Archiv der Kategorie: Garten

Gartenfräuleins Sicht der Dinge

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Liebe Leute, ich habe sie euch ja schon mehrfach vorgestellt (hier oder hier z.B.), aber unser Gartenfräulein Silvi hat natürlich ebenfalls einen Kommentar zum Abschluss der Landesgartenschau geschrieben. Noch dazu hat sie absolut fantastische Fotos gemacht, die wunderbar die Wirkung unserer Fläche einfangen. Das kann ich euch unmöglich vorenthalten und darum gibt es hier dann den Link zu ihrem Beitrag. Guckt ihn euch gerne an und lasst ihr einen lieben Gruß von mir da 😉

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So wie hier am Eröffnugnstag sieht es schon lange nicht mehr aus. Die Natur ist wirklich ein Künstler, wenn es darum geht.

 

Das wars dann

Das wars dann also, das Ende. Es war schön, anstrengend, lehrreich, fordernd, erholsam und noch so vieles anderes gleichzeitig. So war es beispielsweise eines der größten Projekte, an denen ich bisher beteiligt war. Und jetzt ist es vorbei.

Die Landesgartenschau in Würzburg hat ihre Tore nach einem halben Jahr für die Besucher nun geschlossen. Es war eine viel diskutierte Ausstellung und wieder zeigt sich, wie viel Einfluss die Medien doch haben können. Im Frühjahr war die Kritik groß. Weite Rasenflächen, kaum blühende Blumen, fehlende Mülleimer und hohe Ticketpreise. Teilweise auch schlechte oder gleich ganz fehlende Beschilderung. Etliche der Kritikpunkte hätte man mit einer deutlicheren Kommunikation vielleicht entkräften können.

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Beliebter Pausenstopp oder Fotomotiv: Unser Stadtbalkon. Eine kleine Oase in der Oase.

Wer etwa Mitte April, kaum eine Woche nach dem letzten Schnee, bunte Blumenmeere erwartet, der hat nicht ganz verstanden, dass die Natur ihre Zeit braucht. Die Zwiebelchen sitzen hier in der kalten Erde und nicht in einem beheizten Gewächshaus. Ganz abgesehen davon, dass den Winter über ein regelrechter Kampf und jede Blume geführt wurde, denn die Krähen haben schnell herausgefunden, dass die Zwiebeln gut schmecken und leicht auszugraben sind. Am Ende sollte es gar der Habicht richten.

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Artischockenblüten

Die Beton- und Wiesenschau hat diesen Spitznamen ebenfalls gleich im Frühjahr bekommen. Zu einer Zeit, als viele Beete noch überhaupt nicht bepflanzt werden konnten und die gepflasterten Flächen daher um so deutlicher hervorstachen. Nur abgesehen davon, dass der versiegelte Anteil nicht einmal besonders hoch ist, sind die Stellen der Kritik auch kaum anders zu lösen. Immerhin ist das, was hier oben passiert ist, ein Stadtentwicklungsprojekt. Die Landesgartenschau ist nur eine Begleiterscheinung und eine Zwischenlösung. Ein ganzer Stadtteil entsteht hier um einen zentralen Park. Natürlich gehören zu diesem Stadtteil auch Straßen, Wege, Plätze und Parkflächen. Der lange Rundweg um die Dauerparkanlage ist bei der Gelegenheit dann auch in einem offenporigen Asphalt gebaut worden, der die Versickerung von Wasser ermöglicht. Sportflächen wie Basketballplätze sind ebenfalls nicht mit Rollrasen, sondern mit Beton gebaut. Verständlich schon allein deswegen, weil es ungemein pflegeleichter ist. Die Einrichtungen sollen schließlich noch lange erhalten bleiben.

Den Vorwurf der fehlenden Mülleimer damit zu beantworten, dass man ja nicht kommen würde, um Müll zu produzieren, war taktisch vermutlich eher unklug. Müll entsteht nun einmal einfach da, wo viele Menschen aktiv sind. Sinnvoller wäre es gewesen, darauf zu verweisen, wo man denn welche finden kann. Wahrscheinlich wäre es auch dann noch auf mehr Verständnis gestoßen, wenn man gesagt hätte, dass die Kosten hierfür auf lange Sicht das Budget sprengen würden. Immerhin ist die Dauerparkanlage für 10 Jahre festgesetzt. So aber haben sich viele Leute einfach verspottet gefühlt und uns das auch deutlich spüren lassen.

Bei solcher Berichterstattung waren etliche Besucher abgeschreckt. Viele deutlich negative Nachrichten haben sich schnell weit verbreitet und etliche Leute abgehalten, zu Besuch zu kommen. Einige haben sich dennoch nicht abschrecken lassen und spätestens in den letzten beiden Monaten waren die Besucherstimmen ganz andere. Besonders wenn man das Konzept der Stadtentwicklung um einen zentralen Park herum einmal erläutert hatte, konnten die meisten Leute es gut nachvollziehen und waren angetan. Immer wieder haben wir auch mit Menschen gesprochen, die regelrecht begeistert waren und die große Kritik überhaupt nicht verstehen konnten. Diese Offenheit, diese Weite, diese Vielfalt. Es ist eben in weiten Teilen auch einfach Geschmacksache, was jemandem gefällt und was nicht.

Am Ende sind dennoch nicht die erhofften eine Million Besucher da gewesen, sondern nur etwa 700.000. Darunter fanden sich bei Weitem nicht nur Kritiker, sondern auch viele Wiederholungstäter. Diverse Gesichter hat man immer wieder sehen können und eine Dauerkarte wurde wohl ganze 200 Mal am Eingang registriert. Es soll sich ja lohnen. Und nun ist es dann also vorbei. Wir können zusammenpacken, unsere Hochbeete und die gute Erde retten, die Möbel vielleicht sogar verscherbeln und uns wieder anderen Projekten zuwenden.

Oder etwa doch nicht?

