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Warum der Mars eigentlich unwichtig ist

 

Es ist jetzt auch schon wieder einen Monat her, dass ich mit einigen Videos prokrastiniert habe und meinen Gedanken nachgehangen bin. Dabei hatte ich das Gefühl, dass in letzter Zeit mehr und mehr Menschen auf ein Rettungsboot wie Geoengineering oder den Mars vertrauen, statt unsere Probleme hier einfach einmal handfest angehen zu wollen. Und wer sich für den Erhalt eines Waldstücks und gegen die Vernichtung von älterem Torf einsetzt, der bekommt schnell den Stempel „Ökoterrorist“.

Studien wie das Jena-Experiment helfen zwar dabei, Umweltthemen in den Fokus zu rücken, aber wo bleiben die Konsequenzen?

Vor etwas mehr als einer Woche hat dann der IPCC einen aktuellen Bericht abgegeben. Gemeinsam mit dem Koalitionsvertrag unserer aktuellen Regierung, die sich vom Klimaschutz deutlichst distanziert, und der Meldung der EU, keine strengen Klimaschutzziele verabschieden zu wollen, bietet sich ein deutliches Bild:

Scheiß halt drauf! Wir wandern zum Mars aus. Und dann?

Warum der Mars eigentlich unwichtig ist

Bill Maher hat bereits vor einer ganzen Weile eine Sendung produziert, wo er sich deutlich gegen bemannte Raumfahrt zum Mars oder generell irgendeinen Himmelskörper ausspricht. Eine recht ähnliche Meinung hat auch Harald Lesch etwas später von sich gegeben. Was ist da los?

Ich als ScienceFiction Fan bin erst einmal dafür, wenn es heißt, die bemannte Raumfahrt wird wiederbelebt. Der Griff zu den Sternen ist sicherlich etwas, was uns nicht nur wirtschaftlich und wissenschaftlich weiter bringen kann, sondern ganz sicher auch kulturell. Eine erste kleine Basis auf dem Mond beispielsweise wäre die Erfüllung eines Menschheitstraums. Natürlich würde sich das auch in der Kunst und dem gesamten kulturellen Leben widerspiegeln. Die Mondlandungen waren ja wohl kaum eine Randnotiz in der Popkultur und Sputnik oder Gagarin haben sich nur deswegen weniger stark eingeprägt, weil das die falsche Hälfte der Weltkugel war, die östliche. Und wir wissen ja alle, das ist die ultimative Wurzel allen Übels. Wieso stimme ich den beiden genannten Herren jetzt dann doch zu?

Der Grund ist einfach. Beide sind nicht grundsätzlich Gegner der Raumfahrt. Sie sind Gegner der Sichtweise, der Mars könnte als zweite Erde herhalten. Die Raumfahrt erlebt im Augenblick einen richtigen Hype. SpaceX, Blue Origin oder Virgin Galactic, die Investitionen und die hohe Medienpräsenz privater Raumunternehmen ziehen neue Aufmerksamkeit auf ein altes Thema. Auch NASA und ESA profitieren davon. Wir scheinen so nah dran zu sein, an den ersten bemannten Flügen zum Mars. Es braucht nur noch ein paar Tests und die ersten Freiwilligen können starten.

Ganz so einfach ist es natürlich nicht, und selbst wenn es das wäre… was dann?

Musk ist mit seinen Bestrebungen der forscheste und will bis 2050 eine Millionenpopulation auf dem Mars haben. Das ist ja so weit ganz löblich und ein tolles Ziel. Aber dem Gedanken, der Mars könnte ein Rettungsboot für die Menschheit sein, ist das wenig zuträglich. Denn selbst wenn er sein Ziel erreichen sollte (was doch sehr fragwürdig ist), ist das weit davon entfernt, die gesamte Menschheit zu erfassen. Die Millionen Kolonisten sind nicht einmal ein nennenswerter Anteil an der Menschheit, kaum 0,001% der über zehn Milliarden Köpfe, die sich bis dahin auf dieser Kugel drängen.

Und genau da setzt die Kritik an, die ich uneingeschränkt teile. Raumfahrt ist schön und gut. Ich finde sie richtig und wichtig, kulturell wie wirtschaftlich. Aber das löst nicht die Probleme, die wir hier auf der Erde haben und dringendst angehen müssen! Eine Marskolonie hilft der Erde nicht.

