Archiv der Kategorie: Buchtipp

Ronja Räubertochter – Buchtipp

RonjaRonja Räubertochter ist für mich der Inbegriff meiner Kindheit. Ich habe das Buch damals zu Weihnachten bekommen und mich hoffnungslos in die Welt verliebt. Diese unglaublich dichte Welt, in der man noch beim wievielten Lesen noch neue Details entdeckt. Dieses Gemälde, was vor dem inneren Auge entsteht und wächst. Ein kleiner Wald, der sich doch wie eine ganze Welt anfühlt.

Dieses Buch ist voll von Fabelwesen, die so selbstverständlich in der Welt umherlaufen, als würden sie in jedem Wald der Welt leben. Sie gehören einfach dazu und sind mit all ihren Eigenschaften und Wesenszügen nie einfach nur schwarz-weiß. Nur Menschen gibt es in diesem Wald kaum welche.

Die Protagonistin ist, wie für Astrid Lindgren typisch, ein Mädchen, dass sich nichts sagen lassen will. Sie ist eine starke Figur, eine Spur trotzig und auf jeden fall wagemutig. Als einziges Kind wächst sie alleine bei der Räuberbande ihres Vaters im Wald auf. Ständig bemüht, ihre Grenzen aus zu testen, kann sie doch immer in ein behütetes Heim zurückkehren. Mit ihren Eltern wohnt sie in einer Burg, die offenbar viel zu groß für die Räuberbande ist und seit einem Blitzeinschlag bei Ronjas Geburt in zwei Teile gespalten ist.

Als sich in der zweiten, abgetrennten Hälfte, eine konkurrierende Räuberbande einnistet, ist es vorbei mit der Harmonie in der behüteten Burg. Für Ronja aber beginnt nun das Abenteuer erst recht. Fast schon nebenbei zwingt sie ihr unbestechlicher Sinn für Gerechtigkeit in eine Vermittlerrolle zwischen den beiden verfeindeten Clans.

Unterstützt werden die Geschichten von detaillierten, liebevoll gestalteten Bildern. Gleich im Einband findet sich eine Zeichnung der gesamten Welt. Einen Großteil der Schauplätze findet sich dort schon und erlaubt es, einfach den Überblick herzustellen. Für mich war es immer ein herrliches Wimmelbild, welches die Fantasie anregt, die Welt mit eigenen Geschichten zu füllen.

Ronja Räubertochter ist auf jeden fall ein sehr lesenswertes Kinderbuch. Ob zum Vorlesen oder selber lesen, junge Bücherfreunde dürften sicher viel Spaß an diesem Buch haben. Ich hatte es jedenfalls und habe es sehr lieb gewonnen.

Der 9. Weg – HörBuchtipp

Der_9._WegDer 9. Weg ist ein Fantasyroman von Tom Baumann, der bislang nur in Hörbuchform erschienen ist. Das Hörbuch ist dabei vom Autor selbst gelesen und veröffentlicht worden.

Der Hauptcharakter findet sich gleich zu Anfang in einer ihm fremden Welt wieder, statt in New York, woher er ursprünglich stammt. In dieser mittelalterlichen Welt hat er eine Aufgabe zu erfüllen, die ihm anfangs noch verborgen bleibt. Erst im Laufe der Geschichte eröffnet sich ihm die ganze Tragweite seines Handelns.

Die Handlung gibt sich dabei recht klassisch und könnte sich so auch als Pen-and_Paper Rollenspiel abspielen. Das Schicksal treibt eine kleine Gruppe von Menschen zusammen, die unterschiedlicher kaum sein können. Gemeinsame Ziele oder schlichte Ausweglosigkeit sorgt dafür, dass sie sich zu einer Gruppe zusammenschließen und die gemeinsame Zeit schmiedet schließlich die Bande der Freundschaft. Dabei wird jeder Charakter mit einer markanten und glaubwürdigen Persönlichkeit ausgestattet, so dass man sich die Person gut vorstellen kann.

Auch die Welt wird sehr detailliert geschildert und ist weit ausgereift. Das schließt unterschiedliche Sprachen und eine vollständige Geographie mit ein. Die Welt Soom wird so zu einer glaubhaften Welt mit einer dichten Atmosphäre.

