese sind für das Rezept dringend notwendig, nur gibt es sie nicht außerhalb des Käsekuchenlandes. Wie praktisch nur, dass sie fast genau so wie handelsübliche Äpfel aussehen, riechen, schmecken und für das Rezept geeignet sind.

Dieses Rezept erschien beim ersten Durchlesen durchaus solide und so gaben wir ihm eine Chance. Es stellt sich raus, dass dieses Rezept tatsächlich einiges an Variationsmöglichkeiten bietet. Und, dass von der wirklich leckere Creme etwas mehr hätte angesetzt werden dürfen. Wenn man aber nach zwei oder drei Versuchen die für einen persönlich perfekte Zusammenstellung gefunden hat, dann kann dieser feine aber echt mächtige Kuchen durchaus zum Dauerbrenner werden.

Hier jetzt das Rezept, wie ich es einst aus der Zeitschrift abgeschrieben habe:

 

Für eine Springform:

250 g Mehl

250 g Zucker

750 g Sahne

150 g Butter

½ Päckchen Backpulver

1 Ei

1 Päckchen Vanillezucker

1 Tüte Vanillepudding

6 Äpfel

etwas Zimt und Zucker

 

Gebt das Mehl, die Hälfte des Zuckers, das Ei, die Butter und das Backpulver in eine Schüssel, verknetet die Masse zu einem Teig und stellt ihn für etwa 30 Minuten in den Kühlschrank.

Nun den Boden und den Rand der Springform einfetten und den Backofen auf etwa 170 Grad vorheizen. Nach Ablauf der 30 Minuten den Boden und den Rand der Springform gleichmäßig mit Teig bedecken und festdrücken.

Die Äpfel schälen und mit einem Apfelausstecher das Kerngehäuse entfernen, so dass die Äpfel ganz bleiben. Jetzt die Äpfel auf den Boden der Springform legen. Nach Geschmack können die Äpfel auch mit Marzipan, Mandelsplittern oder Ähnlichem gefüllt werden. (und bei einer großen Form kann man die Äpfel auch in der Höhe halbieren, dann sind sie besser mit Pudding bedeckt.)

Die Sahne mit dem Puddingpulver, dem restlichen Zucker und dem Vanillezucker anrühren, zum Kochen bringen und über die Äpfel gießen.

 

Den Kuchen bei 175 °C auf der untersten Schiene etwa 70 Minuten lang backen. Wer mag, kann nun den Kuchen mit etwas Zimt und Zucker bestreuen. Danach den Kuchen für etwa 24 Stunden kalt stellen.

Bratapfelkuchen

 

Nachtrag Pflanzexperiment: Kartoffel

Nachdem die Pflanze komplett kollabiert ist, dachte ich mir, es wird wohl nicht mehr viel passieren und ich sehe wenigstens einmal nach, was denn der Ertrag ist. Das Ergebnis zugegebenermaßen etwas ernüchternd aber seht selbst. Zum Selbstversorger werde ich auf diese Weise jedenfalls nicht. Offenbar war die Pflanze nicht so ganz mit der Nährstoffzusammensetzung der Erde zufrieden. Der Wurzelballen hat auch nur einen kleinen Teil der Erde durchwurzelt. Zu fest kann sie jedenfalls nicht gewesen sein. Das nächste mal versuche ich es mit sandigerem Ackerboden statt Blumenerde.

Kartoffelexperiment ende

Pflanzexperiment: Kartoffel

 

Es war irgendwann im Frühjahr vor zwei Jahren, als ich neugierig wurde, ob Gemüse aus dem Supermarkt noch fruchtbar ist. Ich hatte irgendwo in einer Randbemerkung einer Doku aufgeschnappt, dass Obst und Gemüse gerne durchgehend sterilisiert werden, um länger haltbar zu bleiben. Ich besorgte mir etwas Erde, einen Setzkasten und eine Paprika aus dem Supermarkt und eine schöne Nebenbeschäftigung war geboren. Seitdem steht immer wenigstens eine Pflanze irgendeiner Art auf meiner Fensterbank. Gemeinsam haben sie bisher hauptsächlich, dass sie alle essbar sind. Verschiedene Paprika, Tomate, Basilikum, Zwiebel, Thymian, Knoblauch, und alle haben sich unterschiedlich gut entwickelt. Die besten Ergebnisse haben die Paprika erzielt

Jetzt hatte ich diesen Spätsommer die Situation, dass ich eine Kartoffel im Küchenschrank gefunden habe, die bereits eifrig gekeimt hatte. Von meiner Erde war nur noch ein Rest im Sack übrig, also habe ich mich gefragt, ob ich nicht einfach den Sack nehmen könnte, die Kartoffel dort hinein setzen und das Ganze zu den Resten der sommerlichen Tomatenzucht auf die Fensterbank setzen könnte. Erde mit genügend Nährstoffen, Licht, Wasser und moderate Temperaturen. Theoretisch müsste das doch funktionieren, oder nicht?