Uns Menschen rennt der Klimawandel aktuell davon. Die Geister, die wir riefen, würden dabei vielleicht sogar auf uns hören, wenn wir ihnen denn die passende Order geben würden. Nicht nur die Ereignisse im Hambacher Forst oder die Reaktionen auf ein Dieselgate stehen als Symbole dafür, dass wir lediglich ein ungebremstes „weiter so“ ordern. Wir greifen in Stoffkreisläufe ein, die wir zu großen Teilen verstanden haben und wo wir wissen, dass es eine dumme Idee ist. Und trotzdem soll auf dem Mars alles besser werden?

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Gibt es auf dem Mars nicht: Einen dichten Wald, der Sauerstoff produziert. Auf der Erde vielleicht auch nicht mehr so ewig.

Über Stoffkreisläufe auf dem Mars wissen wir deutlich weniger. Wir wissen nicht einmal, wie viel Wasser wir dort finden können, in welchem Zustand es ist und wo. Auf der Erde können wir all das recht gut abschätzen. Die Temperaturen kennen wir inzwischen auf beiden Welten recht gut und was soll man sagen? Der Mars ist kalt! Was für eine Überraschung.

Kalt ist es in der Antarktis auch, und da gibt es wenigstens Wasser. Trotzdem will kaum jemand hin, um dauerhaft dort zu leben. Mal ein Besuch, eine Forschungsreise oder Abenteuerurlaub „fernab der Zivilisation“, am besten noch mit dem luxuriösen Kreuzfahrtschiff inklusive Schwerölantrieb. Aber dauerhaft dort leben? Nur das bisschen Gemüse essen, was man dort anbauen kann? In unterirdischen Wohnungen, um sich vor kosmischer Strahlung zu schützen? Das muss man auch berücksichtigen, denn der Mars hat kein Magnetfeld, was die Kolonie schützen könnte und auch keine Atmosphäre, die dicht genug wäre, um vor Strahlung oder Meteoriten zu schützen.

Wieso soll man sich monatelang in viel zu enge Blechdosen quetschen, nur um dann auf diesem dermaßen lebensfeindlichen Brocken aufzuschlagen? Wieso nehmen wir dann nicht den Mond? Der ist viel näher, es ist einfacher hin zu kommen, wir waren schon einmal da und kennen die Gegend besser. Eine Kolonie auf Mond oder Mars kann sich nicht wesentlich im Design unterscheiden. Gut, Wasser könnte echt ein Punkt sein, aber ansonsten ist man auf dem Mond sogar noch leichtfüßiger unterwegs.

„Ja aber den Mars kann man doch terraformen und eine zweite Erde draus machen.“

Ich habe keine Ahnung, woher dieses Gerücht kommt und wieso es sich so hartnäckig hält. Fakt ist: Nein! Können wir nicht! (Wenigstens nicht so, wie es präsentiert wird.)

Es hat einen Grund, dass der Mars nur etwa 1/10 des Luftdrucks der Erde hat. Er ist zu klein. Der Mond hat auch nicht genug Gravitation um eine Atmosphäre zu halten. Sie wird einfach in die Weiten des Weltalls hinweg geweht und ist Masse, die dem Körper für immer verloren geht. Selbst wenn man also die bescheuerte Idee verfolgen will, die möglicherweise wasserreichen Polarregionen des Mars mit Atombomben zu bewerfen, bis das ganze Wasser eine Atmosphäre bildet, dann bleibt die nicht da. Abgesehen davon, dass es nicht mehr so leicht ist, eine Million Kolonisten zusammen zu bekommen, wenn es darum geht, im nuklearen Albtraum zu leben.

Es geht also in meinen Augen kein Weg daran vorbei, die Erde in einen Zustand zu versetzen, dass wir gut und gerne hier leben können. Es gibt in unserem Sonnensystem keine Rettungsboote, auf die wir ausweichen können und wenn es irgendwo anders eines geben sollte, dann können wir es nicht erreichen. Und genau das ist die Aussage, die ich in den beiden Videos sehe. Der Mars ist schön und gut, aber für unsere Probleme ist er unwichtig.

Die Erde ist für die Menschheit alternativlos.

Punkt.

Das dürfen wir niemals aus dem Blick verlieren.

