Archiv der Kategorie: Sonstiges

It‘s the end of the world as we know it

It‘s the end of the world as we know it

 

Es ist so weit, die Apokalypse ist offiziell angekündigt. Das System ist zusammengebrochen und hat sich abgemeldet. Okay, nur das duale System. Jahre der Umwelterziehung fallen einer Krise zum Opfer, die sich den meisten Menschen in erster Linie durch Massenhysterie um ausverkauftes Klopapier bemerkbar macht. Die lokalen Stadtreiniger kürzen alles zusammen und leeren ab sofort nur noch den Restmüll. Wer keinen eigenen Kompost auf dem Balkon hat, möge ihn bitte im Restmüll entsorgen, auch die Papiertonnen werden auf unbestimmte Zeit nicht mehr abgefahren, Wertstoff- und Recyclinghöfe bleiben ebenso geschlossen.

Die Krise hat Deutschland fest im Griff. Schulen und Kindergärten sind genau so geschlossen wie die Konsumtempel. Bei bestem Frühlingswetter sollen die Menschen motiviert sein, sich in ihre vier Wände zurückzuziehen, nur die nötigsten Ausflüge zum Supermarkt oder Arzt zu unternehmen, nach Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten, um keine Kollegen zu infizieren und grundlegende Hygieneregeln wie Händewaschen zu beachten. Treffen mit Freunden? Lieber nicht, und wenn nötig, bitte nur in kleinen Gruppen und mit ausreichend Abstand.

Flatten the curve! Streckt die Neuinfektionen über eine möglichst lange Zeit, damit das Gesundheitssystem es auch auffangen und bearbeiten kann. Und über allem schwebt, bzw. fällt inzwischen das Damoklesschwert der Ausgangssperre als letztes Mittel der Politik, der Situation noch, wenn schon nicht Herr, dann wenigstens aber doch Lehrling zu werden.

Die Leute lassen sich davon kaum abhalten. Solange die Cafés geöffnet sind, sitzen sie auch voll. Nur langsam nimmt der Abstand zwischen den Passanten zu und nur langsam nimmt die Zahl derer ab, die sich dazu entschließen, das Wetter mit Freunden, Verwandten und Bekannten im Park zu verbringen. Immerhin ist doch fast perfektes Wetter zum Grillen. Was fällt Mutter Natur auch ein, da einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen? Es wirkt beinahe trotzig, wie etliche Leute sich nun in Gruppen in der Sonne sammeln.

Einige halten sich trotzdem an die Aufforderung, zuhause zu bleiben. Wenigstens haben sie ihre eigene Interpretation dessen, was gefordert wird. Mit Hamsterkäufen und allem was dazu gehört. Auf dem Heimweg von der Arbeit kann man die Ströme von Menschen beobachten, die Massen an Lebensmitteln aus den Supermärkten schleppen. Bei den meisten ist der Blick eher nach innen gekehrt. Nur die, die noch eine Packung Klopapier ergattert haben, gucken irgendwie eher beschämt.

Aus der Fußgängerzone schallt das Rattern der Skateboards. Eine Gruppe Jugendlicher nutzt die Schulsperrung, um dieses Hobby noch einmal aufleben zu lassen. Noch ist die Ausgangssperre schließlich nicht in Kraft getreten. Viele Passanten machen dennoch lieber einen Bogen um die kleine Gruppe, die sich um Bluetooth Box und Palette Energydrinks in Dosen versammelt hat. Ein altes Ehepaar schüttelt verständnislos die Köpfe darüber, bevor sie sich zu ihren Freunden ins Café setzen. Zwei Radfahrer rauschen vorbei. Sie sind offensichtlich nicht auf dem Heimweg von der Arbeit oder zum Einkaufen, sondern nur auf Spazierfahrt unterwegs.