Nachdem wir ein gutes Jahr Vorbereitungen mit viel Arbeit aber auch viel Spaß hinter uns gebracht hatten, war sich das Team sehr schnell einig. Es wäre schade, nach einem halben Jahr Landesgartenschau alles wieder abbrechen zu müssen und einen Schlussstrich zu ziehen. Also haben wir die entsprechenden Schritte eingeleitet, uns mit der Stadtverwaltung in Verbindung gesetzt und zu einer gemeinsamen Diskussion eingeladen, ob und wie es weitergehen kann. Überraschenderweise ging die Anfrage nicht einfach verloren, sondern wurde beantwortet. Das Gartenamt, welches im neuen Jahr die Fläche der Landesgartenschau übernimmt, kam zu Besuch und zeigte sich begeistert. Gerüchten zufolge hat auch der Oberbürgermeister sein Wohlwollen dem Projekt gegenüber geäußert.

Und tatsächlich zeigen die Bemühungen Erfolg. Inzwischen steht fest, dass unser Ausstellungsteil nicht abgebaut wird, sondern noch ein Jahr verlängert wird. Erst im nächsten Oktober wird die Fläche dann bebaut und wir müssen ausweichen. Auf lange Sicht aber soll das Projekt seinen Nachfolger nur wenige Hundert Meter entfernt finden, im neu entstehenden Quartierszentrum. Hier soll ein Bürgergarten den Anwohnern zum Gärtnern und den Kindern im entstehenden Kindergarten als Feldlabor dienen können. Die Planung für die Nutzung des Areals steht noch ganz am Anfang, aber alle Beteiligten waren sich einig. Das Projekt Stadtgartenschau wird als fester Bestandteil hier mit eingeplant und soll langfristig erhalten bleiben. In der ein oder anderen Form.

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Unsere Informationstafeln mit Grundriss und der versteckten Bitte, uns nicht alles auseinander zu nehmen. Wir bleiben noch etwas und würden unsere Pflanzen dafür gerne noch etwas behalten. (Einige Besucher haben sich davon leider nicht abhalten lassen)

StadtGartenSchau – Teil 14. – Mehr Werbung!

Das gute GartenFräulein Silvi und ihren Blog habe ich hier bereits einmal vorgestellt *Link* und inzwischen hat auch sie noch einmal einen schönen Beitrag zu unserem Projekt verfasst. Und so schön bebildert wie der ist wäre es doch sträflich, ihn Euch vorzuenthalten. Schaut doch einfach mal vorbei und wenn ihr möchtet, lasst ihr gerne auch einen lieben Gruß von mir da 😉

*Link zum Beitrag auf „garten-fraeulein.de“*

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Mehr Werbung gibt es dann auch noch durch den BR, der bereits zum wiederholten Male von der Landesgartenschau und auch unserem Bereich berichtet hat. Viel Zeitaufwand für wenige Bilder, aber Hey! Auch konventionelle Medien haben noch ihre Daseinsberechtigung und Zielgruppe 😉

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Die Kamera sieht vieles, zeigt nur nicht alles davon. Und auch in den Mediatheken sind die Beiträge immer nur so kurz zu sehen… man kann halt nicht alles haben.

 

StadtGartenSchau – Teil 13. – Hügelbeete

Es hat auf mich immer eher wie eine unscheinbare Randerscheinung gewirkt. Ein Projekt, was etwas Fläche füllt und dennoch produktiv ist, dabei gleichzeitig aber einfach und unkompliziert. Für jedermann zu realisieren und daher perfekt für unsere Ausstellung, die ja inspirieren soll, Ideen anbietet und aufzeigt, dass es nicht immer viel braucht, um etwas Schönes zu erschaffen.

Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass unsere Hügelbeete doch so viel Aufmerksamkeit bekommen und dabei so viele Fragen aufwerfen. Jedes Mal, wenn ich bisher auf der Fläche war, steht jemand mit großen Fragezeichen in den Augen vor diesen so unscheinbaren Konstrukten. Es ist beinahe ein Wunder, dass noch niemand von den Besuchern nach einem Grabstein daran gefragt hat, immerhin scheint es Hügelgrabcharakter zu besitzen, trotz Informationsschild.

Wie gießt man denn so etwas? Wieso fließt die Erde nicht einfach auseinander? Das ist doch sicherlich schrecklich trocken alles? Ist das überhaupt sinnvoll so? Das sind nur einige der Fragen, die an uns herangetragen werden.

Auch wenn es vielleicht nicht gleich so wirkt, fließt das Wasser nicht einfach ungehindert hinab und lässt die Pflanzen vertrocknen. Die Oberfläche des Hügelbeetes ist deutlich weniger dicht und dafür offenporiger als ein ebenes Beet. Dies erleichtert die Aufnahme von Wasser. Zusätzlich bremsen die Pflanzen den Wasserstrom aus und lassen es so einfacher einsickern. Die feinen Wurzeln können den Boden gut durchdringen und festhalten.

Vor nassen Füßen muss man dennoch keine Angst haben, denn der Kern des Hügelbeets besteht aus einer Drainage aus grobem Pflanzenschnitt. Wie auch bei einem Hochbeet (der Aufbau ist im Grunde identisch, nur ohne die Seitenwände) wird das Material nach oben/außen hin immer feiner, bis eine Lage Kompost und feine Erde kommen. Das Material im Inneren verrottet langsam und setzt so neue Nährstoffe frei, die von den Pflanzen aufgenommen werden können. Außerdem verleiht dieser Aufbau der Struktur ihre Stabilität.

Gießen muss man das Hügelbeet dennoch gründlich, denn besonders die Oberfläche wird schnell trocken sein. Bedingt durch die Ausrichtung von Norden nach Süden, bekommt jede Seite eine gute Dosis Sonnenschein ab und trocknet so schneller aus. Außerdem ist die Kuppe stärker dem Wind ausgesetzt, was besonders am Anfang den Wasserverbrauch beansprucht. Um den Pflanzen genügend Licht zukommen zu lassen, werden hohe Pflanzen auf der Kuppe gepflanzt, niedrigere Pflanzen eher auf der Seite, wo sie weniger Zeit im Schatten verbringen. Durch die bessere Ausrichtung zur Sonne stehen wie Pflanzen hier auch insgesamt etwas wärmer.