Riskiert gerne einen Blick auf die Videos und sagt mir, ob ihr das ähnlich seht. Ich bin ehrlich gespannt.

 

Bill Mahers Kommentar:

 

„Weltveränderer“ mit Harald Lesch:

Nur eine kleine Revolution in der Hochschulpolitik

Vielleicht erinnert sich noch jemand an die neue Revolution in der Hochschulpolitik? Damals habe ich noch wild spekuliert und mich ansonsten über die schönen Sonnenblumen gefreut. Inzwischen sind wir einen Schritt weiter, denn auch andere sind inzwischen darauf aufmerksam geworden, so auch die lokale Zeitung, welche hier schön großformatig und mit Foto davon berichtet. Und falls der Link nicht funktionieren sollte, habe ich Euch den Text einmal geklaut:

Cannabis-Pflanzen gedeihen auf Würzburger Uni-Campus

Sie ist eine wertvolle, uralte Kulturpflanze, angebaut schon vor tausenden Jahren. Weil aber weibliche Blüten zu Marihuana und ihr Harz zu Haschisch verarbeitet werden können, hat Hanf – wissenschaftlich Cannabis– hierzulande einen schweren Stand.

Umso erstaunlicher, dass auf dem neuen Würzburger Uni-Campus gar nicht wenige Cannabis-Pflanzen gedeihen. Eine Plantage für den studentischen Eigenverbrauch?

Beim Familienspaziergang Cannabis-Pflanzen entdeckt

Eigentlich will Felix Weinrich mit seiner Frau und den zwei kleinen Kindern nur einen gemütlichen Spaziergang durch das Gelände des neuen Campus Nord machen – die ehemaligen Leighton Barracks. Dort ist mächtig was los: Die Landesgartenschau wird angelegt, neue Wohnhäuser schießen aus dem Boden, und auch auf dem Unigelände wird ordentlich umgebaut.

Gymnasiallehrer Weinrich möchte seinen Kindern die vielen Bagger, Radlader und sonstigen Baufahrzeuge zeigen. Was die Familie aber dann entdeckt, ist eine Sache für Erwachsene: zierliche Cannabis-Pflanzen, direkt neben der Straße, auf dem freien Feld hinter der neuen Mensateria.

Hanf zwischen anderen Blühpflanzen

Die Gewächse sind eingestreut zwischen Sonnenblumen und anderen Blühpflanzen. Auf jeden Fall optisch eine feine Sache. Aber vielleicht noch mehr?

Beim Spaziergang dabei: Weinrichs Schwester und deren Mann, beides studierte Landschaftsökologen. Sie können den Cannabis sofort identifizieren. „Was uns wirklich erstaunte“, berichtet Deutsch- und Erdkundelehrer Weinrich, „war das Ausmaß der Verbreitung dort.“ Aus dem Rottenbauerer Grund kenne man eine wilde Bepflanzung, wo in selten Fällen auch Hanf wachse. „Aber nicht in dieser Menge!“

Strenge Auflagen für den Anbau von Hanf

Möglicherweise ein illegaler Drogenanbau mitten auf dem Uni-Campus? Recherchen der Redaktion führen zunächst zu Fachleuten aus Botanik und Pharmazie. Dr. Gerd Vogg, wissenschaftlicher Custos am Botanischen Garten, weiß um die Sensibilität des Themas: „Wenn wir für die Analytik in der Pharmazie einige Hanfpflanzen anbauen wollen, brauchen wir eigens eine Genehmigung der Bundesopiumstelle in Bonn.“

Dabei gibt es bei den Cannabisarten große Unterschiede: Um Haschisch und Marihuana erzeugen zu können, brauchen die Hanfpflanzen einen hohen Gehalt des Wirkstoffes Tetrahydrocannabinol (THC). Dieser beträgt beim kommerziell verwerteten Nutzhanf weniger als 0,2 Prozent.

Hanf als Nutzpflanze, für die Medizin – und für Drogen

Textilien, Öle, Dämmstoffe, Seile, Papier – die Palette legaler Hanfprodukte ist groß. Vor allem Sorten der Hanfart Cannabis sativa werden dafür eingesetzt, während der Indische Hanf (Cannabis indica) die entscheidende Rolle als Drogen- und Medizinpflanze spielt. Rein äußerlich, erklärt Vogg, seien die beiden Arten kaum zu unterscheiden.

