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Der Blick über den Horizont

Vor einiger Zeit habe ich ein Video geschickt bekommen, was mich sehr beeindruckt hat. Es ist eine Reise in unsere Nachbarschaft, ein Blick über unseren Horizont hinweg. Ich bin leicht für solche Sachen zu begeistern aber irgendwo nagt da auch die Frage „wieso zieht es uns dort hinaus?“ Ist es einfach nur Neugier oder vielleicht doch mehr? Oder brauchen wir diesen Blick von außen, um wirklich schätzen zu lernen, was wir hier haben? Ich kann diese Fragen nicht beantworten und eigentlich kannst Du auch direkt zum Video am Ende springen. Oder Du liest dir meinen Senf durch und gibst mir in den Kommentaren Antworten oder Deinen Senf ab. Ich bin gespannt!

Unser kleiner Blauer Planet bietet sehr viele wunderschöne Orte, wenn man sich nur einmal die Zeit nimmt, genau hinzusehen oder die Reise auf sich zu nehmen. Dichte summende Wälder, duftende bunte Blumenwiesen, eifrig pulsierende Städte voller geschäftiger Plätze und beeindruckender Gebäude, beruhigend rauschende Küsten mit beeindruckenden Steilküsten oder sanft geschwungenen Dünen oder auch Gebirge, die sich schroff in den Himmel recken, von ewigem Eis bedeckt und dem, der sie besteigt, eine atemberaubende Aussicht gönnen. Es ist ist gerade so, als sei diese Welt genau für uns gemacht, teilweise auch von uns gemacht. Wir passen hier einfach perfekt hin und wem es nicht gefällt, der muss nur wenige Stunden reisen, um den perfekten Ort dennoch finden zu können.

Ich selbst verfolge gerne den ein oder anderen Reisebericht, -blog oder genieße Dokus über Orte, die ich vermutlich nie mit eigenen Augen sehen werde. Da erstreckt sich eine polare Tundra von Horizont zu Horizont, die ein halbes Jahr schläft und während der anderen Hälfte in geradezu verschwenderisches Leben ausbricht. Scheinbar endlose Wüsten aus Sand oder Fels unter einer brennenden Sonne bieten einen harschen Lebensraum, der faszinierende Überlebenskünstler hervorgebracht hat. Fantastisch bunte Korallenriffe, wie von einer anderen Welt in unsere Meere übertragen oder die noch viel fremderen Wesen ewig finsterer Tiefsee. Tiere, über die wir beinahe nichts wissen und von denen wir noch vor wenigen Jahrzehnten nicht für möglich gehalten hätten, dass sie überhaupt existieren könnten.

Und wir glauben tatsächlich, wir würden außerirdisches Leben gleich erkennen, wenn wir ihm begegnen würden?

Es ist eine Welt voller Abenteuer, voller Möglichkeiten, robust wie Granit und gleichzeitig filigran und zerbrechlich, wie ein hauchzartes Kunstwerk aus Zucker. Und die Menschheit hat kaum an der Oberfläche gekratzt, in ihrem Bemühen, sie zu verstehen. Was verursacht verheerende Erdbeben und wie kann man sie vorhersagen? Was sorgt dafür, dass ein Vulkan mit einer einschüchternden Aschewolke ausbricht, statt sich einfach in sein Umland zu ergießen? Was bringt die Meere dazu, Temperatur und Chemismus zu verändern und die einst so lebendigen Korallenriffe zu einer grauen, toten Einöde zu verwandeln? Und wie können wir sie schützen, unsere Heimat? Unermüdlich arbeiten Wissenschaftler auf der ganzen Welt daran, diesen Schatz, den wir haben, zu verstehen und zu schützen.

Doch so weit unsere Geschichte zurückreicht, war uns das alles nie genug. Die ältesten Zeugnisse der Menschheit richten ihren Blick nicht nur auf den Horizont, sondern auch darüber hinweg. Die ältesten Höhlenbilder zeigen Hände, Tiere und Sterne. Frühe Kunstwerke befassen sich mit Fruchtbarkeit, unserem Spieltrieb und dem Firmament. Die ersten Bauwerke zeugen von einer akribischen Beobachtung des Himmels. In einer Welt voller Wunder wollen wir MEHR! Wir wollen den Mond, die Sterne, fremde Welten und wir wollen alles darüber wissen, sie erreichen, erobern, uns dienlich machen.