Wie auch das Hochbeet ist das Hügelbeet als Interimslösung geeignet und nicht so abhängig vom natürlichen Boden. Auf versiegelter Fläche wird es allerdings nicht funktionieren, da hier überschüssiges Regen- oder Gießwasser nicht versickern kann und das Beet wegspült. Dafür hat man die Möglichkeit den verbauten Bodentyp entsprechenden Ansprüchen anzupassen. Ich habe diese Beetform auch erst auf unserer Ausstellung kennengelernt und keine Erfahrungen damit. Wir werden sehen, wie gut sich dieses Projekt entwickelt. Dem ersten Eindruck nach ist es recht trocken, aber wir werden ja sehen, wie es sich verhält, wenn die Pflanzen einmal richtig Fuß gefasst haben.

(Und weil dieser Text schon etwas älter ist, und ich ihn zwischenzeitlich etwas vergessen habe, kann ich auch schon Zwischenergebnisse liefern. Ich würde für mich kein Hügelbeet anlegen. Der Boden schwimmt entweder weg oder vertrocknet. Klar, man hat mehr Oberfläche, aber bis die Tomaten so tief wurzeln, dass man sie nicht mehr alle 2 Stunden gießen muss, vergeht leider etwas Zeit. Mit einer automatischen Tröpfchenbewässerung wäre das vielleicht einfacher, aber das wäre dann auch wieder eine technische Lösung mit höherem Wartungsaufwand. Die Idee ist zwar gut, aber überzeugt hat es mich nicht.)

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Aus dieser Perspektive zum Glück nicht so sichtbar: Die niedrige Abgrenzung ist kaum ein Hindernis für Schnecken. Wir bieten zwar Nischen und Nistplätze für viele Tiere, aber leider sind bisher keine Fressfeinde von Schnecken da. Dafür natürlich die Schnecken und sie lieben den Kohl.

StadtGartenSchau – Teil 12. – von Sorgenkindern und kleinen Juwelen

Im Laufe eines größeren Projekts entwickeln sich wohl für jeden immer Elemente heraus, die einem mal besser oder schlechter gefallen. Das ist auch bei einer UrbanGardening Ausstellung nicht großartig anders. Eine kleine Besonderheit, die auch bei den Gästen immer wieder auf Unglauben stößt, ist unsere Organisationsstruktur. Jeder ist für alles zuständig und es gibt keinen Organisationsplan. Gegossen wird, wenn es halt notwendig ist, und von denjenigen, die halt gerade Zeit haben. Abgesprochen wird per WhatsApp Gruppenchat und Samstag treffen sich alle zum gemeinsamen Gärtnern. Exklusivflächen gibt es eigentlich keine.

Das heißt nicht, dass es nicht Experten für bestimmte Teile geben würde. Connie kennt sich am besten in der Mischkulturfläche aus, Angelika weiß, was wo in den mobilen Beeten steht und Pascal hat den besten Durchblick im essbaren Teich. Nachdem ich im letzten Jahr im CampusGarten bereits Erfahrungen mit der Milpa gesammelt habe *Link*, wurde auch für die StadtGartenSchau eine angelegt.

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Eine noch junge und hoffnungsfrohe Milpa. Hier sind die vorgezogenen Pflanzen gerade erst ausgepflanzt worden und die Staunässe hat sich noch nicht wirklich zeigen können. Auf den ersten Blick hat sich seitdem wenig verändert. Die Zäune sind zwar improvisiert, aber leider wirklich notwendig. Andernfalls stiefeln uns die Besucher munter durch die Beete.

Und diese ist definitiv eher ein Sorgenkind. Das Problem ist vermutlich der Boden. Auch wenn wir viel durchlässigen Kompost hier eingearbeitet haben, ist die Basis dennoch der mit dicken Steinen durchzogene Lehm. Dieser dichtet den Boden gegenüber dem unterlagernden Muschelkalk wunderbar ab und verhindert, dass Wasser in irgendeiner Form wieder abfließen kann. Mais verträgt durchaus eine solide Menge an Wasser, aber mit Staunässe kommt er nicht gut zurecht. Der vorgezogene Mais wirkt kümmerlich, dünn und blass, die Kürbisse trauen sich ebenfalls nicht zu wachsen und die Bohnen bekommen ungesunde braune Flecken auf den Blättern.

Wir versuchen, das Wasser über Sickergruben abzuschöpfen und die Oberfläche des Bodens aufzureißen, damit wenigstens ein bisschen Luft den Weg zu den Wurzeln findet. Vielleicht wird es gelingen, aber es sieht nicht so aus, als würde sich dieser Teil noch vernünftig erholen. Aber aufgeben ist keine Option!

Um so schöner entwickeln sich Kräuterspirale und essbarer Teich. Bereits seit einem Monat blühen die verschiedenen Sorten Thymian um die Wette und bietet weiche leuchtende lilane Flecken in einem Meer aus sattem Grün und kantigem Gestein. Nicht nur die Besucher freuen sich, auch die Insekten haben diese kleinen Juwelen für sich entdeckt. Überboten nur noch von der Gründüngung durch Phacelia summt und schwirrt es hier unablässig. Der Teich ist zwar frei von Fischen, aber für die Libellen ist das kein Hindernis.

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Chinampa im Abendlicht. Nach einigen Wochen Hitze und Trockenheit sind die Pflanzkörbe weitgehend trocken gefallen. Eine Libelle lässt sich davon zumindest nicht stören. Wer findet heraus, wo sie sich im Bild versteckt?

Ein Beweis, dass Schilder nicht immer vertrauenswürdig sind, findet sich bei den Naschlilien. Die Taglilien zeigen zaghafte Blüten und kitzeln zwiespältige Reaktionen heraus. Wenn wir abends einzelne Blütenblätter pflücken, überwiegt meistens das Bedauern um die schöne Blume. Das Geschmackserlebnis macht es aber meistens wieder wett, denn kaum jemand rechnet damit, dass diese Blüten so schmackhaft sind. „Wonach schmecken die denn?“ Nun, nach Lilien. Und jede Farbe oder Sorte hat ihren eigenen feinen Geschmack.