Eine Querstraße weiter staut sich der Verkehr hinter einem Lastwagen, der gerade seine Baustelle beliefert. Die Arbeiter können auf Mindestabstände hier keine Rücksicht nehmen und auch der Innenausbau ist im Homeoffice kaum zu realisieren. Spaß an der Arbeit sieht bei den meisten anders aus. Einzig der König der Baustelle in seinem Kran und der LKW Fahrer gucken, als würden sie das Wetter genießen können. Wobei der Kranfahrer sich auch über sein Pausenbrot freuen könnte, welches er gerade mit einem Bier hinunter spült. Natürlich alkoholfrei! Nicht, dass ich das von hier unten erkennen könnte, aber ich unterstelle es ihm. Denn Arbeitssicherheit gilt immer noch, da wird im Kran bitte nicht gesoffen.

Von dort oben kann er sicherlich auch in den Innenhof im übernächsten Block gucken. Die Abendsonne scheint jedenfalls eifrig hinein, spiegelt sich in einigen Fenstern und wird von den zahlreichen offenen Balkontüren geschluckt. Die ersten Blumenkästen sind bunt geschmückt, Balkonmöbel werden raus gestellt und irgendwo tönt R.E.M. aus einer Wohnung. It‘s the end of the world as we know it hallt durch den offenen Hof auf die Straße, auf einzelnen Balkonen wird getanzt. Es hat etwas von Urlaubsstimmung. In der oberen Etage wirft jemand eine Bierflasche über die Ecke auf den benachbarten Balkon. Sein Freund versucht sie mit einem Kissenbezug zu fangen. Man hört das Reißen des Stoffs, bevor die Flasche dumpf auf dem Balkon zerschellt. Ich höre nur noch das Fluchen, als ich um die Ecke verschwinde.

It‘s the end of the world as we know it and I feel fine begleitet mich auf den Metern bis zum letzten Supermarkt vor der eigenen Haustüre, und irgendwie scheint es das passende Motto der Krise zu sein. Eines ist hier sofort deutlich: Es gibt noch Toilettenpapier! Wein in Tetrapacks, Konservendosen und Klopapier, das dominiert hier das Bild der Einkaufstüten. Die Prioritäten sind klar gesetzt.

Die Kassiererin sitzt hinter einem improvisierten Spritzschutz aus Bilderrahmen und Folien, an der Türe begrüßt mich der Hinweis, bitte mindestens 1,5 m Abstand zu anderen Kunden zu halten und mit Karte zu zahlen. Alles, was mir noch fehlt, sind Kartoffeln und Paprika. Dafür sollte es doch heute noch reichen. Selbst in der Ausgangssperre darf man sich schließlich mit frischen Lebensmitteln versorgen. Vielen scheint das nicht so ganz bewusst zu sein.

Was mich am Ende am meisten beunruhigt, ist, dass ich meine Umgebung nicht verstehen kann. Da sind einerseits die völlig Sorglosen, denen alles egal zu sein scheint, die sich über die Grippewelle vermutlich sogar etwas freuen.Und auf der anderen Seite die Hamsterkäufer und Hysteriker, die sich mit Vorräten für Jahre eindecken, um zwei bis drei Wochen in ihrer Wohnung verschwinden zu können. Wo ist das gesunde Mittelmaß geblieben? Achtsamkeit und Rücksicht auf seine Mitmenschen, Einhaltung der Basishygiene, Gelassenheit und ruhiges Abwarten.

Tut es wirklich so weh, einmal nicht mit den Kollegen im Büro zu kuscheln, auf die dritte Party in dieser Woche zu gehen und sich mit fremden Menschen in viel zu kleine Straßencafés zu quetschen um teuren Kaffee zu schlürfen? Ist es wirklich unzumutbar, darauf hinzuweisen, medizinische Notfallausrüstung auch für medizinische Notfälle verfügbar zu halten und nicht literweise Desinfektionsmittel zu horten? Offenbar ist das zu viel verlangt! Und wenigstens fürs Erste haben R.E.M. recht und es ist wirklich das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Aber das war noch nie etwas Neues. Es ändert sich immer wieder alles und ein neues „Normal“ stellt sich ein. Wenigstens bis im Sommer die nächste Hitzewelle kommt und den nächsten Ausnahmefall mit bringt. Und gegen Hitze hilft Klopapier genau so gut, wie gegen Grippe. Wenigstens ist Hitze nichts ansteckendes, ihre Opfer dafür umso abstrakter.