Und was wächst am Hubland-Campus? Der Botaniker hätte – mit Blick auf die vielen Sonnenblumen auf dem Feld – eine plausible Erklärung: „Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine Saatgutmischung, die dort ausgestreut wurde. Auch in Mischungen von Vogelfutter finden Sie einzelne Hanfsamen.“ Also keine gezielte Cannabiszucht, sondern nur Begleiterscheinungen?

Studenten hatten „WEED“-Transparent aufgestellt

Einigen Studenten jedenfalls waren die hübschen Hanfgewächse aufgefallen. Zu ihrem Amüsement hatten sie vor wenigen Wochen an dem Feld ein Transparent aufgestellt mit der Aufschrift „WEED ’s to Entertain you“ (frei übersetzt: „Gras macht Spaß“). Ob auch „geerntet“ wurde, ist nicht bekannt.

Als der technische Betrieb der Uni das Banner bemerkte, holte man es ein und wies die Pressestelle der Hochschule auf das Cannabisfeld hin. Entsprechend ging man auch dort interessiert der Hanfherkunft nach.

Verbindung zur nahen Landesgartenschau 2018

So kann Pressesprecher Gunnar Bartsch mittlerweile aufklären: In direkter Nachbarschaft zur Landesgartenschau 2018 steht die Pflanzaktion mit ihr in Zusammenhang. Das Gelände, so Bartsch, solle möglichst ansprechend aussehen. Also überlegte man sich beim zuständigen Staatlichen Bauamt, wie die Brachfläche hinter der Mensateria ökologisch aufzuwerten ist.

Beraten ließ man sich von der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim, mit der die Staatsbauer auch sonst eng kooperieren. Und die LWG-Experten empfahlen eine spezielle Wildpflanzenmischung, die sich auf dem Boden und in der Lage am Campus Nord angeblich gut entfaltet. Das Ergebnis gibt den Öko-Fachleuten Recht.

Wildpflanzenmischung der Veitshöchheimer Landesanstalt

Seit 2008 entwickelt die LWG zusammen mit Projektpartnern aus ganz Deutschland artenreiche mehrjährige Wildpflanzenmischungen mit 15 bis 25 Pflanzenarten für die Biogasproduktion. Energiepflanzen, die gleichzeitig Lebensräume für Wildtiere schaffen.

Die „starkwüchsige Veitshöchheimer Hanfmischung“ zaubert einen wahren Blütenreigen auf den Unicampus: Sonnenblumen, Schmuckkörbchen, Stockrose, Fenchel, Wegwarte, Herzgespann – und Faserhanf. Mangels THC-Gehalt ist allerdings bestenfalls der Anblick der Blütenpracht berauschend.

Quelle: http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Hanf-Landesgartenschau-2018-Marihuana-Pharmazie;art735,9780244
© Main-Post 2017

Es ist also nur eine kleine Revolution in der Hochschulpolitik. Statt der Haushaltskasse sollen nur die Optik und die Ökologie des Campus renoviert werden, und das sogar noch höchst offiziell und abgesegnet. Auch wenn mir das so weit bekannt war, oder wenigstens aber extrem naheliegend und leicht zu erschließen, irgendwie ist es dann doch fast ernüchternd. Mir hat meine Idee eigentlich ganz gut gefallen, auch wenn sie nach wie vor nicht legal wäre.

Was die Ernte angeht, sind wir übrigens einen Schritt weiter als die Zeitung. Ja, man weiß von kleinen Mengen, die geerntet wurden. Allerdings nicht zum Rauchen, sondern als Raumlufterfrischer und Duftspender. Und als optisches Zierelement. Wie der Artikel auch beschreibt, Faserhanf zu rauchen wäre auch reichlich unbefriedigend. In diesem Sinne …

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Ist inzwischen übrigens verblüht und sehr viel kahler

Die neue Revolution in der Hochschulpolitik?

Jedes Semester zur Prüfungsphase sind vermehrt Beschwerden, über zu hohen Stress im Leben der Studierenden zu vernehmen. Bereits leicht vernachlässigte Zeitplanung sorgt für kritische Kumulation des Workload in kritischen Zeitphasen, was mit schweren psychischen Problemen einhergehen kann. Entstehende Prüfungsangst und Depressionen sind hier nur der Anfang.

