Schlagwort-Archive: Studenten

Ein Ausflug in die Kunst bewegter Bilder

Auch heute habe ich wieder keine neue Geschichte anzubieten, aber dafür etwas, was sehr viel hochwertiger daher kommt. Im Rahmen ihres Studiums hat meine werte Cousine mit ihrem Kommilitoninnen zwei Kurzfilme produziert, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Viel Spaß damit!

Einerseits gibt es da ein kleines Werk über den Schaffensprozess eines Kunstwerks. Das Ergebnis selbst ist dabei nicht einmal relevant, es geht viel mehr um den Weg von der Idee über die Umsetzung zum Ergebnis.

„Ein Wochenende drehen plus nachdrehen und über 40h Postproduktion.“

Das zweite Video ist ein Trailer zu einer fiktiven Serie über ein Mädchen, welches aus ihrer Heimat, einem Fischerdorf, verschwindet. Die Vorgabe war, es mystisch zu halten und ich glaube, das ist absolut gelungen.

„[…] noch mehr Dreharbeit, dafür weniger Postproduktion.“

Alle Rechte an den Videos bei: Lynn Huberty, Patrizia Onkels & Sina Markhoff

Hörsaalgetuschel – Ausgabe 142.

Das Klischee klopft an

Auch wenn die Bibliothek der Uni recht gut ausgestattet war, stieß auch dieses Sortiment einmal an seine Grenzen. Und genau diese Grenzen hatte Flo erreicht, indem er eine Vorlesung belegt hatte, die ein Buch benötigte, was in der Bibliothek nicht verfügbar war. Es blieb nur die Möglichkeit, es zu kaufen, und das glücklicherweise zu einem recht niedrigen Preis. Und um den lokalen Markt etwas zu unterstützen, entschloss er sich, von seiner gewohnten Route abzuweichen und das Buch im Buchhandel an der alten Uni zu besorgen.

Offenbar stand er allerdings vor dem falschen Regal, denn nichts, was er hier sah, war ungefähr das, was er suchte. Ähnliche Titel und andere Ausgaben des Buches, ungünstigerweise auch noch zum wenigstens fünffachen Preis. Das war es ihm beim besten Willen nicht wert. Aus dem Augenwinkel sah er einen unscheinbaren Stapel, der genau nach dem aussah, was er eventuell suchen könnte. Doch dann betrat das Klischee den Laden und er hielt sich lieber mit offenen Ohren im Hintergrund.

Die alte Uni war die Bastion der Paragrafenritter und Rechtsverdreher, der Hauptsitz der Juristen. Regelmäßig fand man einzelne Exemplare von ihnen auch auf dem Campus und an der Zentralbibliothek, die Meisten aber blieben hier versammelt, in ihrem ganz eigenen Mikrokosmos. Vielleicht würde dieses Exemplar hier sogar in der Masse untergehen, in Flos Wahrnehmung aber stach er wie ein bunter Hund heraus. Segelschuhe, Stoffhosen mit Bügelfalte, Poloshirt mit aufgestelltem Kragen, der perfekte Rahmen für die blonde Mähne. Und als er den Mund aufmachte, klangen seine Worte derart gestelzt, dass Flo sich tatsächlich zusammennehmen musste.

„Guten Abend. Ich würde gerne meine letzten Nachlieferungen bezahlen.“

Soviel hatte Flo bereits mitbekommen. Spätestens alle halbe Jahre gab es eine neue Ausgabe der Gesetzestexte und damit einhergehend eine Nachlieferung über die veränderten Passagen zum selbst auswechseln. Über ein praktisches Abomodell konnte man so automatisch die Nachlieferungen beziehen und immer die aktuellen Gesetze zur Hand haben. Er hätte allerdings nicht erwartet, dass man nachträglich in den Buchhandel gehen konnte, um vor Ort zu bezahlen. Doch hier stand der feine Herr und wollte die Rechnung begleichen. Nur, dass er keine dabei hatte. War das nicht im Register irgendwo vermerkt?

Natürlich war alles im Register vermerkt. Es brauchte nur einen Namen, um daran zu kommen. Und dieser Name passte so gut zum Auftreten und dem Studiengang, dass sich vermutlich das Klischee höchstselbst schämte.