Bleibt gesund!!

„Rettet die Bienen!“ – Ein Volksbegehren aus Lobbysicht

In Bayern laufen im Moment die Gemüter heiß, denn ein von der ÖDP geführtes Interessenbündnis hat ein Volksbegehren zu einem Gesetzesvorschlag gestartet. Unter dem (zugegeben etwas plakativen) Titel „Rettet die Bienen“ soll für mehr Naturschutz gestimmt werden. Ausbau und Förderung der ökologischen Landwirtschaft, Verdichtung des Biotopnetzwerks, Schaffung von mehr Lebensraum für Insekten, Reptilien, Säugetiere und Vögel… Viele Punkte, die aus ökologischer Perspektive absolut zu befürworten und notwendig sind.

Natürlich lassen Gegenstimmen nicht lange auf sich warten. Mit viel Lärm und Schaum vor dem Mund treten die vermeintlichen Verteidiger der Landwirte Bayerns auf. Grund genug für mich, mal wieder aus der Deckung zu treten und meine Zeit damit zu vertun, einen genaueren Blick auf diese Gegenstimmen zu werfen. Immerhin versuchen wir mit unserer Arbeit im Referat ebenfalls viele der vorgeschlagenen Maßnahmen im kleinen Rahmen umzusetzen. Den Text dazu findet ihr hier:

 

Das laufende Volksbegehren Artenvielfalt erregt die Gemüter. Die Kritik ist laut und vielfach natürlich auch wichtig.

Befasst euch damit, bevor ihr irgendetwas unterschreibt!

An vorderster Front natürlich der Bauernverband. Sie erklären allerdings nicht, wieso EU-Fördergelder nicht mehr ausgezahlt werden sollten, wenn die daran gekoppelten Maßnahmen in lokaler Gesetzgebung verankert sind.

Sie berücksichtigen auch nicht, dass Landwirtschaft und Stadtplanung auf verschiedenen Verwaltungsebenen spielen und es bereits einige Städte gibt, die im Zuge des Volksbegehrens ein Verbot von steinernen Vorgärten erwägen.

Sie führen natürlich an, dass sich Landwirte in Bayern bereits vielfach für den Naturschutz einsetzen und ignorieren gekonnt, dass bereits wenige schwarze Schafe hier erheblichen Schaden im Naturraum anrichten können. Eine Verpflichtung steht außerdem keinesfalls im Gegensatz zur Förderung. Es ebnet eher den Weg für zusätzliche Förderungen auf Landesebene, statt privatwirtschaftliche Interessensbezuschussung.

Sie berücksichtigen auch nicht, dass es zwar eine steigende Anzahl von Honigbienenvölkern gibt, die Gesamtmasse der Insekten aber weiterhin dennoch stark abnimmt. Der Gesetzesentwurf, der hier zur Diskussion vorgelegt werden soll, deckt sehr viel mehr ab als nur die Bienen.

Stattdessen wird vermeintliches Bauernbashing aufgeführt und die Verantwortung der Landwirtschaft am Artensterben heruntergespielt. Ich hätte erwartet, dass sie sich mehr Mühe geben, statt sich nur als Lobby der Agrochemie zu profilieren. Immerhin werben sie doch mit ihrem komplexen Verständnis des Naturraums.

Stellungnahme des Bauernverbandes zum Volksbegehren

Besonders von jüngeren Landwirten hört man häufiger den Vorwurf, wieso denn dieses Thema erst jetzt so groß wird. Man tut doch bereits so viel und der Pestizideinsatz war früher um Welten sorgloser. Wieso gab es dann früher noch kein großes Insektensterben?