Ich setzte die Kartoffel ein, goss gründlich aber nicht zu gründlich (immerhin wusste ich auch nicht, wie dicht denn der Sack selbst war und ich wollte mein Zimmer nicht fluten) und fuhr über das Wochenende weg. Als ich zurückkam wartete eine kleine Überraschung. Die Pflanze hatte kräftig Gas gegeben und reckte sich mutig dem Fenster entgegen. Für etwa sechs Wochen wuchs und gedieh sie zu einer soliden Pflanze heran. Ich muss gestehen, ich habe mich etwas mit dem Wasser verschätzt. Sie ist doch sparsamer damit, als ich es von den Tomaten oder Paprika her erwartet hätte.

Doch dann kam die etwas weniger schöne Überraschung. Statt zu blühen und vielleicht sogar Früchte auszubilden, zerfällt seit einigen Tagen einfach alles. Die Blätter werden schlapp, die Stängel fallen in sich zusammen und verlieren ihre Farbe. Ich hatte im Frühjahr ein Problem mit Trauermücken aber die bin ich recht nachhaltig los geworden und seitdem ist meine Fliegenfalle weitgehend leer. Ich schließe das als Fehlerquelle einfach mal aus. Was habe ich also falsch gemacht? Sollte es der Pflanze nicht eigentlich noch gut gehen? Wie frostempfindlich sind Kartoffeln überhaupt? Sie steht immerhin direkt am Fenster, gut möglich also, dass sie da etwas kalt geworden ist. Trotz warmer Füßchen.

Falls jemand eine Idee hat, ich würde mich über Hinweise freuen. Ich verstehe leider nicht viel davon.

Kartoffelexperiment das Ende?

Mindesthaltbarkeitsdatum

Das Mindesthaltbarkeitsdatum auf Lebensmitteln schafft es immer wieder, zum Gesprächsthema in der Politik zu werden. Politik und Medien befassen sich immer wieder damit, wenn es einen neuen Lebensmittelskandal gibt oder eine Studie mal wieder feststellt, dass wir zu viel wegwerfen. Was genau der Tonus dahinter ist, schwankt mit Zeit bis zur Wahl, dem berichtenden Organ und der Windrichtung.

Das letzte mal ist nun auch wieder eine Weile her, aber ich erinnere mich noch daran. Damals wurden wir darauf hingewiesen, dass das „Mindest-“ in Mindesthaltbarkeitsdatum einen Grund und eine Berechtigung hat. Etwas ist gerade abgelaufen? Bitte nicht blindlings wegwerfen, sondern zunächst prüfen und das Datum gegebenenfalls ignorieren. Tolle Erkenntnis! Ich hatte es für gesunden Menschenverstand gehalten und war damals reichlich erstaunt über diesen Rat. Inzwischen weiß ich, dass es gesunder Menschenverstand ist, dieser allerdings offenbar ein rares Gut ist.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist für mich eigentlich nie ein Thema. Es ist da, aber ich beachte es kaum. Mein Ziel ist es eher, möglichst wenig schlecht werden zu lassen. In der Regel bin ich recht erfolgreich damit. Auch wenn leider auch mir immer wieder einiges schlecht wird, wenn auch eigentlich nur Frisches. Können Konservendosen und Tütensuppen überhaupt schlecht werden?

Mindeshaltbarkeitsdatum

Wieso ich trotzdem neulich dran denken musste, ist einfach. In den Untiefen meines Kühlschrankes, genau genommen auf der mittleren von drei Ebenen, ganz links, fand sich eine Packung meiner nicht ganz so geliebten Süßigkeiten. Sie lag eine ganze Weile dort, seit ich sie geschenkt bekommen habe, um noch genauer zu sein. Ich habe nie besonders viele Gedanken daran verschwendet, nur in letzter Zeit ist die Pappverpackung etwas aufgeweicht und nass geworden. Wieso also nicht einen Blick riskieren? Auf der Stirnseite der Zitrusstäbchen findet sich tatsächlich ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Süßigkeiten können sich natürlich verändern aber schlecht werden? Bei korrekter Lagerung kann ich mir das nicht denken.

Zeit also, einen Blick zu riskieren. Die Plastikverpackung ist heile und geschlossen, der Inhalt offenbar völlig intakt. Etwas anderes hätte mich auch gewundert, die Stäbchen sind schließlich erst seit zwei Jahren abgelaufen. Zugegeben, die Schokolade ist teilweise leicht angelaufen aber das war es auch schon. Mehr ist nicht dran, optisch wie geschmacklich. Ich fühle mich also in meiner Ansicht bestätigt, dass dieses Datum bei vielen Lebensmitteln eher kosmetischer Natur ist. Es ist in den meisten Fällen völlig unproblematisch, sich auf das hauseigene Lebensmittelchemielabor zu verlassen. Nase und Zunge sagen uns doch meist ganz genau, ob wir etwas essen können und ob nicht. Immerhin stecken fast eine halbe Milliarde Jahre Evolution dahinter.