Eher eine zufällige Entwicklung ist der große Bremser. Bedingt durch die sehr zentrale Lage laufen viele Gäste einfach nur bei uns vorbei, um irgendwo anders hinzukommen. Der große Bremser aber schafft es, viele von ihnen dennoch für einen Moment zum Innehalten zu bewegen. Das kann doch nicht sein, habe ich das jetzt wirklich richtig gesehen? Ja, haben Sie. Und nein, wo wir schon dabei sind, es lohnt sich nicht, hier zu ernten. Der Hanf ist weitestgehend frei von THC oder CBD, ansonsten hätten wir niemals die Genehmigung bekommen. Die war ohnehin teuer genug, und ja, man braucht auch für Faserhanf eine Genehmigung. Selbst dann, wenn nichts drin ist. Und auf einmal registrieren viele, dass Hanfleinen oder Seile ja nicht nur auf vielen Kunsthandwerkermärkten auftauchen, sondern doch auch bei Oma im Schrank lagen. Es ist eine alte Kulturpflanze, die nicht nur schön aussieht, sondern Europa über Jahrhunderte mit geprägt hat. Es braucht nur diesen kleinen Stupser, und altes Wissen sprudelt wieder hervor.

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Fotokulisse für Unmengen an Selfies. Es bietet sich ja auch an, so schön dicht und hoch wie der Faserhanf hier steht. Ein großer Spaß für Jung und Alt, selbst wenn er nur für Textilien und nicht so sehr zum Rauchen geeignet ist.

Auf die gleiche Weise tut es das in der Mischkulturfläche. Besonders die Alten bekommen beim Anblick der Kartoffelkäfer nostalgische Gefühle. Leider, in diesem Fall, denn wir führen einen erbitterten Kampf gegen die Kartoffelkäfer. Genau wie viele Rentner in ihrer Kindheit müssen wir die alle absammeln. Nur haben wir keine Hühner, um sie zu verfüttern. Wir gewinnen den Kampf trotzdem… hoffentlich.

Denkt gerne auch an mein anderes kleines Sorgenkind und helft mir, meine Umfrage etwas weiter zu treiben. Ich bin dankbar um jede Antwort 🙂

*Link*

StadtGartenSchau – Teil 11. – Gästemeinungen

Die Landesgartenschau in Würzburg ist bereits eine Weile eröffnet aber noch immer zieht sie viele Ressourcen aus meinem Pool ab. Eigentlich kribbelt es mir in den Fingern, mal wieder eine kleine Geschichte zu schreiben, oder aber wenigstens eine angefangene weiter zu schreiben. Leider habe ich weder die Ruhe noch die Inspiration dazu im Moment. Um aber nicht vollständig in der Versenkung zu verschwinden, möchte ich hier aber immerhin ein kleines Update zu unserem Projekt geben.

Denn inzwischen sind die frostigen Tage längst vorbei und an sommerlichen Wochenenden zieht es Menschen aus allen Himmelsrichtungen auf die Ausstellung. Dabei scheint es aber einige Missverständnisse zu geben. Vermutlich beginnt das bereits beim Namen, denn die Landesgartenschau ist weder eine Blümchenschau noch eine große Präsentation verschiedener Gärten. Es gibt zwar auch einige kleinere Themengärten in den Randlagen, aber primär ist die Ausstellung ein Stadtentwicklungsprojekt. Nach 100 Jahren militärischer Nutzung entsteht hier ein neuer Stadtteil und dieser wächst um einen großen Park herum. 5.000 neue Wohnungen, aber die Grünanlagen sind zuerst da. Das ist nur dank der Landesgartenschau möglich. Die Auflagen sind allerdings, dass die Dauerparkanlagen in dieser Form für die nächsten zehn Jahre unverändert bleiben. Entsprechend hat die Stadt sich für einen relativ pflegeleichten Kompromiss entschieden und Exoten auf die temporären Randflächen verlagert. Was hier passiert ist in der Verantwortung der jeweiligen Aussteller. In unserem Fall sind das die VHS, Stadtgärtner e.V. und der CampusGarten. Das Projekt selbst habe ich bereits Ende März vorgestellt *Link*.

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Schwer zu erraten, was das hier sein könnte. Unser Gästebuch läd dazu ein, eine Kritik zu unserer Fläche da zu lassen. Immerhin wollen wir auch einmal Feedback bekommen, ohne es durch unsere bloße Anwesenheit zu verfälschen.

Inzwischen zeigt sich, dass wir einige unserer Ziele erreicht haben. Es ist nicht nur das Feedback, welches wir im Gespräch mit den Gästen bekommen, und welches eigentlich fast immer positiv ist. Die Leute fühlen sich wohl, gucken sich in Ruhe um und kommen auch gerne wieder. Viele kommen auch mit Fragen, von denen wir bei Weitem nicht alle beantworten können. „Wieso wächst meine Pflanze zu Hause nicht?“ „Ich habe diesen oder jenen Schädling in den Pflanzen, wie werde ich den wieder los?“ „Mein Cousin hat so eine ähnliche Mauer gebaut, wie dort drüben bei den Wissensgärten steht, aber da ist ein Problem aufgetreten. Wieso?“ (Ich habe nicht einmal herausbekommen können, welche Mauer denn überhaupt gemeint ist.)

Wir können natürlich Tipps geben, aber meistens nichts, was die Besucher zufriedenstellt. Stattdessen gibt es sehr viele ungläubige Blicke, wenn wir erzählen, dass wir alle keine Gärtner sind, sondern diese Fläche ehrenamtlich und in unserer Freizeit gestalten. „Aber am Wochenende gibt es doch dann Zuschlag, oder? Da bekommen Sie dann doch 50% mehr!“ Das mag ja sein, aber 50% von 0 sind immer noch 0. Das kann sogar ich im Kopf ausrechnen.

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Es blüht und grünt an allen Ecken und Enden. Grund genug für viele, nachzufragen, wieso es bei uns so viel grüner ist als im heimischen Blumentopf. Eine Frage, die wir ebenfalls oft bekommen, ist die nach dem Saatgut. Viele Gäste sind offenbar zum Geld ausgeben da und tatsächlich enttäuscht, wenn wir ihnen nichts verkaufen können. Denn selbst wenn wir das Saatgut hätten, wir dürfen nichts verkaufen. Ganz grundsätzlich nicht.