Das gab es! Populationsgrößen sind übrigens verzögerungsbehaftet. Schrumpfen durch Gifte kommt verspätet und auch die Wirkungsweise aktueller Schutzprogramme zeigt sich erst mit der Zeit (Stichwort: extinction dept). Und der Grund, weswegen viele der früheren Insektizide verboten sind, ist ihre Gefährlichkeit. DDT etwa wurde verboten, weil sein Erfolg gegen die Insekten gleichzeitig ein großes Vogelsterben mit sich brachte. Insekten hingegen werden noch nicht so lange direkt beobachtet. Eine der längsten Datenreihen besitzt die Krefelder Studie von Hallmann et al. (ihr habt davon gehört. garantiert!). Indirekter lässt sich eine Abnahme der Insektenpopulation deutlich weiter zurückverfolgen.

Ein anderer Punkt ist die Veränderung in der Landwirtschaft. Der Druck auf die Fläche steigt an, es gibt keine Freiräume mehr. Gleichzeitig entstehen immer mehr große Industriehöfe, die kleineren Felder von kleinen und mittleren Höfen verschwinden. Damit ebenso die Hecken und schwächer bewirtschafteten Ackerrandstreifen. Weidehaltung wird durch Großställe ersetzt. Damit schwindet auch der Lebensraum, trotz steigender Sorgfalt bei der Schädlingsbekämpfung.

Man tut einiges aber es gibt enorme Altlasten zu beseitigen.

Auf alle diese Argumente geht auch die Radioreportage des BR noch einmal detailliert ein und liefert die Hintergründe gleich mit. Sehr empfehlenswert, sich diese Zeit einmal zu nehmen.

Podcast vom BR zum Thema

Informiert euch gerne und gründlich zum Thema und guckt euch auch an, wie ihr selbst aktiv sein könnt. Aber vergesst vor lauter Information nicht, auch eure Unterschrift abzugeben 😉 Es mag nicht alles perfekt im Gesetzesentwurf sein (immerhin ist es ein Entwurf), aber es ist der beste Ansatz, den wir zur Zeit haben und ein wichtiges Signal für die Politik.

Den Gesetzesentwurf und wo unterschrieben werden kann findet ihr auch unter

www.volksbegehren-artenvielfalt.de

Was ist eure Meinung? Hat der Bauernverband doch recht? Wird der Artenschutz sowieso überbewertet und ist nur ein weiterer Baustein hin zur „Ökodiktatur“?

20181007_155641.jpg

RefÖko Wochenpost

Wie einige vielleicht wissen, engagiere ich mich hier an der Uni im Referat für Ökologie und Nachhaltigkeit. In dem Rahmen fand unter anderem die Urban Gardening Ausstellung auf der Landesgartenschau statt, über die ich ja auch hier viel berichtet habe. Seit einiger Zeit schreibe ich auch einen Newsletter, die „Ökologische Wochenpost“, in deren Rahmen Protokolle, Termine und einige aktuelle und interessante Themen rund geschickt werden. Termine und Protokolle sind für diesen Blog uninteressant, aber es kam der Gedanke, ob die angesprochenen Themen vielleicht spannend sind?

Daher jetzt dieser Beitrag. Unten findet ihr die Themen aus der aktuellen Wochenpost. Lasst mich doch gerne wissen, ob ihr so etwas hier gerne öfter sehen möchtet, ob es zu ausführlich oder zu kurz ist. Findet es Anklang oder stört es eher? Tobt euch in den Kommentaren aus 😉

Liebe Leute,

mit Projekten wie den Biotopen am Campusgarten oder der Wildblumenwiese auf dem zentralen Campus versucht das Referat seinen Teil im Kampf gegen das Insektensterben zu leisten. Eine internationale Konferenz hat zu solchen Zwecken jetzt einen praktischen 9-Punkte Plan veröffentlicht. Aktionen sind wichtig, denn es ist hinreichend bekannt, dass unsere Agrarlandschaft auf Biodiversität angewiesen ist.

https://www.naturkundemuseum-bw.de/aktuell/nachricht/9-punkte-plan-praesentiert

https://www.leopoldina.org/politikberatung/arbeitsgruppen/biodiversitaet-in-der-agrarlandschaft/

 