Doch während es immer wieder schien, dass uns nicht einmal der Himmel eine Grenze sein würde und einfach alles möglich sei, erkennen wir immer mehr eine andere Wahrheit. Die Reise zu unserem kleinen Bruder, dem Mond (oder der kleinen Schwester, je nach Sprache und Kultur), hat bereits Tage gedauert. Eine Reise zum nächsten Nachbarn, dem Mars, würde uns bereits eineinhalb Jahre kosten! Das Licht braucht für diese Strecke bis zu 21 Minuten, wenn es die äußeren Planeten erreichen will, bereits über einen Tag. Wir sitzen hier fest.

Benachbarte Sterne wie Alpha Centauri oder die kürzlich nachgewiesenen Planeten um Trappist, die größten Hoffnungen, andere Welten zu erreichen, rücken damit in noch unerreichbare Ferne. Sie beflügeln die Fantasie und inspirieren, immer weiter zu suchen und zu forschen, aber bislang bleibt uns der Griff zu den Sternen versagt. Gleichzeitig verstehen wir immer besser, was mit unserer eigenen Welt passiert und dass sie, wenn wir so weiter machen wie bisher, uns nicht mehr ewig ein so traumhaftes Paradies bleiben wird, wie sie es war.

Und während wir alle gemeinsam darum kämpfen sollten, unsere Welt so zu erhalten, dass es uns hier gut geht, dürfen wir trotzdem träumen. Und sei es nur, um uns die Hoffnung zu bewahren, überleben zu können, wenn Mutter Gaia unserer überdrüssig wird. Begeben wir uns doch auf eine Reise zu einigen Sehenswürdigkeiten im Sonnensystem, und nicht immer sind sie sehr bekannt. Sonnenaufgang auf dem Mars oder der Blick in den Himmel eines Jupitermondes, das ist ein guter Anfang.

Aber wie wäre es beispielsweise mit einem Sprung von der höchsten Klippe im Sonnensystem auf dem Uranusmond Miranda? Die 20 Kilometer fällt man ungebremst, dank der geringen Gravitation, in sagenhaften 12 Minuten. Der feuchte Traum jedes Skydivers. Oder wieso nicht gleich aus dem passiven Fall in den aktiven Flug übergehen? Der schwache Sonnenwind erlaubt es den äußeren Monden, bei nur geringer Anziehungskraft eine dennoch dichte Atmosphäre zu halten. Es dürfte für Menschen möglich sein, mit den entsprechenden Flügeln, dank eigener Muskelkraft durch die eisigen Winde auf Neptuns Begleitern zu fliegen.

Doch ist es wirklich vergleichbar, auf den Eisbrocken der Saturnringe zu tanzen, sich in gewaltige Asteroiden zu graben und schattige Habitate zu erschaffen, oder den Sonnenuntergang zu beobachten, während das warme Meer einem sanft weißen Korallensand um die Füße spült und der Wind die Haare und keine Maske umspielt? Selbst wenn einige Tausend solche Reisen unternehmen können, bleiben Milliarden zurück. Geben wir also gut drauf acht, auf unsere blaue Kugel. Es ist der einzige Hafen, den wir haben. Selbst wenn es dann soweit ist, und wir tatsächlich nach den Sternen greifen können, wie uns der beeindruckende Kurzfilm von Erik Wernquist verspricht.

 

Trappist-1 – Sensationsmeldung aus dem Weltall

NASA hält eine Pressekonferenz und löst einen riesigen Wirbel aus. Für den Alltag hat die Meldung keinerlei Relevanz, aber sie greift einen der großen Träume der Menschheit auf: Was ist da draußen?!

Und weil mein Blog schließlich ein Testgelände ist, habe ich es zum Anlass genommen, mal zu üben. Für einen wissenschaftsjournalistischen Artikel hat es wohl nicht gereicht, dafür sind zu viel eigene Meinung und zu wenig Fakten drin. Aber vielleicht kann man es als Kommentar gelten lassen? Hoffentlich bin ich beim nächsten „Artikel“ besser. Lass mir gerne einen Kommentar mit deiner Kritik, Meinung und Anregungen da.

Trappist-1 und die große Hoffnung

 

Es ist wohl einer der ältesten Träume der Menschheit, zu den Sternen zu reisen. Geschichten hierzu sind älter als das Wissen darum, was die Sterne überhaupt sind, abgesehen von hellen Pünktchen am Nachthimmel. So ergibt natürlich auch die Suche nach neuen Welten viel Sinn, jetzt, da wir wissen, dass unser kleiner Planet nur einer von vielen ist.