„Von Schönwald, Maximilian.“

Natürlich reichte ein einfacher Max nicht aus, es musste die lange Version sein. Ob er sich auch mit diesem Namen von seinen Freunden ansprechen ließ? Flo konnte es sich fast vorstellen. Und dann dazu auch noch dieser erschrockene Ausruf, als er erfuhr, dass er noch ganze vier Nachlieferungen offen hatte. Der Preis dazu war für das bisschen Altpapier geradezu unverschämt, doch Maximilian von Schönwald zückte die Karte, mit der er das schon immer erledigt hatte, ohne sich von seinem entspannten Lächeln abbringen zu lassen. Wenn Flo es sich recht überlegte, dann konnte man dieses entspannte Lächeln auch als überheblich interpretieren. Dafür bräuchte es vielleicht etwas Fantasie, aber es würde noch besser ins Klischee passen. Ein solcher Overkill wäre allerdings einfach zu viel des Guten.

Der Stapel, den er noch aus dem Augenwinkel gesehen hatte, beinhaltete genau das Buch, nach dem er gesucht hatte. Und das auch noch in allen erdenklichen Abwandlungen und Ausgaben. Jetzt, wo der beste Teil der Sondervorstellung des werten Herrn von Schönwald aufgeführt worden war, brauchte er sich auch nicht mehr zurückzuhalten. Er griff das Objekt seiner Begierde und löste Maximilian von Schönwald an der Kasse ab.

Mit einem verhaltenen Grinsen im Gesicht bezahlte Flo das Buch, wegen dem er gekommen war, als das Kontrastprogramm den Laden betrat. Ein verschlafenes Mädchen in zerknittertem Jogginganzug und dicken Gesetzestexten unterm Arm schlurfte herein. Weswegen genau sie kam, hörte Flo schon nicht mehr. Er war bereits wieder auf dem Heimweg. So überspitzt und karikierend Klischees auch immer waren, sie hatten immer auch einen wahren Kern irgendwo, ähnlich wie Fabeln. Allerdings war er selten auf ein Exemplar gestoßen, wo es dermaßen ausgeprägt war. Das Erlebnis faszinierte ihn zutiefst.

20170526_143008

Hörsaalgetuschel – Ausgabe 141.

Überraschungshausarbeit

Drei Uhr nachts war nicht die beste Zeit, um am Schreibtisch zu sitzen, wenn man am nächsten Morgen um zehn Uhr in der Vorlesung sitzen wollte. Vor dem offenen Fenster zog eine angetrunkene Gruppe Studenten vorbei, auf dem Heimweg nach einer wilden Nacht so kurz vor der Prüfungsphase. Für Flo war das keine Option.

Abgesehen davon, dass er der Clubphase weitestgehend entwachsen war, und einfach keine Freude mehr daran finden konnte, aber auch an der Hausarbeit. Eine Woche hatte er noch Zeit, aber auch das hehre Ziel, frühzeitig abzugeben. Es wäre sicherlich leichter gewesen, wenn er die Abgabefrist gemeinsam mit dem Thema zu Semesterbeginn bekommen hätte, und nicht erst vor einer Woche per Mail. Natürlich hatte er sich mit den anderen Kursteilnehmern unterhalten und sie waren alle davon ausgegangen, dass der Abgabetermin wie üblich das Semesterende war. Jetzt war bei ihnen allen die Zeitplanung gründlich durcheinander geraten.

Tina hatte den Kurs direkt aus ihrem Plan gestrichen. Diesen Aufwand würde sie sich schenken, zumal sie gerade wichtigere Probleme hatte. Auch Mia liebäugelte eifrig mit dem Gedanken, zumal sich diese Frist bei ihr mit noch zwei weiteren Fristen überschnitt. Sie hatte ihr Thema für die Hausarbeit spontan und eigenmächtig um das Thema Zeitmanagement erweitert und eine scharfe Kritik an der Organisation des Professors eingebaut. Eventuell würde sie am Ende dran denken, diesen Teil wieder zu löschen. Ihrer Note zuliebe wenigstens.