„Viele dachten lange Zeit, Klimawandel betreffe nur Inseln im Pazifik. Dem ist aber nicht so. […] Ein Jahr wie dieses mit heftigen Stürmen zu Jahresbeginn und der anhaltenden Trockenheit wird immer weniger zum Ausreißer werden.“ Das sagt NRWs Umweltministerin Ursula Heinen-Esser im Rahmen eines Berichtes, der auch einmal mit handfesten Zahlen aufwarten kann. Es kommt nichts auf uns zu, es ist schon da!

https://www.agrar-presseportal.de/Nachrichten/Der-Klimawandel-ist-in-Nordrhein-Westfalen-sichtbar-und-spuerbar_article26474.html

 

Und auch Bayern hat seinen Koalitionsvertrag. Wir empfehlen besonders Kapitel III – nachhaltiges Bayern. Man möchte es fast für Satire halten. Mehr Innenverdichtung, aber auch mehr grüne Inseln in der Stadt. Verkehrswende aber Bayern bleibt Autoland. Inkonsequenz ist in.

https://www.csu.de/common/csu/content/csu/hauptnavigation/dokumente/2018/Koalitionsvertrag__Gesamtfassung_final_2018-11-02.pdf

 

Das ist zwar alles nur wenig optimistischer, als ich es euch letzte Woche versprochen habe, aber immerhin… Wir arbeiten dran 😉 Bis dahin gibt es noch einen kleinen Bonus. Trinkt Wasser! Es ist sehr gut!

https://www.youtube.com/watch?v=lfA8pT-1eKM&t=651s

Euer Referat Ökologie / der Öko-Onkel

Feiertage tun nicht gut

Ich habe leider keine Ausgabe Hörsaalgetuschel, die auf einen Ostersonntag passen würde… eigentlich habe ich nicht einmal eine Idee für einen regulären Sonntag. Dafür habe ich wieder andere Ideen im Kopf. Sind es Sackgassen oder der große Wurf? Man weiß es nicht. Aber immerhin sind mal Ideen da, und das ist ja auch schon einmal was.

Ich wünsche euch allen einen tollen Start in den Frühling!

 

Die Erkenntnis des Tages lautet: Feiertage tun mir nicht gut. Über das lange Wochenende bin ich zu meiner Familie gefahren. Weg von der Uni, weg von der Arbeit, weg von der Baustelle, räumlich wie emotional und geistig. Eine kurze aber wichtige Auszeit mit echtem Abstand, bevor der Wahnsinn in die finale Phase tritt und alles eskaliert.

Die ideale Zeit, sich auch einmal mit Freunden von früher zu treffen, die ebenfalls die freien Tage einmal nutzen, um sich in der alten Heimat aufzuhalten. Das letzte Mal ist bereits viel zu lange her und so gibt es viel zu erzählen und auszutauschen. Geschichten aus anderen Fachbereichen, Infos zu Themen, mit denen man sich lange nicht mehr befasst hat, wenn überhaupt, oder einfach nur eine Bemerkung in einem Nebensatz.

Und plötzlich passiert es. Ideen stehen im Raum, werden neu kombiniert, gedreht und von anderen Seiten beleuchtet. Und schon rennen da wieder Gedanken durch den Kopf, die man eigentlich schon die ganze Zeit hatte, aber immer effektiv unter viel Arbeit ersticken konnte. Wege tun sich auf, die man bisher immer ignoriert oder aber wenigstens verdrängt hat, weil sie schließlich noch mehr Arbeit bedeuten würden.

Aber gerade hat man nicht noch mehr Arbeit, sondern sogar ein wenig Zeit, einmal kräftig durchzuatmen. Wichtige Arbeiten bleiben dennoch auf der Strecke aber dafür kommt der Kopf so weit zur Ruhe, dass plötzlich anderes darin umher rennen kann. Und schon schieben sich in einer gewaltigen Orogenese neue Traumgebirge aus den Untiefen des Geistes hervor. Imposante Gletscher graben sich in die Täler und lassen helle, breite Korridore zurück, die verlockende Blicke auf so nahe Ziele zulassen.