Und jedes Mal werden die Rufe nach einer Reformation des Bildungssystems laut. In der fortschreitenden Internationalisierung des Arbeitsmarktes und damit dem wachsenden Konkurrenzdruck ist ein dankbarer Sündenbock leicht gefunden. Lösungsansätze bietet das jedoch nicht.

Ebenso drückt der Wegfall der Studiengebühren auf das Budget der Bildungseinrichtungen und verhindert eine Verbesserung von Lehre und, auch psychologischer, Betreuung der Studierenden. Möglicherweise bietet ein Experiment einer großen fränkischen Universität eine Möglichkeit, gleich mehrere dieser Probleme in einem Rutsch effektiv zu bekämpfen.

In einem Versuch, der zunächst nur auf drei Jahre ausgerichtet ist, wird hier eine Brachfläche für ein ökologisches Experiment genutzt, welches in Teilen gleichzeitig durch lukrative Verkäufe für frisches Kapital sorgen kann. Gleichzeitig kann durch den kontrollierten Anbau gewährleistet werden, dass den Studierenden nur hochwertige, saubere und wirksame Entspannungshilfen verkauft werden. Die ersten Ergebnisse der Studie stehen noch aus, zumal auch nicht alle politischen Hürden ausgeräumt werden konnten. Hier wird hoffnungsvoll auf die anstehende Bundestagswahl verwiesen.

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Meine sehr verehrten Damen und Herren. Treten Sie näher und genießen Sie das Suchbild!

Deutsche Klimapolitik in China

Es tut mir leid, aber heute muss ich mal etwas aus dem Rahmen fallen, es geht um Sabotage. Ungewöhnlicherweise mal an einem Montag, und dann auch noch an einem, wo die halbe Republik entweder noch besoffen oder schon verkatert ist, aber ich habe etwas gelesen, und das regt mich auf. An der Uni bekommen wir laufend gesagt, die Studenten von heute wären nicht mehr politisch und so brav geworden. Nun, offenbar sind wir an den falschen Stellen laut. Aber ich bin gerade trotzdem stinkig und das muss ich loswerden!

Da! Rubrik Wirtschaft, wie passend für ein Umweltthema.

Der Klimawandel. Thema einer Debatte, die eigentlich überhaupt nicht existiert. Denn was in den Medien gerne als eine Diskussion aufgezogen wird – ist er nun real und was geht davon auf des Menschen Kappe? – ist eigentlich lang entschieden. Auch die so gerne heraufbeschworene Uneinigkeit zwischen Klimaforschern existiert in dieser Form schlicht nicht!

Der Klimawandel ist da und er ist vom Menschen gemacht. Punkt. Worüber gestritten werden darf, ist das Ausmaß, und was man dagegen tun kann und muss.

In Deutschland wurde diesbezüglich in den letzten zehn Jahren etliches an Projekten angegangen, angefangen bei der Energiewende. 2015 war die Zahl der installierten Leistung Photovoltaik nirgendwo so groß wie hier. Auf dem diplomatischen Parkett drängt Deutschland gerne in eine Vorreiterrolle mit moralischem Zeigefinger und kritisiert den immensen Ausstoß von Treibhausgasen z.B. in den USA und (Weltmeister) China.

Und dann erzählt mir meine Tagesschau heute in einer Randnotiz, dass China, Weltrekordhalter in der Emission von Treibhausgasen und mit großen Ambitionen, etwas dagegen zu unternehmen, seine Richtlinien für Elektromobilität kastrieren will. Das Land also, was, abseits von der großen medialen Berichterstattung, Milliarden in die Entwicklung und Einführung von Elektromobilität steckt, will auf einmal die Quoten für Elektrofahrzeuge runter setzen. Das Land, welches guerilla-Transportunternehmen mit elektrischen Golfcarts duldet, ganzen Regionen die Richtlinien auferlegt, Taxis dürfen nur noch als Vollelektromodelle zugelassen werden und in dessen Metropolen zeitweise am Wochenende nur noch elektrisch gefahren werden durfte. Was ist da los?