Verbesserte Methoden und fein kalibrierte Instrumente sowie eine enorm wachsende Datengrundlage haben in den letzten Jahren zu ungeahnten Ergebnissen geführt. Jedes Jahr kommt gleich ein ganzer Katalog von neu nachgewiesenen Exoplaneten hinzu. Zunächst hauptsächlich die weiter außen liegenden, größeren Gasriesen, in den letzten Jahren aber auch verstärkt kleinere, innen liegende Gesteinsplaneten. Es ist also statistisch gesehen nur eine Frage der Zeit, bis sich darunter auch eine zweite Erde verbirgt.

Und genau das, so die Hoffnung, ist nun mit den nachgewiesenen Planeten im Trappist-1 System geschehen. Gleich sieben Planeten von etwa Erdgröße hat das internationale Forscherteam auf Initiative einer belgischen Forschergruppe unter Leitung der NASA hier entdeckt. Drei davon sogar in der habitablen Zone, dem Bereich also, in dem die Einstrahlung des Sterns so viel Energie auf die Oberfläche bringt, dass flüssiges Wasser vorkommen kann.

Im Fall von Trappist-1 ist diese Zone sehr viel enger um den Stern, als im Fall unserer Sonne, da er deutlich kleiner ist. Seine Planeten sind entsprechend dichter beieinander, haben kleinere Umlaufbahnen und, um darauf stabil zu bleiben, höhere Geschwindigkeiten. In etwa in der Größe unseres Mondes sollen sie am gegenseitigen Nachthimmel zu sehen sein. Und davon gleich eine ganze Reihe auf einmal! Die Vorstellung alleine regt die Fantasie an und verständlicherweise vielfach Hoffnungen und Fragen.

Haben wir hier in nicht einmal vierzig Lichtjahren Entfernung die Antwort auf die Frage, ob wir alleine im Universum sind? Liegt da eine zweite Erde direkt in unserer Nachbarschaft? Können wir es bis dorthin schaffen? Immerhin ist uns das Konzept von Generationenraumschiffen ja schon länger bekannt. Wie sehen diese Welten aus? Gibt es dort Wasser? Wie sieht es mit freiem Sauerstoff aus? (Was übrigens ein extrem deutliches Indiz für eine Lebensform wäre, die wir auch als solche erkennen würden.)

Einen Punkt vermisse ich aber dennoch in der Diskussion, den ich in den paar Artikeln, die ich hierzu überflogen habe, nirgends finden konnte. Die tektonische Energie.

Auf der Erde ist das zu vernachlässigen. Auch wenn unser Mond recht groß ist, die Energie, die durch seine „Gezeiten“ auf die Erde wirken, verstecken sich in der Energiebilanz der Erde unter den 0,02 % „Innere Energie“. Bei den Monden unserer Gasriesen Jupiter und Saturn sieht das schon anders aus. Dort reichen die Wechselwirkungen aus, um einen starken Vulkanismus anzuregen und eventuell den Kilometer mächtigen Eisschild Europas teilweise aufzuschmelzen.

Wie sieht das also in einem System aus, in dem gleich sieben Planeten von Erdgröße sich in einen Raum quetschen, der noch innerhalb des Merkurorbits liegt, und sich hier mit hohen Geschwindigkeiten begegnen? Bevor ich diese Reise antrete, würde ich das doch lieber einmal von jemandem durchrechnen lassen, der mit den Zahlen etwas anfangen kann.

Erdgröße allein muss auch noch kein Indiz sein. Unsere Venus ist nur minimal kleiner als die Erde, aber ein Vielfaches ungemütlicher. Mit einem effektiven Treibhauseffekt von über 90 % hat sie sich eine Hochdruckatmosphäre geschaffen, die keinerlei organisches Leben zulässt. Aber in dieser Sache werden von den Planeten um Trappist-1 schon bald die ersten Antworten erwartet, wenn auswertbare Spektraldaten vorliegen. Vielleicht erwartet uns dann ja die nächste Sensationsmeldung von den Sternen.

Die Namen der Planeten, so der Wunsch der belgischen Forscher, soll sich übrigens alle an belgischen Bieren orientieren, wie auch schon der Name des Systems. Es steht noch aus, ob diese Vorschläge akzeptiert werden.

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Bildquelle: NASA