Was aber mit zu den größten Komplimenten für mich zählt, sind die Leute, die ihren Tag so planen, dass sie sich abends auf unserer „Terrasse“ niederlassen, ihr Picknick auspacken oder sich einfach nur für eine ruhige Stunde mit ihrem Glas Wein auf die Palettensofas setzen und einen ruhigen Abend genießen. Sagen, wie gut es einem gefällt, ist das eine. Es auf diese Weise zu zeigen ist aber etwas ganz anderes.

Dabei scheinen viele Gäste etwas anderes von der Ausstellung als Ganzes erwartet zu haben. Mehr Abwechslung, mehr Thematisierung, mehr Angebote (die dann trotzdem oft nicht wahrgenommen werden), mehr Mülleimer (gut, das ist wirklich ein Problem), mehr Erklärungen und mehr Blumen. Und so kam es dann zu der Szene, dass eine ältere Dame mitten auf dem weitläufigen Gelände stand, ihren Blick streifen ließ, im Rücken den weichen Rasen des oberen Landebahnparks, vor sich die zu diesem Zeitpunkt bunt blühende Wildblumenwiese des unteren Landebahnparks, und schimpfte und wetterte darüber, dass es viel zu wenige Blumen hier gäbe. Was für eine grenzenlose Enttäuschung ist diese Landesgartenschau doch. Das konnte man im Osten einfach besser. Da hätte es das nicht gegeben. Und überhaupt dieses ganze Unkraut hier.

Für mich war das ein prägendes Erlebnis.

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Eine Wildblumenwiese. Sehr auffällig hier: Es gibt keine Blumen! Dafür aber jede menge Unkraut. Wenn das mal kein Zeichen von Nachlässigkeit ist, eine absolute Unverschämtheit. Und dann erst das ganze Ungeziefer! Bienen, Hummeln, Wespen, Schmetterlinge, Libellen… massenhaft schwirrt es hier. Scheußlich! *Vorsicht! Kann Spuren von Ironie enthalten.*

Wo wir schon bei Meinungen sind…

Ich weiß, einige von Euch haben mir bereits ihre Meinung kund getan, aber ich wäre Euch dennoch sehr dankbar, wenn Ihr die paar Minuten hättet, meine Umfrage auszufüllen und jeden damit zu nerven, den Ihr kennt 😉 Verbreitet sie gerne auf allen Wegen und nutzt sie auch gerne als Vorwand, sich mal wieder bei alten Freunden zu melden, von denen mal viel zu lange nichts mehr gehört hat.

*Link*

StadtGartenSchau – Teil 10. – Smoothieworkshop

Ein langer Tag geht heute zu Ende. Er begann bereits vor einigen Wochen mit einem Missverständnis. Bei uns landete eine Anfrage, ob wir nicht einen Workshop mit Unterhaltungsprogramm gestalten und durchführen würden. Wir waren zwar nicht das Ziel der Anfrage und ich weiß auch nicht genau, was der Inhalt war, aber das immer hilfreiche und niemals müde Team der StadtGartenSchau sprang natürlich dennoch ein.

Und heute war es dann soweit, dass ein lokal ansässiges Unternehmen seine internationale Managerriege zu uns schickte um zu lernen, wie man Green Smoothies macht oder aus leeren Tetrapacks einen Blumentopf bastelt. Abgerundet wurde das ganze natürlich mit einer kurzen Führung über unsere Ausstellungsfläche. Es wäre mir lieb gewesen, wenn ich im Vorfeld eine Warnung bekommen hätte, dass ich ebenfalls einige Worte sagen sollte. Besonders, da die Gruppe international war und die Sprache entsprechend englisch war. Auch wenn ich die Sprache halbwegs gut beherrsche wäre es gut gewesen, sich bereits vorher einmal Gedanken machen zu können, was man denn sagen möchte. Angekündigt war mir, dass ich als moralische Unterstützung und Vertreter der Abteilung CampusGarten anwesend sein solle. Denn wie sonst soll sich meine Anwesenheit bei Smoothies erklären lassen?

Wir haben unseren Auftritt natürlich dennoch gemeistert. Unsere Gäste waren erstaunlich interessiert an allem, begutachteten das Blumenauto, den bepflanzten Einkaufswagen, Insektenhotel und essbaren Teich mit neugierigen Augen. Besonders die Palettenmöbel schienen eine gewisse Faszination auszulösen und den Bastler und Tüftler in den Besuchern zu kitzeln. Die ein oder andere Inspiration wird heute sicherlich den Weg in die Köpfe und mit auf den Heimweg gefunden haben.

Sowohl Smoothieworkshop und Bastelstunde wurden ebenfalls gut angenommen. Der ein oder andere Schreibtisch der Region ist also demnächst mit der eigenen kleinen Basilikumpflanze dekoriert, ideal um das Mittagessen noch etwas aufzuwerten. Und auch die trinkbaren Mahlzeiten sind offenkundig auf Gegenliebe gestoßen, auch wenn sie weder Steak noch Schnitzel beinhalteten. Dafür gab es frisch geernteten Salat und Spinat, gut verflüssigt mit Trauben, Äpfeln oder Zitrusfrüchten.

Und immer wieder zwischendurch und am Rand die neugierigen Fragen, was denn nun alles zur Gartenschau gehört, ob es alles nur die Wiesenflächen sind, was danach mit dem Gelände passiert, wo die 5.000 neuen Wohnungen denn alle entstehen sollen und immer wieder auch die leicht provozierend oder auch ungläubig gestellte Frage, ob da nicht mehr wäre als die riesigen Rasenflächen mit den einzelnen Blumenbeeten am Rand. Aber das darf man natürlich nicht an die große Glocke hängen, immerhin wollen wir ja Werbung machen, damit möglichst viele Besucher kommen und sich bei uns inspirieren lassen, ihren eigenen Garten ökologisch und klimatisch verträglich umzugestalten.

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Präsentation von Smoothiezutaten und Herstellungsprozess. Damit ist dann übrigens auch unsere VHS-Hütte offiziell eingeweiht. Das war die erste Veranstaltung darin.