Politik ist da los. Deutsche Politik. Und jede Menge Lobbyarbeit von einer Branche, die in Deutschland für mehr als eine halbe Million Arbeitsplätze verantwortlich ist. Unsere werten Autobauer haben seit 10 Jahren aktiv gegen jede Form von Elektromobilität agiert und stellt sich nun ernsthaft hin und behauptet, sie wären von der Entwicklung überrascht worden. Sorry, aber ich werfe ihnen Sabotage vor!

Ein Kommentar befand „hier wird also ein Wirtschaftskrieg auf Kosten des Klimas und damit künftiger Generationen ausgefochten.“

Tut mir leid, auch hier muss ich widersprechen. WIR SIND DIESE KÜNFTIGEN GENERATIONEN! Wir sind es, von denen da immer als ominöse Masse irgendwann in der Zukunft die Rede ist. Wir, die wir JETZT leben, erleben live und in Farbe, wie sich das Klima ändert. Zum ersten mal überhaupt konnten wir miterleben, dass zwischen zwei wärmsten Jahren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen nicht Jahrzehnte liegen sondern … nichts!

2014, 2015 und 2016 waren alle drei die jeweils wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen. Nie vorher hat es auch nur zwei heißeste Jahre gegeben, zwischen denen auch nur weniger als ein Jahrzehnt gelegen hätte.

Und mit diesen Zahlen vor Augen engagiert sich unsere Bundesregierung unter Muddi Merkel (übrigens selbst Naturwissenschaftlerin, man mag es nicht für möglich halten) und dem dicken Siggi gegen ihre eigene hierzulande propagierte Klimapolitik. Man kann es ja als „Schutz von Arbeitsplätzen“ verkaufen, auch wenn die längst verloren sind. In China ist man Umweltverschmutzung schließlich gewöhnt und das ist weit weg. Die Modellierungen von ESA und NASA, welche den Weg von CO2 Wolken um den Globus darstellen, sind ja auch nur nette Zahlenspiele.

Und irgendwas wird uns ja schon einfallen. Mit dem Atommüll, das haben wir schließlich auch hervorragend hinbekommen. Worüber rege ich mich hier also auf?

:edit: ps.: Tut mir leid, wenn ich nun jemandem auf die Füße getreten bin… wobei, eigentlich nicht. Mir tut es eher leid, hier einen unreflektierten und nur aus Zorn heraus entstandenen Beitrag zu posten. Aber das Thema ist einfach … existenziell wichtig! Bitte berücksichtigt das und behaltet es immer im Hinterkopf. Es geht nicht darum die Welt zu retten. Die Welt ist alt genug um auf sich selbst aufzupassen. Es geht darum, uns selbst zu retten. Und unsere Kinder. Auch die, die schon geboren sind.

Brexit – moin Senf

Diese Woche möchten die Briten darüber abstimmen, ob sie in der EU bleiben möchten, oder ihr Glück doch lieber alleine finden wollen, und die Welt dreht am Rad. Wieso eigentlich? Ich müsste lügen, würde ich sagen, ich habe Ahnung von Politik. Dennoch kommt man um diese Diskussion nicht herum. Sie wird generell sehr emotional geführt und bei politischen Themen heißt das im Grunde das Gleiche, wie wenn man ein Bauwerk als architektonisch Wertvoll bezeichnet. Im Falle des Bauwerkes heißt das, dass es hässlich wie die Nacht ist. Im Falle der Diskussion, dass sich niemand für Fakten, Streitkultur und Zusammenhänge interessiert.

Die EU ist ein Staatenbündnis, speziell um Handel und Zusammenarbeit zu fördern. Niemand ist gezwungen, beizutreten oder darin zu verbleiben. Es ist rein freiwillig, selbst für die Briten, die am Anfang eine Einladung in die EU noch abgelehnt haben, nur um etwas später selbst einen Antrag zu stellen. Die Vorteile müssen also an irgend einem Punkt die Nachteile überstimmt haben.

Und nun gibt es in Großbritannien Leute, die diesen Beitritt für einen Fehler halten, den es zu korrigieren gilt. Gut, die gibt es in jedem einzelnen Mitgliedsstaat, nur sind sie meistens eher in der Unterzahl. Aber Großbritannien ist ja kein gewöhnliches EU-Mitglied. Dank ihres „Britenrabatts“ zahlen sie geringere Beiträge an die EU und für so ziemlich jede Vereinbarung haben sie sich die Optionen offen gehalten, sich daran zu beteiligen, oder eben nicht. Ein Interesse am Euro haben sie ebenfalls nicht. Wohl aber an der Zollunion und der Reisefreiheit. Und ich bin mir sicher, es gibt eine Tonne an Vor- und Nachteilen, von denen ich nicht einmal weiß. Wie gesagt, ich bin kein Fachmann.