Flo blätterte durch die Literatur, die sein Thema behandelte, und die er nicht verstand. Er konnte unmöglich alles in der Zeit lesen, was er für eine Hausarbeit nach seinen Maßstäben benötigte. Besonders deswegen, weil er keinen rechten Einstieg in das Thema finden konnte. Die groben Mechaniken waren kein Problem, aber im Master wäre doch sicherlich ein tiefer gehendes Verständnis des Themas vorausgesetzt, und damit konnte er nicht aufwarten. Andererseits würde eine dermaßen tief reichende Behandlung des Themas auch noch den Umfang der Arbeit um einige Größenordnungen sprengen. Er musste sich auf das Wesentliche beschränken, nur dann würde er mit großen Lücken im Thema leben müssen, was ihn ausgesprochen ärgerte.

Sein Blick wanderte zur Uhr. Wenn er jetzt noch Feierabend machte, dann konnte er noch vor halb vier im Bett sein, sich an Kristina ankuscheln und wäre hoffentlich tief genug eingeschlafen, dass er nicht mehr aufwachte, wenn sie sich um kurz nach sechs fertig machte, um zur Arbeit zu fahren. Was die Vorlesung betraf, würde es sowieso wenig Sinn ergeben, dort zu sitzen, wenn er nicht wach bleiben konnte. Aber das konnte er auch morgen früh noch feststellen. Erik würde sicherlich hingehen, auch wenn er auch erst um kurz nach zwei Uhr nachts seinen Laptop zugeklappt hatte.

Aus den ein bis zwei Tagen auf dem Sofa schlafen war inzwischen eine gute Woche geworden. Eine Woche, in der ein sehr leiser und fast unsichtbarer Mitbewohner für eine immer aufgeräumte und saubere Küche gesorgt hatte. Eine Woche, in der Mia zwar irgendwann bemerkt hatte, dass er nicht mehr bei ihr im Bett schlief, aber dann doch immer wieder zu beschäftigt gewesen war, um ihn darauf anzusprechen. Oder sie hatte es schlicht und einfach vergessen, wenn sie ihn dann einmal sah. Sie begrüßte ihn mit einem routinierten Kuss, kuschelte sich gewohnheitsmäßig an und tat, was sie halt so tat. Besorgte Blicke kamen dabei dann weder von Mia oder Erik, welcher alles nur noch stoisch über sich ergehen ließ, sondern von Tina und Flo.

„Und jetzt sag mir noch einmal, dass die zwei einfach nicht ohne einander auskommen können.“

Tina hatte sich in einer ruhigen Minute an Flo gerichtet, und dabei nicht glücklich gewirkt. Natürlich, sie war eifersüchtig auf Mia gewesen, aber das hier war auch keine Alternative. Vor allem, weil sie sich auf diese Weise auch noch schuldig fühlte. Immerhin war sie der Grund, weswegen die tiefen Klüfte in der Beziehung des Traumpaares so drastisch sichtbar wurden. Sie mochte es sich nicht ausgesucht haben, aber das änderte wenig an der Tatsache. Und dann fiel dieses Chaos auch noch in einen so dicht gepackten Zeitraum, wo man ohnehin kaum den Kopf zum Denken freibekommen konnte. Wo sollte das denn bloß alles enden?

Flo musste ihr im Stillen recht geben. Mia und Erik schienen für den Moment wirklich gut zurechtzukommen. Ohneeinander! Der oberflächliche Eindruck mochte täuschen und vielleicht würde diese kleine Auszeit ihnen beiden gut tun, helfen, sich wieder auf was Wesentliche zu besinnen und der Beziehung auf lange Sicht gut tun. Im Augenblick hatte er aber eher den Eindruck, sie hatten sich getrennt, und nur vergessen, das dem jeweils anderen auch mitzuteilen.