Randszene in der Managerriege vor dem essbaren Teich, inzwischen sogar mit Pflanzen: „Wir brauchen dich mal, wir haben da einen Antrag, den wir stellen möchten. Was hältst du davon, wenn wir unseren Chemieteich zu so etwas hier umbauen? Das wäre doch mal was, oder?“

StadtGartenSchau – Teil 9. – „Eigen-“ werbung

Das zweite Wochenende seit der Eröffnung ist im vollen Gange und tausende Besucher strömen bei bestem Wetter auf die Ausstellungsflächen. Strahlend blauer Himmel, sommerliche Temperaturen und immerhin ein lauer Wind. Für die ersten Besucher wird das Wetter bereits zur Herausforderung und auch die Ersthelfer müssen nicht über Langeweile klagen. Dafür geht nun doch noch das Meer aus Tulpen auf, was sich viele Leute bereits zur Eröffnung gewünscht haben.

Davon gibt es aber heute kein Bild. Dafür etwas Werbung für den Blog einer Freundin von unserer UrbanGardening Fläche. Die gute Silvi hat nämlich auch einmal ein kleines Resümee geschrieben und wunderbar bebildert. Das kann ich euch doch völlig bedenkenlos ans Herz legen und viel Spaß beim Lesen wünschen.

Ein Klick auf ihr Logo bringt euch direkt auf ihren Blog:

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Und das hier schreibt das werte Garten-fräulein über unser Projekt:

Die Stadtgartenschau auf der Landesgartenschau Würzburg

Ps.: Ein kleiner Nebeneffekt von dem Wetter ist auch, dass die Pflanzen schneller wachsen, als die Hasen sie uns abfressen können. Besonders bei Salat und Getreide macht sich das bemerkbar.

StadtGartenSchau – Teil 8. – Eröffnung

Eine Woche liegt die Eröffnung jetzt bereits zurück und so langsam bügeln sich die ersten Kinderkrankheiten aus. Wir haben nicht an alles denken können, manches war auch nicht perfekt organisiert, und die ersten geplanten Aktionen liegen auch bereits hinter uns. Die Fläche wächst und entwickelt sich Stück für Stück. Und das wichtigste, es gibt Feedback und Reaktionen. Aber nun erst einmal zurück auf Anfang.

Letzte Woche Donnerstag war der große Tag, an dem sich erstmalig die Pforten für die Besucher öffnen sollten. Bis spät in die Nacht hinein wurde noch an den zahlreichen Baustellen gearbeitet, am Donnerstag selbst noch bis 9 Uhr morgens asphaltiert. An allen Ecken und Enden der Protest, man habe ja so lange nicht arbeiten können, weil alles noch gefroren war und der späte Frost einem die Arbeit erschwert habe. Das mag stimmen, denn wir waren für eine lange Zeit im Winter tatsächlich die Einzigen, die unerbittlich weiter gemacht haben. Mit Spitzhacke und Spaten sind wir los gezogen, weil der Sand zu dicht gefroren war, um mit der Schaufel allein etwas zu erreichen. Aber wir haben es geschafft. Was wir schaffen konnten und wollten haben wir erreicht.

Am großen Tag war dann dafür erwartungsgemäß sehr viel los. Neben einer Armee aus Pressevertretern schob sich eine wenigstens genau so große Armee aus Uniformen umher. Immerhin hat sich der, ganz in der Tradition seiner Vorgänger, durch die Demokratie leicht behinderte Prinzregent der Provinz im Südosten des Reiches angekündigt. Schließlich hat die königliche Schatzkammer das Unterfangen durchaus großzügig unterstützt. Beinahe schon im Hintergrund verschwindet da die anwesende lokale Politprominenz und andere geladene hohe Tiere.

Der Vorteil an Metaphern ist, dass sie nicht wörtlich zu nehmen sind. So ragen hohe Tiere nicht, wie etwa eine Giraffe oder ein Elefant, über die Masse hinaus, sondern können sich gut getarnt und unerkannt darin bewegen, wenn sie es denn wollen und jemand anwesend ist, der die größere Aufmerksamkeit auf sich lenken kann. Zur festlichen Eröffnung aber versammelt sich natürlich alles am gleichen medialen Wasserloch, sprich der Hauptbühne.

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Wirklich zuhören möchte niemand, aber es gehört halt dazu. Und eigentlich ist es ja auch egal, wer da vorne nun eigentlich steht, solange man am Ende brav applaudieren kann und sich über ein paar nette Worte freut. Dafür entschädigt ein wirklich fantastisches Wetter für eventuell entstandene Unannehmlichkeiten.

Und wie bei alle Eröffnungszeremonien wird natürlich auch bei einer Landesgartenschau keine Ausnahme gemacht. Viele große Worte des Lobes und der Dankbarkeit an beteiligte, einige mal mehr und mal weniger nette Anekdoten aus gut 100 Jahren Geschichte des Geländes. Ab und an gibt es Musik und natürlich muss auch der Prinzregent seine Bewunderung für die Arbeit ausdrücken, von deren Qualität er sich auf einem intensiven Rundgang in den 5 Minuten seit seiner Ankunft natürlich restlos überzeugen konnte sowie seine innige Verbundenheit zur Region und der hiesigen Faschingstradition. Es ist ein Zirkus der niemals still steht.

Eine Randerscheinung, die in den großen Reden beinahe untergegangen wäre, war die Vorstellung des Geländes. Die großen Themenbereiche wurden jeweils kurz vorgestellt im Sinne von wo sie zu finden sind, und was sie ausstellen. Die Gärten von morgen zeigen, wie wir in Zukunft leben können. Der Wiesenpark läd zum verweilen und die Sonne genießen ein. Der alte Park ist ein Relikt aus den Zeiten, als hier noch eine amerikanische Kaserne stand. Und völlig unscheinbar, mitten darin versteckt aber dennoch deutlich ausführlicher, der Hinweis auf ein einzelnes Projekt. Eine UrbanGardening Fläche, wo junge Leute aus der Uni und der Stadt gemeinsam auf achtzehnhundert Quadratmetern eine Vielzahl an Inspirationen und Anregungen geschaffen haben. Im allgemeinen abschweifenden Geplauder geht der Hinweis beinahe unter, löst aber dennoch Verwunderung aus. Beispielsweise bei mir, der nicht damit gerechnet hätte, so hervorgehoben zu werden.