Auf einmal scheint alles so klar und einfach zu sein. Hätte ich ein Notizbuch dabei, ich würde mich vermutlich direkt hinein stützen, alles aufzuschreiben. Aber ich habe nicht einmal einen Stift und so wird der größte Teil der Gedanken morgen Früh gemeinsam mit dem Rausch verschwunden sein. Dann sind die ganzen Wege wieder verschlossen, wenn sie nicht so gut waren, dass ich mich immer noch daran erinnere.

Oder aber, wenn ich nicht daran gedacht zu habe, sie irgendjemandem über die Messenger zu schreiben. Das ist vielleicht nicht die beste Methode, einen Gedanken zu retten, aber es ist immerhin eine.

20180331_131215.jpg

Der Funfact der Woche 1.

Heute gibt es statt des Blödsinns der Woche einmal einen Funfact der Woche, denn ich bin heute in der Veröffentlichung vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur „Verkehr in Zahlen“ auf die Angabe gestoßen, dass in Deutschland 2013 ganze 1.084,8 Mrd. Personenkilometer zurückgelegt wurden. (Also etwa 1.084.800.000.000 km. Ja, die Zahl ist gerundet.)

Diese Zahl ist groß genug, als dass ich mir nichts darunter vorstellen konnte, sie aber gerne etwas visualisierbarer hätte. Das naheliegende Modell, X mal um den Äquator, lassen wir mal gleich aus. So groß ist unsere kleine Murmel wirklich nicht, dass uns das hilft. Auch die Entfernung Erde – Mond wirkt spontan eher … mau. Was ist sonst noch logisch? Die Entfernung Erde – Sonne. Unser Muttergestirn ist zwar auch schon unfassbar weit weg, aber irgendwo muss man ja anfangen. Also …

Mittlere Distanz Erde – Sonne = 1 AE (Astronomische Einheit) = 149.597.870,7 km

Die Zahl ist etwas kleiner, als unsere Verkehrsleistung, und mit ihr komme ich darauf, dass wir alle zusammen 7251,44 AE zurücklegen, also über 7000 mal die Strecke zwischen Erde und Sonne.

Kann ich damit jetzt mehr anfangen? Wer weiß, aber das ist immer noch echt eine große Zahl. Immerhin braucht das Licht von der Sonne bis zu uns etwa 8,5 Min. Der Nächte Schritt ist logisch, oder?

1 Lj (Lichtjahr) = 9.460.730.472.581 km

Die Zahl ist schon deutlich größer. Sie ist sogar größer als unsere kumulierte Personenkilometerstrecke. Dennoch, wir schaffen sagenhafte 0,11466 Lichtjahre!

Über 1/10 Lichtjahr! Nur in Deutschland! Nur 2013! Und seitdem ist die zurückgelegte Strecke beständig weiter gestiegen. Über 40 Tage Reise bei Lichtgeschwindigkeit.

Gut, damit ist die Zahl immer noch nur minimal greifbarer für mich winziges Menschlein geworden, aber Spaß hat es trotzdem gemacht, es ist dennoch irgendwo ein Blödsinn der Woche geworden, und wenn ich schon immer das letzte Wort haben muss, dann doch folgendes:

Faszinierend!

Fremont Rakete ICBM

Du möchtest gerne wissen, was es mit dieser Rakete auf sich hat? Ich empfehle einen Blick in den Reiseführer hier *Link*. Es lohnt sich 😉

Sollte ich irgendwo einen Denkfehler haben, seid ihr herzlich eingeladen, mit mir darüber in den Kommentaren zu diskutieren.

Der absolute Löwenanteil dieser Strecke wird übrigens mit dem Auto zurückgelegt, größtenteils von Leuten, die ihr Fahrzeug alleine bewegen. Die Zahl der möglichen Personenkilometer ist also ein Vielfaches größer.

Der Blödsinn der Woche 20.