Die EU-Gegner argumentieren mit Selbstkontrolle, Abgaben an die EU, Normen und Regulationen. Über die Kontrolle kann ich nicht viel sagen, aber dank der „opt-in/opt-out“ Regelungen entziehen sie sich dem doch eh bereits.

Die Abgaben sind Steuern. Die Mittel also, mit denen jeder Staat seine Aktionen finanziert. Verwaltung, Subventionen, Aufbau- und Infrastrukturprogramme. Das kostet dann zunächst einmal und wirft in den wenigsten Fällen viel Gewinn ab. Wie würde sich z.B. eine Autobahn finanzieren? Überhaupt nicht auf direktem Wege! Das ist nicht ihre Aufgabe. Der Job von Infrastruktur ist es, sicherzustellen, dass die Wirtschaft der erschlossenen Region aktiv sein kann und Gewinnbringend arbeiten kann. Denn wenn sie das tut, dann kann sie auch ihre Steuern bezahlen, welche wiederum die Infrastruktur in Schuss halten können. Bleiben noch die Normen und Regulationen. Natürlich bekommen auch die Briten einen Anteil aus diesem Steuertopf, auch wenn naturgemäß unterwegs ein Wenig auf der Strecke bleibt.

Bleiben die Normen. Kein einziger der Mitgliedsstaaten ist als EU-Mitglied geboren worden. Alle waren schon vorher funktionierende Staaten mit jeweils ihren eigenen Regelungen und Gesetzen. Und plötzlich sollen all diese Normen miteinander kompatibel sein. Niemand soll ungerecht behandelt oder benachteiligt werden, trotzdem für eine gewisse Qualitätssicherung gesorgt sein. Keine leichte Aufgabe, zieht man die Größe und Wirtschaftskraft dieser Gemeinschaft in Betracht. Die Kopfkissenregelungen, die von den Brexit-Befürwortern so gerne angeführt werden sind schlichtweg falsch. Jemand hat einfach ein Suchprogramm durch die Regelwerke der EU laufen lassen und jedes „Kissen“ herausheben lassen. Das schließt kissenförmige Frühstücksflocken genau so ein wie die Sensorkissen in Autoairbags. Und wer mit der EU handeln will, der muss sich so oder so an die Standards halten, ansonsten kann er seine Wahren nicht einführen. Weder in Großbritannien, noch in Deutschland oder Rumänien.

EU und Brexit-Gegner versuchen nun Druck aufzubauen. „Raus heißt endgültig raus“. Sie sollen sich also sicher sein. Druck in einer Debatte, die von Sturköpfen und emotional überladen geführt wird. Das war schon immer eine gute Idee.

Und was heißt das, wenn die Briten nicht hier bleiben wollen? Dann befindet sich ihre Nation, welche erst vor Kurzem noch Schottland unbedingt im eigenen Verbund halten wollte, nicht mehr innerhalb sondern außerhalb des größten Binnenmarktes der Welt. Die angeblich so starke britische Wirtschaft kann nicht mehr von der Zollunion und Handelserleichterungen profitieren. Die Finanzwelt reagiert jetzt schon reichlich verschnupft auf die ganze Situation und wird sicherlich auch im Falle des Austritts nicht gerade euphorisch auftreten.

Aber wer weiß, vielleicht kommt Schottland ja dann auf die Idee sich dennoch abzuspalten um als vollwertiges EU-Mitglied wieder aufgenommen zu werden. Und für die EU wäre das ein deutliches Signal, sich einmal gründlich mit sich selbst befassen zu müssen. Denn auch wenn mir persönlich das Konzept der EU im Großen und Ganzen gut gefällt und ich die Idee mag, perfekt ist sie bei Weitem nicht und es gibt viele Ecken und Enden, an denen kräftig gefeilt werden muss. Dennoch hat sie sehr viel Potential und müsste sich nur trauen, das zu erkennen auch zu nutzen.