Aber ob Pause oder nicht, Erik war ein guter Freund, nur auf Dauer konnte er nicht sein Wohnzimmer in Beschlag nehmen. Darüber waren sich alle Beteiligten sicherlich im Klaren. Tina war bereits drauf und dran gewesen, ihm ihr WG-Zimmer anzubieten, hatte dann aber wieder Abstand davon genommen, als sie realisierte, dass sie dann ja selbst bei Mia einziehen müsste. Der Gedanke war ihr zu sonderbar vorgekommen. Mia hätte vermutlich von allen noch das kleinste Problem damit, eher im Gegenteil. Und das machte die Angelegenheit nicht weniger verrückt. Nicht nur Flo hatte längst aufgegeben, verstehen zu wollen, wer in dieser Dreiecksbeziehung wen nun wie wahrnahm.

Die Uhr zeigte viertel nach drei. Das Licht der Straßenlaternen war das Einzige, was das kleine Arbeitszimmer erhellte, der Monitor war dunkel, genau wie die Lampe. Nur die Perspektive war seltsam. Es kostete ihn einen Moment, zu realisieren, dass er, statt aufzustehen, eingeschlafen und vom Stihl gerutscht sein musste. Eigentlich könnte er auch gleich hier auf dem Teppich liegen bleiben. Das wäre mit Abstand die einfachste Möglichkeit, aber dann griff doch noch sein Egoismus und er schleifte sich ins Bett, nicht für die Bequemlichkeit, aber um näher bei Kristina zu sein. Wenn sie einmal nicht da sein sollte, würde er das unter Garantie sofort bemerken.

20170125_194940

Hörsaalgetuschel – Ausgabe 134.

Zeitvertreib

Strahlend blauer Himmel und ein sommerlicher Wind waren vermutlich die Hauptverantwortlichen für die positive Grundstimmung auf dem Campus. Überall saßen oder standen gut gelaunte Grüppchen von Studenten herum, unterhielten sich entspannt und genossen das Wetter, welches so eifrig den Zwang aus dem Tag heraus brannte. Dabei war das so mitten im Semester nicht immer ganz angemessen.

Flo konnte das Wetter heute nicht wirklich genießen. Er hatte Druck und wollte endlich die Hausarbeit beginnen, die er eigentlich doch schon seit zwei Wochen fertig haben wollte. Da traf es sich fast schon super, dass er heute Morgen viel zu Früh und dennoch mit Verspätung zur Tür hinaus gestürmt war, um zu einer Veranstaltung zu erscheinen, die diese Woche überhaupt nicht stattfand. Als einer der Ersten hatte er heute dann in der Bibliothek gesessen, um die etwas ausgedehnte und eigentlich nur zwei Stunden dauernde Pause zwischen den beiden Veranstaltungen des Tages dennoch sinnig zu nutzen.

Er hatte es auch in der Zwischenzeit immerhin geschafft, sich eine Veröffentlichung raus zu suchen und zu öffnen. Aber wie so oft war es interessanter, sich anzusehen, wer denn an diesem schönen Tag die Bibliothek betrat, und in welchem Zustand er oder sie es tat. Von seinem Platz, etwas abseits und halb hinter einer Säule versteckt, hatte er die große Halle gut im Blick. Die ersten Leute belegten direkt von Anfang an die Computerterminals. In vielen Fällen saß auf der einen Seite der Tastatur ein Zombie, auf der anderen Seite etwas, was sicherlich nicht viel mit der Uni zu tun hatte. Twitter, Facebook, Youtube oder Klatschnachrichten bestimmten die Monitore.

Ein Mädchen war mit dem Kopf auf die Tastatur gesunken und schnarchte leise vor sich hin. Auf ihrem Monitor flimmerte ein Paper über katholische Sexualethik, und Flo vermied es gezielt, sich darunter Genaueres vorstellen zu müssen. Ihr Sitznachbar war gerade dabei seinen dritten Kaffee zu leeren und wechselte dann von einer Bilderserie über die Aerodynamik von Kühen und Elefanten zu etwas, was die thermodynamische Berechnung eines Tauchsieders sein konnte. Er starrte eine Weile darauf, scrollte mal weiter, dann wieder zurück, und holte sich am Ende seinen vierten Kaffee innerhalb einer halben Stunde.