Und schon tummeln sich einige tausend Menschen auf der ganzen Ausstellung und können das Ende der Zeremonie nicht einmal abwarten. Schnell zeigt sich, in welchen Bereichen sich die Menge eher verteilt und wo es die Leute hin zieht. Und auch, was die Leute sehen wollen. Es ist egal, dass vor nicht einmal zwei Wochen noch Schnee gelegen hat, denn heute scheint die Sonne und die Leute wollen Blumen sehen. Dabei ist nicht von Bedeutung, ob sie aus dem Gewächshaus kommen, durch Magie gezeugt wurden oder schon im Schnee blühen würden. Die vereinzelt am Rande blühenden Tulpen werden geringschätzig begutachtet und auch das zarte Grün frisch gekeimter Pflänzchen ist nicht, was erhofft wurde. Da hilft alles nichts, es gibt offene Enttäuschung.

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Noch sind viele Flächen wenig grün und dafür um so kahler, aber das ändert sich bereits kräftig. Die Natur nutzt die Wärme und die Sonne mit aller Macht.

Aber natürlich gibt es auch Leute, die verstehen, wie die Natur funktioniert und die ausreichend Fantasie mitbringen, um aus dem zarten Grün der jungen Keimlinge einige Wochen in die Zukunft zu projizieren. Es gibt jene, die gerade Linien und scharfe Kanten bevorzugen und solche, für die es kaum etwas tolleres gibt als organische Formen und vielfältig lebendiges Stück Grünanlage. Denn auch wenn wir noch keinen Wald aus Grünpflanzen vorweisen können, die Tiere lassen sich davon nicht bremsen.

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Ein paar bunte Blumen können wir dann doch noch anbieten und diese werden auch wohlwollend wahr- oder angenommen. Aber das gilt eigentlich für alles.

Überall summt und schwirrt es. Die meisten Besucher bekommen es kaum mit, so eilig sind die Bienen unterwegs. Auch die Vögel zeigen bereits Interesse an unserer Ausstellung. Gestern Abend waren wir noch alle überrascht und begeistert, dass sich eine Meise bereits einen der Nistkästen näher angesehen hat, heute morgen findet sich bereits das erste Material zum Nestbau im Eingangsloch und jetzt steht bereits der erste Besucher da, nimmt voller Neugier den Kasten von der Wand und öffnet ihn. Vor lauter Fassungslosigkeit hat niemand schnell genug reagieren können um ihn davon abzuhalten.

Auch die Insektenhotels werden teilweise etwas zu neugierig begutachtet. Es ist ja immerhin eine GartenSCHAU, da will man wohl auch etwas ansehen können. Und wir haben nicht damit gerechnet, dass die Ausstellung ja auch so interpretiert werden könnte. Es braucht also dringend einige zusätzliche Schilder. Gleiches gilt für die Getreidefelder und Bienenweiden, die einfach noch nicht so weit gekeimt sind. Überall finden sich bereits die ersten Fußabdrücke abseits der Wege. Dabei sind wir davon ausgegangen, wahrlich genug davon angelegt zu haben.

Während in der Hütte noch nichts zu sehen ist, sie aber trotzdem viel Aufmerksamkeit anzieht, entwickelt sich unser Samenspender zu einem regelrechten Star. Vielfach fotografiert und bestaunt sorgt er für viele Lacher. Und das obwohl (oder gerade weil?) er mit einem kleinen Schild als „Defekt“ ausgewiesen ist. Er würde ja eigentlich funktionieren, wenn denn nur die Schachteln hinein passen würden. Aber da Kondompackungen wohl kleiner sind als Zigarettenschachteln und wir nur dieses Format zur Verfügung haben, wird es noch etwas dauern, bis auch hier der normale Betrieb einsetzen kann. Aber wir bleiben zuversichtlich.

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Ein Gruß aus der Welt der sozialen Medien. Unser Automat war eines der wenigen Motive, die es an diesem Tag bis dorthin geschafft haben. Auch irgendwo eine Leistung…

Schon allein deswegen, weil jeder bei uns irgendetwas findet, was ihm oder ihr gefällt. Während der allgemein unfertige Zustand der Landesgartenschau bemängelt wird, ernten wir viel Lob für die kreative Arbeit und sogar Verständnis dafür, dass nicht bereits alles blüht oder gepflanzt wurde. Bei Salat und Bohnen sind die Leute offenbar nachsichtiger als bei Tulpen und Rosen. Natürlich gibt es auch jene, die gerne anmerken wollen, was ihnen missfällt, aber der Gesamteindruck bleibt positiv und viele Besucher versprechen, ihre Dauerkarten darauf zu verwenden, uns regelmäßig heimzusuchen und die Veränderungen zu beobachten.

Es wird definitiv ein spannendes halbes Jahr …

StadtGartenSchau – Teil 7. – Was ist ein Trivarium?

Auf unserer Fläche sind einige Elemente entstanden, von denen ich vorher noch nie etwas gehört habe. Was ist beispielsweise ein Schlüssellochbeet? Oder ein Lasagnebeet? Oder ein Trivarium? (Wir erinnern uns an Teil 3) Ein Alpinum kann man sich ja herleiten. Es wird etwas mit vielen Steinen und Gebirgspflanzen zu tun haben. Ein Schotterbeet ist zwar ähnlich, aber nicht so sehr auf Gebirgspflanzen ausgerichtet. Immerhin gibt es Schotterflächen in der Naturlandschaft auch oft an Flüssen oder bei Hangrutschungen und Steinschlägen (eigentlich muss man sagen „es gab sie“, denn in unserer Kulturlandschaft ist dieses Ökotop dank begradigter und kanalisierter Flüsse quasi ausgestorben. Dafür tauchen Schotterflächen heute eher in Städten auf, bei Baulücken und Brachflächen. Hier können sich eventuell Tiere und Pflanzen hin retten, die auf diese Nische angewiesen sind, wenn man ihnen eine Chance lässt.)

Aber was ist denn nun so ein Trivarium?

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Kurze Antwort: Das ist ein Trivarium. Die große Fläche im Vordergrund gehört dabei nicht einmal mehr dazu. Hier ist nämlich eine Mischkultur eingesät, die inzwischen eifrig sprießt. Die massiven Steine der Sonnenfalle haben die Funktion, solare Wärmestrahlung für die Nacht zu speichern.