Der heutige Blödsinn ist tatsächlich einmal eine Frage zu den Problemen des Universums. Seit dieser Woche ist die Welt ja leider einen brillanten Wissenschaftler ärmer, dem diese Frage dennoch zu banal gewesen wäre. Sei ihm seine Ruhe gegönnt, euch hingegen nicht so sehr 😉

 

Wenn es im Universum nur eine begrenzte Menge Materie gibt, wie kann es beim all-you-can-eat Buffet unbegrenzten Nachschub geben?

dark-1835776_1280

Nur mal ganz kurz …

Eigentlich würde ich hier jetzt gerne den neuen Teil von Hinterm Horizont präsentieren. Aber leider bin ich mit dem Teil, den ich geschrieben habe, ausgesprochen unzufrieden. Ich habe ihn also lieber wieder gelöscht, statt Euch hier etwas halbgares zu präsentieren. Und zu allem Überfluss habe ich nicht die Zeit finden können, rechtzeitig etwas neues zu schreiben.

Neben den Arbeiten für ein Projekt kurz vor der Eröffnung, zu dem ich wohl unbedingt mal einen Beitrag schreiben sollte, bin ich aktuell im Praktikum und mit einem recht zeitintensiven Projekt betraut.

Vielleicht erinnert sich ja noch jemand, aber es gab vor einer Weile hier diesen Link zu meiner Umfrage. Sie ist immer noch offen und aktiv. Falls Ihr also noch jemanden kennt, der sie nicht ausgefüllt hat, wäre es immer noch eine große Hilfe, wenn die Teilnehmerzahl steigt. Denn die Ergebnisse fließen auch direkt in das Projekt aus dem Praktikum ein. Vielleicht kann ich ja bald Genaueres berichten. Für den Moment jedenfalls bemerke ich wieder, dass ich dringend lernen muss, strukturiert zu denken und zu arbeiten. 😀 Vielleicht kann ich ja dann auch mal mein eigenes Chaos beherrschen.

Bis Freitag, genießt die Kälte, denn der Sommer wird hoffentlich noch einmal so richtig zeigen, wie er auszusehen hat. Ich kann es kaum erwarten!

Euer Graf

Momente XIV

Lautlos fallen dicke Flocken vom Himmel, tanzen im dämmrigen Licht der Straßenlaternen, die mitten am Tag versuchen, ein wenig Helligkeit unter die dunklen Wolken zu tragen. Der Blick zum Fenster hinaus fällt gegen eine fluffige Wand aus schaumigen Wasserkristallen. Die Kälte des nahen Fensters zieht die Wärme aus dem Gesicht und trägt einen Geschmack von Kälte auf Lippen und Zunge. Es stellt einen angenehmen Kontrast zur wohligen Wärme im Zimmer dar, die von der Heizung unter dem Fenster die Beine empor gekrochen kommt und sich an den Rücken schmiegt. Im Raum herrscht eine angenehme Stille, fast schon ein wenig beängstigend. Irgendwo zwei oder drei Etagen weiter oben brummt eine Spülmaschine. Sie ist lauter als der Lieferwagen, der sich unten den Weg über die zugeschneite Straße kämpft. Der Schnee schluckt den meisten Motorenlärm und fällt dicht genug, um die hässlich dunkle Spur aus Schneematsch hinter ihm direkt wieder zu bedecken. Selbst hier, mitten in der Stadt, mitten am Tag, ist es leise. Der Schnee hat etwas Friedliches, Beruhigendes. Er frisst alle Störlaute auf, verbirgt Dreck und die vielfach stümperhaft geflickte Straße, setzt eine gleichmäßige und sanft geschwungene weiße Fläche an ihre Stelle. Es ist, als würde die Welt einmal tief seufzen und Pause machen, zur Ruhe kommen, für einen Moment einfach anhalten. Und gerade, als es fast schon zu ruhig wird, springt ein junger Hund voller Begeisterung durch den Schnee, hüpft hoch, um Schneeflocken aus der Luft zu fangen und rollt sich durch das kalte Pulver. Wenn er sich hinlegt, erkennt man nur noch das rot leuchtende Halsband. Dann springt er wieder los, rennt auf und ab und steckt jeden heimlichen Beobachter mit seiner kindlichen Freude an. Er müsste eigentlich die friedliche Stille stören, doch harmoniert er so gut mit dem Tanz der Schneeflocken, dass es nur noch idyllischer wirkt.

DSC00662