Das Erstlingswerk des Autors ist damit durchaus wert gehört zu werden, und selbst wenn der Protagonist selbst am Ende nicht traurig sein sollte, dass es vorbei ist, den Zuhörer könnten die Abenteuer der kleinen Reisegesellschaft durchaus noch etwas nachhängen. Ich würde es Werk und Autor durchaus wünschen, wenn es eines Tages den Weg zwischen zwei Buchdeckel finden wird.

Die Letzten ihrer Art – Buchtipp

die Letzten ihrer Art

„Die Letzten Ihrer Art“ (Last Chance To See) beschrieb Douglas Adams als sein zwar am wenigsten erfolgreiches aber dafür liebstes Werk. Er beschreibt darin einige Reisen zu den bedrohten Tierarten dieser Welt, die er gemeinsam mit dem Zoologen Marc Carwardine mitte der ’80er unternommen hat.

„Die Letzten Ihrer Art“ legt seinen Fokus dabei ganz klar auf die Reisen selbst. Über die Tiere selbst wird ja schließlich schon oft genug berichtet, also wieso nicht mal einen Blick auf die andere Seite der Kamera werfen? Was dort passiert kann schließlich mindestens genau so spannend sein. Reisen nach Madagaskar mit Booten, die das Prinzip des Bootes einfach mal umkehren, vom Wahnsinn der Bürokratie in afrikanischen Staaten oder Übernachtungen in Hütten, die zwar von Menschenhand errichtet wurden aber wo der Mensch im besten Fall der Gast ist.

Was von der Kamera auch gerne übersehen wird ist die Arbeit der Leute, die teils Jahre und Jahrzehnte fernab von dem leben, was wir Zivilisation nennen um dort das Leben von Tieren zu schützen, von denen selbst Zoologen oft nur einmal eine Randnotiz gelesen haben. Douglas Adams dokumentiert Gespräche mit Zoologen, die ihre Schützlinge selbst kaum zu Gesicht bekommen und nur schätzen können ob es nun noch zwanzig oder schon nur noch sieben von ihnen gibt.

Das ganze ist natürlich in dem für Adams typischen Humor geschrieben und mit einer Leidenschaft und Begeisterung die man nur für etwas aufbringen kann, was einem wirklich am Herzen liegt. Ich persönlich lese gerne, wenn ich mit Bus oder Bahn unterwegs bin. Bei diesem Buch muss ich wohl einen recht albernen Anblick geboten haben, wie ich dort sitze und albern vor mich hin kichere. Humor ist zwar immer Geschmackssache und in diesem Fall hat es meinen Geschmack genau getroffen. Dabei sind die Erzählungen teilweise derart absurd, das man sich fragen sollte, ob so etwas wirklich passiert sein kann. Aber diese Frage stellt sich nicht wirklich. Man liest es und akzeptiert es als wahre Begebenheit wo das Leben selbst mal wieder Ideen hatte, auf der verrückteste Schriftsteller nicht kommen würde.

Ich erachte „Die Letzten Ihrer Art“ nicht nur als ein wertvolles Stück Kulturgeschichte sondern auch als kleines Lehrbuch für die Frage „Was passiert, wenn der Mensch kommt?“ denn nicht zuletzt sind wir es, die dafür gesorgt haben, dass die hier erwä

hnten Tiere vom Aussterben bedroht oder sogar schon ausgestorben sind. Von mir gibt es eine ganz deutliche Leseempfehlung für ein Buch, was man kaum zur Seite legen kann und was man auch gerne noch ein zweites mal liest. Oder noch ein drittes mal, um jemandem eine Szene daraus vor zu lesen oder um es zum Beispiel auf englisch zu lesen.

Im Übrigen, nicht alle Berichte von den Reisen dieser Reihe sind in diesem Buch enthalten. Der Bericht über die Mantarochen vor Australien findet sich in „Lachs Im Zweifel“, einem Buch, was erst nach Adams‘ Tod erschienen ist und sich aus etlichen hinterlassenen Texten zusammen setzt.