Völlig außer Atem hetzte ein Mädchen an der Szene vorbei, in Richtung der Drucker. Sie sah aus, als wäre sie erst vor zwei Minuten aus dem Bett gekrochen, hätte sich nur schnell eine Hose und Schuhe angezogen und wäre losgerannt, den USB-Stick mit wichtigen Dokumenten in der Hand. Ihre Haare waren im bemitleidenswerten Zustand, und wenn sie nicht in ihrem T-Shirt geschlafen hatte, dann wenigstens darauf. Wenige Minuten und viele energische „Knopfdrücke“ später hastete sie auch schon wieder durch den Haupteingang hinaus, eine kleine Sammlung loser Blätter in der Hand.

Um ein Haar wäre sie mit dem barfüßigen Jungen kollidiert, der gerade aus der Ecke mit den Schließfächern kam. Dabei war er mit seiner leuchtend bunten Ballonhose echt schwer zu übersehen. Seine spindeldürren Arme verrieten, dass er im Falle einer Kollision wohl eh, mangels Masse, das Nachsehen gehabt hätte. Mit nichts weiter als einem dünnen Block und einem Kuli in der Hand verschwand er die Treppe zu den Lesesälen hinauf. Er wirkte wenigstens ausreichend wach und motiviert, als dass er keine zwei Stunden schlafen würde, sondern wirklich seine gewünschten Informationen aus den Büchern zusammentragen würde.

Inzwischen war es spät genug geworden, als dass nicht mehr nur die frühen Vögel auf der Jagd nach dem Wurm waren. Einem exotischen Paradiesvogel gleich schwebte eine junge Dame mit Blau-lila-pink gefärbten Haaren und einem aufwendigen Sommerkleid herein. Bunte Farben und rauschender, hauchfeiner Stoff. Sie schien den ganzen Raum damit ausfüllen zu wollen. Ihre Freundin hingegen trug dickeren Stoff, versuchte aber dennoch den Rekord des kürzesten Höschens des Jahres bis jetzt zu knacken.

Vielleicht sollte es Flo unangenehm sein, so heimlich aber direkt zu starren, aber irgendwie ist alles relativ, und wenn sie so offensichtlich Blicke auf sich lenken wollte, dann wäre es doch regelrecht unhöflich, ihr diesen Gefallen nicht zu erweisen. Kristina würde er schließlich erst gegen Abend wieder sehen, wenn sie in ihrer Jogginghose auf dem Sessel saß und ihm trotzdem noch den Atem raubte. Dafür brauchte es weder besonders knappe noch aufwendige Kleider.

Lediglich für seine Hausarbeit sah es immer noch nicht viel besser aus. Der menschliche Zoo war einfach viel spannender, die weichen Formen viel angenehmer, als das harte Schwarz-Weiß des Textes vor ihm. Immer wieder versuchte er sich auf die Arbeit zu konzentrieren und vielleicht sollte er nächstes Mal besser mit dem Gesicht zur Wand sitzen. Es gab einfach zu viel Ablenkung, zu viel zu sehen, zu viel zu hören und manches Mal auch zu viel zu riechen. Zum Beispiel, wenn der Frühsportler vom Nachbartisch noch einmal sein Deo auffrischte, ehe er sich in dicke Gesetzestexte stürzte und die beiden Mädels gegenüber ignorierte, die sich lautstark über die unmenschlichen Anforderungen im Lehramtsexamen ausließen.

Die Uhr tickte unerbittlich und Flo konnte sich immer besser in den Kaffeetrinker hinein versetzen, der seine Thermodynamik selbst bei mehrfachem Durchlesen nicht erfassen konnte. Sehr ähnlich ging es ihm gerade bei den Veröffentlichungen, die ihm bei seiner Hausarbeit weiter helfen sollten. Es war nicht sein Tag und nicht seine Zeit. Wenn er jetzt seine Sachen zusammen räumte, dann konnte er wenigstens noch ein kleines Frühstück in der Cafeteria zu sich nehmen, ehe er in den Kurs musste. Vielleicht könnte er sich dabei ja noch Gedanken machen und wenigstens den Aufbau seiner Arbeit einmal durch gehen. Auch wenn er dafür die schöne Bibliothekarin alleine lassen musste, die immer am Infoterminal saß und geduldig alle Fragen beantwortete.

20170526_143008