Wie der Name es vermuten lässt, besteht es aus drei Elementen. Das Kernelement ist dabei die Sonnenfalle. Im Grunde eine Kräuterschnecke, die zu einem Halbmond nach Süden hin aufgedreht wurde. Geeignet ist sie für so ziemlich alles, was man auch in einer klassischen Kräuterspirale findet. Der Boden darin ist natürlich recht mager, denn Kräuter mögen es nicht besonders, wenn sie zu viele Nährstoffe haben. Wenn man so will, sind sie dem Menschen eigentlich sehr ähnlich. Wir kommen auch besser mit Mangel als mit Überschuss zurecht. Gibt es einmal zu wenig von etwas suchen wir, bis wir es gefunden haben. Entstandene Schäden sind erstaunlich einfach zu reparieren. Wenn es aber von allem oder von einzelnen Stoffen einen Überschuss gibt, dann kann das schnell daneben gehen. Organschäden bei Übergewichtigen oder Diabetes sind nur die bekanntesten Schäden und diese lassen sich nicht mehr so einfach heilen. Den Kräutern geht es ganz ähnlich. Lieber also etwas zu mager und sie werden halt nicht so groß. Da wir ja ökologische Intensivierung bewerben möchten haben wir natürlich auch einige Nisthilfen in der Sonnenfalle verbaut. Eine bunte Auswahl an Vögeln und Insekten hat also das Angebot, bei uns Unterschlupf zu finden und sich heimisch zu fühlen.

Die Sonnenfalle umschließt einen Krater, in dem sich Feuchtigkeit sammelt, der durch die Sonnenfalle vor Wind geschützt ist und wo die Wärmestrahlung hinein reflektiert wird. Im Grunde ist es vergleichbar mit einer Satellitenschüssel oder einem Parabolspiegel. Dort ist ebenfalls eine reflektierende Ebene so ausgerichtet, dass sich Strahlung in einem Punkt sammelt, nur dass der Punkt in diesem Fall die Senke in der Mitte ist. Hier gedeihen Pflanzen, die gut mit warmfeuchten Bedingungen zurecht kommen. Nach Norden hin sind sie vor kaltem Wind geschützt und zu so ziemlich jeder Tageszeit fällt Sonnenlicht hinein. Bedingt durch den tonigen Untergrund haben wir eigentlich sogar zwei Trivarien mit Teichen, denn der Krater läuft aktuell bei jedem Regenguss mit Wasser voll. Da Würzburg aber im Sommer auch Phasen hat, wo Monate komplett ohne einen Regentropfen keine Seltenheit sind, verzichten wir darauf, Reis hinein zu pflanzen und bleiben bei solchen, die bei Überflutung protestieren. Auch wenn mir die Idee mit dem Reis eigentlich ganz gut gefallen hat …

Das dritte Element ist das Sandarium, welches die gesamte Struktur zur Seite hin abgrenzt. Hier ist nicht nur die obere Schicht mit Sand abgedeckt sondern tatsächlich dick aufgetragen. Bisher hat sich auch noch kein Kind dazu hinreißen lassen, mit Förmchen bewaffnet in diesen Sandkasten zu springen. Ich bewundere die Disziplin. Die Pflanzen hier kommen mit extrem wenigen Nährstoffen und Wasser aus, wurzeln dafür aber um so tiefer. Wer davor steht merkt häufiger an, dass es recht karg aussieht und so viel Platz zwischen den einzelnen Pflanzen ist. Nicht weiter verwunderlich, immerhin kennen wir solche trockengefallenen Sandbänke aus unseren Kulturlandschaften überhaupt nicht mehr (Heidelandschaften einmal ausgenommen). Dennoch ist auch das geplant, denn solche Sandflächen wachsen selten wirklich zu. Stattdessen bieten sie viel Zwischenraum, deren Sandflächen wichtige Habitate für viele Insekten wie die verschiedene Wildbienen oder Wespen, die sich hier ihre Bruthöhlen graben.

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Ein Blick in den Sonnenuntergang ohne Sonnenuntergang, dafür mit Sandarium. Im Hintergrund sieht man den Halbmond der Sonnenfalle noch.

Es klang bereits durch, auf unserer Fläche sind gleich zwei große Trivarien zu bestaunen. Eines davon mit Kraterbeet, eines davon mit Teich im Zentrum. Der Teich ist als solcher geplant, mit Folie ausgekleidet und soll mit essbaren Pflanzen besetzt werden. Denn nur weil die meisten unserer Gemüsepflanzen und Kräuter eher auf großen Feldern angebaut werden heißt das nicht, dass es im Wasser nicht auch einige Leckereien geben kann. Wasserminze ist nur ein Beispiel, dankbarerweise sehr ähnlich wie Pfefferminze. Um den Pflanzen besseren Halt zu geben wurden Stufen in den Sand modelliert, als die Folie eingebaut wurde. Leider war der Sand zu nass und die Struktur ist wieder kollabiert.

Genau wie der Plan, das zweite Trivarium mit einem trockenen Krater anzulegen. Diese Senke ist so gedacht, dass sich dort etwas Wasser ansammeln kann, aber dank des tonigen Bodens ist hier schnell ein natürlicher Teich entstanden, den wir nun beständig leer schöpfen. Und auch wenn ich für eine Anpassung gestimmt habe, bleibt es nun also bei dem ursprünglichen Plan und dem Schaufeln. Ich bin gespannt, wie der Sommer wird.

Gefällt euch die Reihe bis hierhin? Erkläre ich zu viel oder zu wenig oder das falsche? Gibt es andere Projektteile, die ihr so ausführlich erläutert haben möchtet? Einige Highlights habe ich ja bereits vorgestellt aber natürlich war das nicht alles. Wenn gewünscht kann ich auch einmal Ausflüge zur „Konkurrenz“ machen und euch davon etwas erzählen. Lasst es mich doch einfach in den Kommentaren wissen. Im Idealfall sieht man es sich natürlich selbst an und schafft sich selbst einen Eindruck, aber ich hätte ein schlechtes Gewissen, dafür jemandem nun zu einer weiten Reise zu raten. 😀

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Der fertige Flächenplan, wie er auf unseren Flyern und auf den Infoschildern zur Ausstellung abgebildet. Kleine Besonderheit: Der Plan ist nicht genordet sondern gesüdet 😉